Tote nach Unwetter auf Mallorca
10. Oktober 2018Zwei der zehn Todesopfer sind britische Urlauber, teilte ein Sprecher der Polizeieinheit Guardia Civil mit, die anderen Einheimische. Drei Menschen wurden am Nachmittag von Rettungskräften lebend gefunden, sie hatten sich in einen alten Bahnhof gerettet. Ein Kind wird nach Angaben des Notdienstes der Balearen noch vermisst.
Die Behörden rüsten sich
"Was ich hier heute gesehen habe, das ist schlimmer als Krieg. Es ist eine Katastrophe", zitierte das "Mallorca Magazin" den Deutschen Thomas Wenzel, der seit mehr als 20 Jahren in dem vom Unwetter besonders betroffenen Sant Llorenç des Cardassar im Osten Mallorcas wohnt - der von dem Unwetter am schlimmsten betroffenen Region.
Innerhalb von nur zwei Stunden stürzten dort am Dienstagabend nach Angaben des Wetterdienstes 233 Liter Wasser vom Himmel. Zum Vergleich: Im gesamten vergangenen Jahr sind in Deutschland im Schnitt 850 Liter pro Quadratmeter heruntergegangen. In Sant Llorenç rund 60 Kilometer östlich der Hauptstadt Palma trat ein Sturzbach über die Ufer. Die Wassermassen verwandelten Straßen innerhalb von Minuten in reißende Flüsse. Zahlreiche Autos wurden mitgerissen und Häuser unter Wasser gesetzt, wie auf Bildern und Videoaufnahmen von Medien und des meteorologischen Dienstes der Balearen zu sehen war.
Bewohner versuchten verzweifelt, das Wasser mit Eimern aus ihren Häusern zu schippen. Betroffene erzählten von dramatischen Augenblicken: "Ich bin ums Überleben geschwommen", sagte ein junger Mann im spanischen Fernsehen. Rentner Manuel Torescussa wurde von den Wassermassen in der Nähe von Sant Llorenç in seinem Auto erwischt. "Ich konnte gerade noch aus einem Fenster ins Freie klettern und musste dann 500 Meter schwimmen, fast meine gesamte Kleidung blieb dabei an einem Metallzaun hängen", erzählte er der Zeitung "Diario de Mallorca".
Ein Feuerwehrmann, der in der Nacht in den betroffenen Gebieten im Einsatz war, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die Menschen auf Bäumen und Dächern saßen. "Der Zugang mit dem Feuerwehrwagen war schwierig, so dass wir meist mehrere Versuche unternehmen mussten, um an die Menschen heranzukommen."
Dutzende Häuser mussten evakuiert werden. Rund 200 Menschen verbrachten die Nacht in Sportanlagen der Stadt Manacor, unter anderem in einer Anlage des aus Mallorca stammenden Tennis-Weltstars Rafael Nadal, "Trauriger Tag", twitterte Nadal, der seine Hilfe anbot.
Zahlreiche Hilfskräfte im Einsatz
Die Rettungsteams waren mit rund 400 Hilfskräften im Einsatz. Oberste Priorität hatte zunächst den ganzen Tag lang die Suche nach Vermissten. Neben Dutzenden Fahrzeugen wurden auch vier Hubschrauber, ein Flugzeug und ein Schiff eingesetzt. Unwetter mit Überschwemmungen gab es in Spanien auch in Katalonien im Nordosten sowie in der Provinz Málaga im Süden des Landes.
Spaniens Premierminister Pedro Sanchez meldete sich am Morgen auf Twitter, bekundete Solidarität und versprach Unterstützung. Nach Angaben seines Büros wird er noch an diesem Mittwoch in die Region reisen und sich selbst ein Bild machen. Auch das spanische Königshaus sprach den Betroffenen via Twitter seine Solidarität aus.
cgn/ww (dpa, rtre, APE)