Elf Deutsche starten in diesem Jahr bei der Tour de France. Nicht bekannte Namen wie Marcel Kittel, André Greipel oder Tony Martin werden im Mittelpunkt stehen. Eine Reihe junge Fahrer ist bereit zur Wachablösung.
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Verschwitzt und noch gezeichnet von den Strapazen des Rennens, stand Maximilian Schachmann vergangenen Sonntag oben auf dem Siegerpodest. Auf dem Sachsenring bei Chemnitz hatte er sich in einer Hitzeschlacht bei 35 Grad seinen ersten Deutschen Meistertitel erkämpft. Der 25-Jährige steht beispielhaft für die neue Generation im deutschen Radsport. "Er überlässt nichts dem Zufall, geht sehr analytisch in jedes Rennen", charakterisiert ihn sein Teamchef Ralph Denk.
Für Schachmann, der vor der Saison vom belgischen "Quickstep"-Team zum deutschen Rennstall "Bora-hansgrohe" wechselte, läuft es bisher prima. Fünf Saisonsiege hat er bereits auf dem Konto, mehr als im gesamten Vorjahr. “Bei mir ist es jedes Jahr vorangegangen. Immer ein Stück aufwärts. Wie bei einer Treppe", beschreibt der gebürtige Berliner lächelnd seine Entwicklung.
Allrounder wie Schachmann sind gefragt
Maximilian Schachmann gilt als ziemlich kompletter Fahrer. Er kann ordentlich sprinten, ist ein respektabler Zeitfahrer und kommt vor allem in den Bergen gut zurecht. Wie jeder Tour-Neuling wird er zuerst Helfer-Dienste verrichten müssen. Das heißt, alles zu tun für den Fahrer, der die besten Siegchancen hat. Ganz ohne eigene Ambitionen jedoch ist er aber nicht. "Ich will immer etwas erreichen", sagt er der DW. "Sollte ich mal mit einer Ausreißer-Gruppe wegkommen, möchte ich schon um den Tagessieg mitkämpfen." Die besten Chancen bieten sich ihm auf den mittelschweren Etappen.
Lange Zeit setzten sich deutsche Fahrer bei der Tour nur auf flachen Etappen oder im Zeitfahren in Szene. 32 Tagessiege feierten sie so von 2011 bis zum letzten Jahr. Zu einem vorderen Platz in der Gesamtwertung reichte es seit 2006 nicht mehr. Damals war Andreas Klöden als Dritter der Letzte auf dem Treppchen. Das könnte sich in diesem Jahr ändern.
Emanuel Buchmann will unter die besten Zehn
Die größten Hoffnungen verbinden sich mit Schachmanns Teamkollegen Emanuel Buchmann. "Ein Platz unter den ersten Zehn ist mein Ziel und das ist vollkommen realistisch", verkündet der 26-Jährige selbstbewusst vor seiner vierten Tour. Buchmanns Vorteil: Er ist ein exzellenter Bergfahrer. Ohne diese besondere Qualität ist bei der "großen Schleife" nichts mehr zu gewinnen. In den Vogesen, Alpen und Pyrenäen warten Gipfel von 2000 Metern und mehr auf die Fahrer.
Seine ausgezeichnete Form bewies Buchmann noch im Juni. Beim Critérium du Dauphiné, einer achttätigen Rundfahrt, die mit Einzelzeitfahren, Sprintetappen und Bergankünften als wichtige Generalprobe für die Tour gilt, wurde er Dritter der Gesamtwertung. "Emanuel ist ein Mega-Talent", charakterisiert Bora-Chef Denk seinen diesjährigen Tour-Kapitän. "Für seine Erfolge hat er in den letzten Jahren jedoch auch sehr hart gearbeitet."
Positive Entwicklung im Nachwuchs
Die deutschen Hoffnungsträger bei dieser 106. Tour de France sind aber nicht nur im grün-schwarzen Rennanzug des "Bora"-Teams unterwegs. Der Name Nils Politt, Jahrgang 1994 wie Maximilian Schachmann, vom Team "Katjuscha-Alpecin" fällt oft, wenn von der neuen Radsport-Generation gesprochen wird. Mit dem zweiten Platz beim Klassiker Paris-Roubaix hatte Politt im Frühjahr für Aufsehen gesorgt.
Beim Rennstall "Sunweb“, wie "Bora" mit deutscher Lizenz ausgestattet, setzt man auf Nikias Arndt und Lennard Kämna. Experten sehen beim 22-Jährigen ein großes Potential. "Ich freue mich riesig, es ist eine coole Sache", sagt Kämna. "Ich will alles aufsaugen, ich hoffe auf ein paar schöne Erfahrungen." Bei seinem Tour-Debüt wird es für ihn allerdings zunächst einmal ums Ankommen in Paris gehen.
"Diese Entwicklung macht uns sehr glücklich", blickt Patrick Moster, Leistungssport-Direktor im Bund Deutscher Radfahrer auf die jungen deutschen Fahrer im Tour-Starterfeld. "Das schafft uns erfreuliche Perspektiven für die Weltmeisterschaft in diesem Jahr und für die Olympischen Entscheidungen in Tokio 2020."
Wer gewinnt die Tour de France?
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10 Enric Mas (Deceuninck-Quickstep)
Eingefallene Wangen, tiefsitzende Augen, spindeldürre Glieder und kurz geschorenes Kopfhaar - Enric Mas jagt manchem Betrachter einen Schrecken ein. Doch der 24-jährige Spanier ist kerngesund und extrem austrainiert. Als starker Bergfahrer wurde er 2018 überraschend Zweiter der Vuelta, fuhr in diesem Jahr aber bisher unauffällig. Prognose: Es reicht noch nicht für ganz vorne.
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9 Nairo Quintana (Movistar)
Ist die Zeit von Nairo Quintana schon vorbei? Von 2013 bis 2016 fuhr er bei Tour, Giro und Vuelta stets auf die Plätze eins bis vier, war am Berg eine Macht. Doch in letzter Zeit schwächelt der stille Kolumbianer, der Medientermine scheut und meist abgeschirmt wird, ausgerechnet bei den schweren Anstiegen. Es dürfte seine letzte Chance als Kapitän bei der Tour sein. Prognose: Er nutzt sie nicht.
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8 Romain Bardet (Ag2r La Mondiale)
Die Hoffnungen wiegen schwer auf den schmalen Schultern des Romain Bardet. Der schlaksige Kletterer soll die lange Durststrecke der Franzosen bei der Tour beenden. In den letzten Jahren sah es so aus, als käme er diesem Ziel näher. Doch aktuell fährt Bardet, der einen Uni-Abschluss in Management besitzt, seiner Form und den Gegnern hinterher. Prognose: Verliert im Zeitfahren zu viel Zeit.
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7 Adam Yates (Mitchelton-Scott)
"Wir haben unterschiedliche Wege genommen, sind uns aber sehr nah und sprechen täglich miteinander", sagt Adam Yates über seine Beziehung zu seinem Zwillingsbruder Simon. Beide sind talentierte Anwärter auf das Gesamtklassement. In Frankreich wird Simon, der beim Giro Kapitän war, wohl für Adam fahren. Der ist in den Bergen gut, im Zeitfahren solide. Prognose: Kann mitspielen, aber nicht gewinnen.
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6 Emanuel Buchmann (Bora-Hansgrohe)
Vom talentierten Mitfahrer zum Podiumskandidaten - Emanuel Buchmann hat bei den Vorbereitungsrennen einen starken Eindruck hinterlassen. Am Berg zählt der stille Schwabe inzwischen zu den Besten, im Zeitfahren hat er sich gesteigert. Was dem 26-jährigen noch fehlt, ist der Punch und das Selbstvertrauen für einen großen Sieg. Prognose: Seine Kurve geht weiter nach oben.
Das Double aus Giro und Tour hat sich in den letzten Jahren stets als zu anspruchsvoll erwiesen. Auch dem erfahrenen "Hai aus Messina" wird man die Strapazen der Italienrundfahrt, die er auch wegen eines taktischen Fehlers verlor, noch anmerken. Doch mit seiner Konstanz und Leidensfähigkeit wird der 34-Jährige punkten. Prognose: Dem Hai fehlen ein paar Zähne für einen kraftvollen Biss.
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4 Thibaut Pinot (Groupama-FDJ)
Die Angst vor den Abfahrten ist besiegt, an seiner Zeitfahrschwäche hat er gearbeitet - ist Thibaut Pinot nun endlich bereit für mehr als eine gute Platzierung? Fast. Der Franzose wählte einen kontinuierlichen Aufbau und fokussiert sich erstmals wieder auf die Tour. Sein Team ist gut, aber andere sind besser. Prognose: Pinot wird angreifen, seine Gegner aber nicht alle abschütteln können.
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3 Geraint Thomas (Ineos)
Der Titelverteidiger hatte bei der Tour de Suisse eine Schrecksekunde: Nach einem schweren Sturz schien bereits der Traum vom zweiten Toursieg ausgeträumt. Doch der 33-jährige Waliser kann starten. Seine Vorbereitung lief nicht ideal - ihm wird die Leichtigkeit des Vorjahres fehlen. Prognose: Aber zum Podium reicht es dennoch.
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2 Jakob Fuglsang (Astana)
Jahrelang stand der Däne in Diensten anderer Top-Fahrer: Jakob Fuglsang fuhr schon für die Schleckbrüder als Helfer und stand auch bei Astana meist im Schatten. Nun ist er Kapitän und das zu Recht. In diesem Jahr war er der konstanteste der Tour-Kandidaten, hat sich am Berg noch einmal gesteigert. Prognose: Kommt dem Gelben Trikot sehr nah.
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1 Egan Bernal (Ineos)
Viva Colombia! Die radsportverrückte Nation freut sich auf den nächsten Star, der im Juli die Heimat verzückt. Und dieses Mal möglicherweise so richtig. Egan Bernal hat außergewöhnliche Leistungsdaten und fährt bei Ineos im stärksten Team. Bei der Tour de Suisse war er nicht zu schlagen, jetzt könnte er der Tour seinen Stempel aufdrücken. Prognose: Er lässt Kolumbien jubeln.