Viele hatten die Ausmusterung des Airbus A380 bedauert. Doch jetzt legt das mehrfach totgesagte Riesenflugzeug ein unerwartet starkes Comeback hin.
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Im Mai 2020 hatte die Düsseldorf ihren bis jetzt letzten Flug absolviert - aus eher traurigem Anlass. Damals stand der weltweite Luftverkehr in der ersten Phase der Pandemie so gut wie still, die Lufthansa fürchtete wie viele andere Airlines um ihr Überleben. Ihre Flotte aus 14 riesigen Airbus A380 für jeweils 509 Passagiere war da ein rechter Klotz am Bein, dessen man sich schnell entledigen wollte.
Lufthansa brachte ihre A380 damals auf Abstellplätze in Teruel in der spanischen Halbwüste und nach Tarbes-Loudes im Südwesten Frankreichs. Darunter das Flugzeug mit dem Taufnamen der Landeshauptstadt von Nordrhein-Westfalen und dem Kennzeichen D-AIMK, in Luftfahrtkreisen daher auch Mike Kilo genannt. Fast alle 14 Lufthansa-Riesen stehen immer noch dort, und es sah lange so aus, als wäre es das gewesen mit der A380-Ära bei der Kranich-Airline, die erst 2010 begonnen hatte.
Der Irrtum des Lufthansa-Chefs
Die Pandemie schien das endgültige Aus für vierstrahlige Großraumflugzeuge zu bedeuten, die Produktion der A380 war bereits 2021 eingestellt worden, die letzte Boeing 747 hat die Werkshallen bei Seattle Anfang Dezember nach über 50 Jahren Produktion verlassen. Die 747 fliegt kaum noch Passagiere, sondern zumeist Fracht, auch während der Lockdowns, während die A380 zur Hochzeit der Pandemie kaum noch am Himmel zu sehen war. Gerade mal gut 20 von 251 ausgelieferten Riesen waren damals noch als 'aktiv' eingestuft. Und an eine Rückkehr glaubte man bei vielen bisherigen Betreibern nicht. "Die A380 kommt natürlich nicht zurück", war sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr noch im Herbst 2021 sicher.
Gut ein Jahr später ist alles anders. Seit Sommer 2022 liegt die weltweite Nachfrage nach Flügen wieder auf 80 Prozent des Niveaus vor der Pandemie, doch gleichzeitig leiden die Airlines unter extremer Flugzeugknappheit. Viele unrentable ältere Flugzeuge wurden in der Krise vorzeitig ausgemustert. Vor allem bei großen Langstreckenjets herrschen gleichzeitig massive Lieferengpässe - vor allem, weil Boeing nicht wie vorgesehen liefern kann.
Boeing 747 - die "Königin der Lüfte"
Boeing hat die Produktion der populären 747 eingestellt. Der Jumbo-Jet flog seit seinem Jungfernflug 1969 für Regierungen und zahllose Passagiere. Ein Klassiker verabschiedet sich - fast.
Bild: Nicolas Economou/NurPhoto/Getty Images
Der letzte Jumbo-Jet rollt aus
Nach mehr als 50 Jahren endet die Produktion der Boeing 747. In Everett bei Seattle verließ am Dienstagabend der letzte Jumbo-Jet das große Boeing Werk. Die Maschine wird noch einige Testflüge absolvieren bevor sie an den Kunden ausgeliefert wird. Wegen geringer Nachfrage hatte der Konzern 2020 angekündigt, die Produktion einzustellen und damit das Ende des Flugzeug-Klassikers eingeläutet.
Bild: Paul Weatherman/Boeing/dpa/picture alliance
1969 - Ein guter Start für Boeing
Den Jungfernflug feierte die Boeing 747 im Jahr 1969. Es war das damals größte Passagierflugzeug und etwa ein Jahr später ging die erste Maschine bei der US-Fluggesellschaft Pan Am in den Liniendienst. 1574 Exemplare des Riesenfliegers produzierte Boeing in den vergangenen fünf Jahrzehnten. Boeing-Manager Kim Smith bezeichnete die letzte Auslieferung des Flugzeug-Typs als "sehr surreal".
Bild: - /AFP/Getty Images
Lufthansa und Boeing, ein Traumpaar
Die Lufthansa war einer der wichtigsten Kunden der Boeing 747. Von den nur 47 produzierten Exemplaren der neuen 747-8 wurden 19 Teil der Lufthansa-Flotte. Trotz neuer Tragflächen, mehr Passagierplätzen und sparsamerer Triebwerke konnte sich das neue Modell nicht durchsetzen. Viele Airlines setzten auf Langstreckenflügen inzwischen kleinere Modelle ein, wie die Boeing 787 oder den Airbus A 350.
Bild: Daniel Kubirski/picture alliance
Air Force One
Seit 1990 wird eine Boeing 747-200B vom amtierenden Präsidenten der USA verwendet, im allgemeinen Air Force One genannt. Die große Maschine mit weiter Flugreichweite wurde für diesen Zweck speziell ausgerüstet. Mit an Bord: medizinische Ausstattung sowie eine militärische Operationsbasis. Auch ein privater Hawaii-Urlaub ist mit der Air Force One drin.
Bild: SAUL LOEB/AFP/Getty Images
Ein fliegendes Teleskop
Von 2010 bis 2022 flog eine Boeing 747-SP im Dienst der Wissenschaft. SOFIA hieß die Zusammenarbeit der NASA und der Deutschen Luft- und Raumfahrt (DLR), zur Infrarotastronomie wurde die B747 mit einem Spiegelteleskop ausgerüstet. Das fliegende Teleskop brachte unter anderem Hinweise darauf, wo das Wasser auf der Erde seinen Ursprung hat und ermöglichte die Erforschung des "Zwergplaneten" Pluto.
Bild: piemags/IMAGO
Bye-bye, Boeing 747
Als die Corona-Pandemie 2020 den Flugverkehr lahmlegte, nahmen British Airways und Quantas den weltbekannten Jumbo-Jet aus ihrer Flotte. Die großen US-Airlines Delta und United hatten das Modell bereits seit Jahren aus dem Betrieb genommen. Die B747 flog fast 50 Jahre für Quantas. Am 22. Juli 2020 versammelte sich eine kleine Menschenmenge in Sydney, um das bekannte Flugzeug zu verabschieden.
Bild: PETER PARKS/AFP/Getty Images
"Die Maschine befindet sich im Landeanflug"
Die Boeing 747 stand für Fortschritt und Technik, diente der Wissenschaft und flog Regierungen. Für Boeing spielte die B747 zuletzt keine große Rolle mehr. Aber viele Menschen verbinden persönliche Erinnerungen mit dem Klassiker. Das Ende der Produktion bedeutet nicht, dass die B747 aus der Luft verschwindet. Aber eine Ära endet und die "Königin der Lüfte" befindet sich endgültig im Landeanflug.
Bild: Boris Roessler/dpa/picture alliance
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A380 profitiert von Boeings Problemen
Nach langer Zwangspause durch erhebliche Qualitätsprobleme wird der Bestseller 787 erst seit kurzem wieder ausgeliefert, erstmals auch an die Lufthansa. Die Indienststellung des aktuell größten produzierten neuen Verkehrsflugzeugs, der Boeing 777-9, verzögert sich immer weiter. Eigentlich sollte es längst im Liniendienst fliegen auch bei der Lufthansa; kürzlich musste Boeing aber einräumen, dass es nicht vor 2025 soweit sein wird - nach immer neuen Rückschlägen im Testprogramm. So blieb der Lufthansa quasi gar keine andere Wahl, als zumindest einige A380 zu reaktivieren, die zwar nicht wirklich rentabel betrieben werden können, was aber besser ist, als Nachfrage und bestimmte Routen gar nicht zu bedienen oder Landeslots zu verlieren.
Deshalb kam am 2. Dezember auf einmal wieder Leben in die Düsseldorf. Nach zweieinhalb Jahren Dornröschenschlaf unter spanischer Sonne herrschte hektische Betriebsamkeit, Lufthansa-Wartungspersonal hatte wochenlang das Comeback des Fliegers in Spanien vorbereitet. Der Anblick der Kabine nach so langer Zeit am Boden mutete gespenstisch an: die Fenster abgeklebt, die Sitzreihen unter schwarzen Plastikplanen versteckt, selbst die Pilotensitze dick in Folie eingehüllt. Hatte man 2020 bereits rund 2000 Arbeitsstunden investiert, um den Riesen in den Dämmerzustand zu versetzten, in der Fachsprache deep storage genannt, so benötigt man für die Wiederweckung noch mehr Aufwand, etwa 2500 Arbeitsstunden, vom Entfernen aller Abdeckungen bis zu Triebwerksprobeläufen.
Im Einsatz erst ab Frühjahr
Und als es dann am 2. Dezember endlich losgehen sollte mit der Überführung nach Frankfurt, hatte die Wartungsfirma doch tatsächlich vergessen, die neueste Software im Cockpit aufzuspielen, der Start verzögerte sich daher nochmals um Stunden. Und dass die Düsseldorf wieder abhob, heißt keineswegs, dass sie schon einsatzbereit ist nach der langen Bodenzeit. Der Überführungsflug nach Frankfurt musste aus technischen Gründen mit ausgefahrenem Fahrwerk erfolgen. Womit das Flugzeug viel mehr Luftwiderstand erzeugte, langsamer und tiefer fliegen musste und mehr Sprit verbrauchte. Am Ende dauerte der Weg von Teruel nach Frankfurt drei Stunden und neun Minuten, fast doppelt so lang wie üblich.
Es wird noch Monate dauern, bis Mike Kilo wieder mit Passagieren starten kann, was für Ende März vorgesehen ist. Vorher folgen ausgiebige Wartungsarbeiten zunächst in Frankfurt, unter anderem müssen Hagelschäden an den Landeklappen behoben werden. Dann wird die A380 für weitere große Überholungen nach Manila geflogen (dort wartet Lufthansa Technik die A380), gleichzeitig werden neue Beatzungen für die Kabine trainiert und Piloten auf den neuesten Trainingsstand gebracht. Zunächst wird Lufthansa nur drei ihrer ehemals 14 Riesen wieder reaktivieren, als nächste sollen die Delhi und die Hamburg wieder abheben, im Passagierbetrieb werden alle drei im Frühjahr in München stationiert, möglicherweise folgen noch zwei weitere Maschinen.
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Wohl längerfristiger Einsatz
Die Entscheidung der Lufthansa zur Wiedereinführung der A380 ist nicht die einzige Überraschung. Jetzt kündigte auch Etihad aus Abu Dhabi an, vier ihrer zehn A380 für die Route nach London-Heathrow zu aktivieren. Das freut Fans der A380 ganz besonders, denn keine andere Airline bietet ein derart luxuriöses Interieur an Bord bis hin zu The Residence, einer Art Privatwohnung mit eigenem Schlaf- und Badezimmer mit Dusche über den Wolken.
Aktuell ist bereits mehr als die Hälfte aller A380 wieder im Einsatz und es werden noch mehr. Größter Betreiber ist Emirates, die derzeit mit knapp 90 ihrer Riesen wieder abhebt. "Wir hoffen dass wir alle verbliebenen 118 A380 im nächsten Jahr wieder in Betrieb nehmen können", sagte Emirates-Chef Sir Tim Clark kürzlich gegenüber DW. Zehn der ehemals 15 Airlines, die die Maschinen im Bestand haben, nutzen ihre Riesen wieder, viele nur eine reduzierte Anzahl, einzig British Airways hat alle zwölf im Einsatz. Qantas, Emirates und Singapore Airlines haben sogar ihre A380-Kabinen modernisiert, was auf eine längere Einsatzdauer hindeutet.
Für die A380 hat damit ein drittes Leben begonnen: Durch massive Produktionsprobleme drohte ihr zuerst bereits 2005 das Ende, noch vor ihrem Premierenflug. Dann schien die Pandemie ihr Aus zu besiegeln. Doch nun startet die A380 tatsächlich ein drittes Mal durch.
Das Ende der Riesenflieger
Nicht nur dem Airbus A380, auch Boeings 747 schlägt die Stunde. Nach KLM, Virgin Atlantic und British Airways schickt nun auch die australische Qantas den Jumbo in die Wüste. Die Ära der Riesenflieger geht zu Ende.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst
Abschied von Sydney
Qantas-Chef Alan Joyce hat die letzte Boeing 747 seiner Flotte in den Ruhestand verabschiedet. Die letzte Reise führt in die kalifornische Mojave-Wüste. Qantas war einst die weltweit einzige Airline mit einer 747-Flotte. Derzeit sind insgesamt noch 30 Jumbos weltweit im Einsatz, die allermeisten als Frachtmaschinen.
Bild: picture-alliance/dpa
Bye Bye Jumbo auch in London
Ende vergangener Woche hatte British Airways mitgeteilt, ihre gesamte 747-Flotte vorzeitig und mit sofortiger Wirkung stillzulegen. "Wegen des durch die COVID-19-Pandemie verursachten Rückgangs des Reiseverkehrs ist es unwahrscheinlich, dass unsere "Königin der Lüfte" jemals wieder kommerzielle Dienste für British Airways anbieten wird", so die Airline.
Bild: picture-alliance/empics/B. Birchal
Massenandrang bei erstem Flug
Der erste kommerzielle Flug der Boeing 747 mit PanAm ging am 21. Januar 1970 von New York nach London. Rund 9000 Menschen hatten sich für die Premiere registrieren lassen, mitfliegen konnten am Ende nur gut 360 und das auch nur mit Hindernissen. Nachdem sich ein Triebwerk überhitzt hatte, musste alle in eine Ersatzmaschine umsteigen, die dann mit fast sieben Stunden Verspätung startete.
Bild: Getty Images/AFP
Glamour der Königin der Lüfte
War bis Ende der 60er Jahre Fliegen etwas für Wohlhabende, konnten sich nun dank billigerer Tickets auch Normalverdiener Flüge leisten. Trotzdem war die 747 nicht leicht zu füllen. Da Flugpreise damals noch staatlich festgelegt waren, lockten die Airlines mit Luxus wie Cocktail-Lounges mit Sofa und Nierentischen im Heck. Bis heute wurden mit der 747 fast sechs Milliarden Menschen befördert.
Bild: picture-alliance/dpa/Boeing
Ölkrise bremste auch Boeing 747
Wenige Jahre nach dem glanzvollen Start würgte die Ölkrise 1973 die Begeisterung für den Jumbo wieder ab. Viele Fluggesellschaften mussten ihre 747 am Boden lassen, weil es schlicht zu teuer war, sie in die Luft zu bringen. Bestellungen von Flugzeugen wurden storniert. Erst ab Mitte der 70er Jahre mausert sich der Jumbo-Jet zum dominierenden Flugzeug der Langstrecke.
Bild: picture-alliance/dpa
Langstrecken-Ikone revolutionierte die Luftfahrt
In den letzten fünf Jahrzehnten hat die 747 dazu beigetragen, den globalen Luftverkehr kräftig zu verändern. Flughäfen wurden zu riesigen Drehkreuzen ausgebaut, denn mit dem gewaltigen Jumbo-Jet konnten viele Passagiere gleichzeitig über Langstrecken transportiert werden, um dann in kleineren Flugzeugen zu Regionalflughäfen weitergeflogen zu werden.
Es gab auch tragische Ereignisse in der Jumbo-Jet-Ära, etwa den Bombenanschlag von Lockerbie 1988 (Bild) oder 1977 den Zusammenstoß zweier 747 auf der Startbahn des Flughafens von Teneriffa, bei dem mehr als 500 Menschen starben. Mehrere Boeing 747 verloren im Flug ein komplettes Triebwerk. Eine Frachtversion stürzte deshalb in Amsterdam auf ein Haus.
Bild: picture-alliance/ dpa
747 zuletzt kaum noch nachgefragt
Die Branche setzt inzwischen auf kleinere Maschinen mit zwei Triebwerken, die weniger Sprit verbrauchen. Boeing habe bereits vor mindestens einem Jahr die letzten Teile für die 747 bei den Zulieferern bestellt, heißt es aus Branchenkreisen. Bei einer Baurate von einem halben Flugzeug pro Monat habe das Programm noch mehr als zwei Jahre vor sich, so ein Sprecher des Konzerns.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst
Der US-Präsident fliegt weiter 747
Laut Bloomberg sind die gut ein Dutzend bei Boeing in Auftrag gegebenen Maschinen alle Frachtversionen der 747, im Passagierbereich seien seit Jahren keine neuen Jumbos bestellt worden. Der letzte Auftrag stamme aus dem Jahr 2017, so die Nachrichtenagentur Reuters. Da habe die US-Regierung zwei 747-8 bestellt, als Air Force One für den Präsidenten.
Bild: picture-alliance/empics
Auch Airbus produziert nicht mehr weiter
Insgesamt wurden in über 50 Jahren mehr als 1550 Maschinen des Modells 747 ausgeliefert. Der europäische Konkurrent Airbus hat sein Prestige-Projekt A380 bereits Anfang 2019 aufgegeben. Die Produktion des Riesenflugzeugs werde nur noch bis 2021 laufen, teilte Airbus im Februar mit. Insgesamt wurden vom A380 nur rund 250 Maschinen verkauft.