Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass der Toxoplasmose-Parasit den Stoffwechsel im Gehirn beeinflusst. Veränderte Synapsen werden mit Depressionen, Schizophrenie und Autismus in Verbindung gebracht.
Anzeige
Mit Toxoplasmen infizierte Mäuse verhalten sich seltsam: Sie verlieren ihre natürliche Furcht vor Katzen. Das hatten Magdeburger Wissenschaftler bereits in früheren Versuchen herausgefunden. Und wenn man den Nagern den Geruch von Katzenurin präsentierte, schienen sie sogar eine Präferenz für Katzen entwickelt zu haben, so die überraschten Forscher.
Toxoplasmose wird durch den Erreger Toxoplasma gondii ausgelöst, einen einzelligen Parasit, der weltweit verbreitet ist. Er befällt Vögel und Säugetiere - also auch den Menschen. Seine Endwirte sind jedoch Katzen, die den Toxoplasmose-Erreger mit ihrem Kot ausscheiden. Menschen können sich beim Säubern der Katzentoilette infizieren oder wenn sie anderweitig - etwa bei der Gartenarbeit - mit dem Erreger in Kontakt kommen kommen und ihn über den Mund aufnehmen. Gefahr besteht auch wenn sie verunreinigte Lebensmittel essen.
Die Hälfte aller Erwachsenen ist mit Toxoplasmen infiziert. Davon merken sie normalerweise nichts, da die Toxoplasmose meist unbemerkt verläuft. Der Körper bildet Abwehrstoffe gegen den Erreger und ist dann gewöhnlich lebenslang immun gegen die Krankheit. Nur selten kommt es bei einer Infektion kurzzeitig zu einem grippeähnlichen Krankheitsbild mit Fieber, Schlappheit, Muskelschmerzen und Durchfällen.
Ist ein Mensch aber erst einmal infiziert, bleibt der Parasit oft dauerhaft im Organismus – etwa im Muskelgewebe oder im Gehirn. Mediziner sprechen deshalb von einer "versteckt fortbestehenden" Infektion.
Gefährlich ist Toxoplasmose für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem oder Patienten, die gerade eine Organtransplantation hinter sich haben. Gefährdet sind aber auch Schwangere: Hat sich eine Mutter bereits vor der Schwangerschaft infiziert und eine Immunität gegenüber Toxoplasmose aufgebaut, ist das ungeborene Kind normalerweise nicht gefährdet. Steckt sie sich aber erst in der Schwangerschaft an, kann dies zu Netzhautentzündungen, Entwicklungsverzögerungen und Krampfanfällen beim Kindoder sogar zur Fehlgeburt führen.
Parasiten beeinflussen Signalübertragung im Gehirn
Der Parasit nistet sich nicht nur im Gehirn und Muskelgewebe infizierter Tiere ein: "Toxoplasma gondii wird vom Menschen über die Verdauung aufgenommen, gelangt in den Blutkreislauf und wandert auch ins Gehirn, um sich dort lebenslang in Nervenzellen einzunisten", beschreibt Dr. Karl-Heinz Smalla vom Speziallabor Molekularbiologische Techniken am LIN.
Um die seltsamen Verhaltensänderungen bei den Mäusen zu erklären, untersuchten die Forscher Veränderungen in den Mäusegehirnen – insbesondere die molekulare Zusammensetzung von Synapsen, da die für die Signalverarbeitung im Gehirn verantwortlich sind.
In einer Kooperation mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig konnten sie dabei nachweisen, dass sich durch die Infektion die Mengen bei insgesamt 300 synaptischen Proteinen im Gehirn verändern. Besonders stark reduziert waren vor allem Proteine in der Nähe von Glutamat-freisetzenden erregenden Synapsen. Gleichzeitig wurden erhöhte Mengen an Proteinen gefunden, die an Immunantworten beteiligt sind.
Behandlung mit Sulfadiazin vielversprechend
Zur Therapie von Toxoplasmose-Infektionen wird oft Sulfadiazin eingesetzt, das die Vermehrung der Toxoplasmen teilweise behindert. Diese Behandlung zeigte bei den untersuchten Mäusehirnen Wirkung: "Alle untersuchten Proteine, die für die glutamaterge Signalübertragung zuständig sind, waren wieder im Normalbereich. Und auch die Entzündungsaktivität ging messbar zurück," sagte der Psychiater und Neurowissenschaftler Dr. Björn Schott.
Diese Erkenntnisse könnten auch für den Menschen relevant sein. "Sie unterstützen die Vermutung, dass Toxoplasma gondii ein Risikofaktor für neuropsychische Erkrankungen ist. Fehlfunktionen glutamaterger Synapsen werden mit Depressionen, Schizophrenie und Autismus in Verbindung gebracht. Auch Komponenten der Immunantwort zeigen Bezüge zu diesen Erkrankungen", so die Neuroimmunologin Dr. Ildiko Rita Dunay. "Das legt den Verdacht nahe, dass möglicherweise durch Immunreaktionen Veränderungen an der Synapse verursacht werden, die zu neuropsychiatrischen Störungen führen können."
Wie die Pest! - Wenn Tiere krank machen
In Arizona haben die Gesundheitsbehörden Pesterreger in Flöhen gefunden. Träger der Infektionskrankheit sind Nagetiere. Aber nicht nur die Pest kann vom Tier auf den Menschen überspringen - Zoonosen gibt es viele.
Bild: CC/BY/äquinoktium
Träger der Pest
In Flöhen sind die Gesundheitsbehörden von zwei Countys in Arizona fündig geworden: Yersinia pestis - der Erreger der Beulenpest. Der Floh kann das Bakterium vom Nagetier auf den Menschen übertragen. Dort müssen die Menschen nun besondere Vorsicht walten lassen: sich von Wildtieren fernhalten und ihre Haustiere mit Medikamenten vor den Parasiten schützen.
Bild: picture-alliance/dpa
Nicht ganz ungewöhnlich
In den USA sind Pestfälle zwar selten, jedes Jahr kommen aber durchschnittlich sieben Infektionen beim Menschen vor. Erst im Juni hatten sich in New Mexico drei Menschen angesteckt. Medizinisch hat die Pest in entwickelten Ländern ihren Schrecken verloren. Mit Antibiotika lässt sie sich gut behandeln. Bleibt sie indes unbehandelt, verläuft sie oft tödlich.
Bild: SGHT
Vorsicht, auch wenn sie niedlich aussehen!
Im Yosemite-Nationalpark waren 2015 zwei Besucher an der Pest erkrankt. Übertragen wurden die Bakterien wahrscheinlich von solchen süßen Streifenhörnchen oder von Eichhörnchen. Mitte August sperrte die Parkbehörde einen Campingplatz, nachdem in zwei toten Eichhörnchen Pesterreger gefunden wurden. Weltweit gibt es jedes Jahr etwa 300 Pestfälle - die meisten in Madagaskar, der DR-Kongo und Peru.
Bild: Hamid Esmaeili
Nicht nur die Pest ist gefährlich
Es gibt viele andere Krankheiten, die vom Tier auf den Menschen übertragen werden können - sogenannte Zoonosen. Vor allem kleine Kinder, ältere und kranke Menschen und Schwangere sind durch Infektionen mit Viren, Bakterien, Pilzen oder Parasiten gefährdet. Deshalb sollten Haustiere regelmäßig mit den nötigen Medikamenten behandelt werden.
Bild: Fotolia/pitrs
Fieber dank Miezekatze
Katzen und Hunde - die besten Freunde des Menschen - können zum Beispiel das Bakterium "Campylobacter jejuni" übertragen, das Durchfall verursacht. Katzen geben zudem verschiedene Bartonella-Bakterien weiter, die Fieber und Entzündungen hervorrufen können. Und eine Toxoplasmose, ausgelöst durch den Parasiten Toxoplasma gondii, kann bei einer Schwangerschaft zu gefährlichen Komplikationen führen.
Bild: Fotolia/millaf
Infektionsweg über mehrere Tiere
Eine Virusinfektion, die fast nur auf dem Lande vorkommt, sind die Kuhpocken. Mäuse, die auf Kuhweiden leben, nehmen die Viren aus dem Kot der Rinder auf. Dann fressen Katzen die Mäuse und spielen abends mit den Menschen. Setzt es beim Raufen mal einen Kratzer infiziert sich der Mensch.
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte
Krank durch Kriechtiere
Amphibien und Reptilien dagegen sollen für eine Vielzahl von sporadischen Salmonellen-Infektionen bei ihren Besitzern verantwortlich sein. Rund elf Prozent dieser Infektionen bei Patienten unter 21 Jahren gehen einer Studie zufolge auf Tiere wie Leguane, Echsen, Schlangen oder Frösche zurück.
Bild: picture-alliance/dpa/W. Kumm
Papageienkrankheit
Die Papageienkrankheit ist eine Zoonose, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich werden kann. Auslöser ist eine Chlamydien-Art. Sie trifft vor allem Papageie, Wellensittiche und Tauben. Der Mensch infiziert sich damit meist über den eingetrockneten Kot der Tiere. Der wird mit dem Staub in der Luft aufgewirbelt.
Bild: Proaves
Krankheiten vorbeugen
Für gesunde Menschen ist das Risiko jedoch gering, solange die Tiere geimpft und entwurmt werden und Hygiene-Regeln beachtet würden, betonen die Forscher. Trotzdem sollte sich jeder nach einer ausgiebigen Streicheleinheit die Hände waschen, oder beim Reinigen von Käfig oder Terrarium Handschuhe tragen.
Bild: picture-alliance/dpa/F. Rumpenhorst
Stechende Gefahr
Aber nicht nur unsere Haustiere sind ansteckend. So kann es zum Beispiel passieren, dass gefährliche Tiere aus den Tropen versehentlich mit Handelswaren, meist auf Schiffen, auch in gemäßigte Zonen gelangen. Die asiatische Tigermücke überträgt beispielsweise das Dengue-Fieber.
Bild: picture alliance/Mary Evans Picture Library
Reineke Fuchs
Bis zum Jahr 2008 gab es sie auch in Deutschland: Tollwut, übertragen vor allem von Füchsen. Durch großangelegte Impfaktionen aber ist diese gefährliche Krankheit ausgerottet. Für Menschen, die sich mit dem Tollwutvirus infiziert hatten, endete die Krankheit tödlich. Deutschland gilt heute als tollwutfrei.
Bild: imago/blickwinkel
Entwarnung
Im Allgemeinen - das betonen die Forscher - überwiegen die positiven Effekte, die die Beziehung zu einem Tier mit sich bringt. So sollen Kleinkinder, die mit einem Hund oder einem Vogel aufwachsen, seltener an Allergien und Atemwegsinfektionen erkranken. Außerdem sorgen Hunde dafür, dass wir uns mehr bewegen - und auch für die Psyche sind unsere tierischen Freunde gut.