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Frühlingsflaute

25. März 2009

Die Finanzkrise verunsichert die Urlauber. Die Folge: sie buchen weniger oder gar keinen Urlaub mehr. Das trifft Hoteliers und Gaststättenbetreiber in Urlaubsregionen besonders hart. Ein Beispiel aus dem Harz.

Das Schlosshotel Stecklenberg im Harz, Quelle: DW
Das Schlosshotel Stecklenberg im HarzBild: DW/Victoria von Gottberg

Wenn Ostern naht, ist für Michael Pinnow eigentlich eine gute Zeit. Denn dann wird es langsam wärmer, die Vögel im Park zwitschern kräftiger und die Bäume vor seinem Hotel säumen das Rondell mit einem zarten Grün. Das Schlosshotel Stecklenberg in Sachsen-Anhalt liegt touristisch reizvoll zwischen der Weltkulturerbestadt Quedlinburg und dem Örtchen Thale, bekannt durch den sogenannten Hexentanzplatz. Vor zehn Jahren hat der Mitvierziger das heruntergekommene Schloss gekauft, von Grund auf saniert und das "Schlosshotel Stecklenberg" eröffnet.

Hotelier Michael Pinnow musste schon Leute entlassenBild: Victoria von Gottberg

Aber so einen Umsatzeinbruch wie in diesem Jahr hat er seither noch nie erlebt. "Im Durchschnitt hat man im März etwa 20 Prozent Auslastung. Aber jetzt liegt sie weit unter fünf Prozent", sagt Michael Pinnow. Nur vereinzelt übernachtet ein Ehepaar für zwei Tage.

Am Preis kann es nicht liegen

Oft hat der Hotelbetreiber schon überlegt, ob der Einbruch wirklich nur an der Wirtschaftskrise liegt. "Am Preis kann es aber nicht liegen, wir sind schon recht günstig", erklärt Michael Pinnow. 70 Euro müssen die Gäste für ein Doppelzimmer inklusive Frühstück bezahlen. Zum Vergleich: eine Übernachtung mit Frühstück im Schlosshotel Kronberg bei Frankfurt kostet 235 Euro. Am Wetter liegt es auch nicht, denn der Winter war im Harz selten so schön wie in diesem Jahr. Viel Schnee und Sonnenschein wären ideale Voraussetzungen für Wanderer und Wintersportler gewesen. Aber mehr Gäste? Fehlanzeige.

Zudem veranstalten Unternehmen weniger Geschäftsreisen und kürzere Tagungen oder konferieren im Unternehmensgebäude statt aushäusig. So werden weniger Hotelzimmer gebucht. Und wenn 1,5 Millionen Deutsche von Kurzarbeit betroffen sind, dann sitzt bei vielen das Geld nicht mehr so locker. "Entweder streichen die Deutschen ihren Urlaub komplett, verkürzen ihn, oder verändern das Reiseziel", bestätigt Bärbel Pieper vom Tourismusverband Sachsen-Anhalt.

Kein Geld – keine Investitionen

Die Übernachtungspläne sind leerBild: DW/Victoria von Gottberg

Die Übernachtungspläne für Ostern oder Pfingsten sind bei Michael Pinnow bisher noch gähnend leer. So musste der Hotelier zu einer Maßnahme greifen, die ihm selber nicht behagt. Er hat eine seiner zwei Mitarbeiterinnen entlassen. "Ich denke, sie im Frühsommer, wenn hoffentlich mehr Gäste kommen, wieder einstellen zu können." Vorerst musste sich die junge Frau, die bisher für die Parkpflege und die Zimmer zuständig war, arbeitslos melden.

Doch nicht nur die anhaltende Flaute setzt Michael Pinnow unter Druck. "Unsere Hausbank hat ein Darlehen, das zum 31. Dezember auslief, nicht verlängert." Den Kredit hat er durch eigene Ersparnisse und einen neuen Kredit einer anderen Bank bezahlt. Aber die Investitionen, die er im Jahr 2009 verwirklichen wollte, bleiben nun auf der Strecke.

Er zeigt, was er eigentlich vorgehabt hatte. Über eine enge Wendeltreppe geht es in die Höhe des Gebäudes. Auf einem Licht durchfluteten Dachboden stehen ein massiver Holzschrank, ein Weidenkorb voll mit altem Geschirr, liegen verstaubte Geweihe und lagern zerbrechliche Kandelaber. Der Dachboden sollte ausgebaut und saniert werden. In den vergangenen Sommermonaten war das Hotel immer ausgebucht und es fehlte an zusätzlichen Zimmern. An denen wird es auch weiterhin fehlen, denn den Dachbodenausbau muss Michael Pinnow erstmal verschieben. Ohne Kredit und Gäste geht es nicht. Für den Hotelbesitzer zählt jetzt das Prinzip Hoffnung: "Der Harz ist wunderschön und unsere Preise moderat. So hoffen wir die Krise zu überwinden."

Autorin: Victoria von Gottberg

Redaktion: Dеnnis Stutе

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