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Traditionsreiches Bergwerk in Srebrenica seit über einem Jahr geschlossen

5. Dezember 2003

– Bergarbeiter fordern Arbeitsaufnahme und drohen andernfalls mit Besetzung der Mine

Bonn, 4.12.2003, DW-radio/Bosnisch, Marinko Sekulic Kokeza

Noch im Mittelalter kamen Bergarbeiter aus der deutschen Region Sachsen ins heutige Srebrenica. Von ihnen erhielten die dortigen Minen "Sase" ihre Namen. Heute protestieren die Arbeiter der Mine Sase in Srebrenica, weil sie seit Juli des vergangenen Jahres in einen unbezahlten Dauerurlaub geschickt wurden und sie bis heute die Arbeit nicht wieder aufnehmen konnten, während das Eigentum der Minengesellschaft geplündert und unter Preis auf dem Schwarzmarkt weiterverkauft wird. Die Hauptverantwortlichen für diesen Zustand sehen die Bergarbeiter in der Regierung der Republika Srpska. Aus Srebrenica berichtet unser Korrespondent Marinko Sekulic Kokeza:

Die Zink- und Silbermine Sase, die Jahrhunderte lang Träger des Wohlstands und der Entwicklung der Stadt Srebrenica war, hatte im Juli des letzten Jahres aufgehört zu arbeiten. Die Bergarbeiter wurden in einen kollektiven Urlaub geschickt, mit der Begründung, dass die damalige Firmenleitung und der Direktor wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten einen Haushaltsplan zur Sanierung des Unternehmens entwickeln wollten, sagt der Vorsitzende der Bergarbeitergewerkschaft in der Gemeinde Srebrenica, Rado Cvetinovic: "Jetzt sind wir wirklich betrogen worden, und sie sind uns einiges schuldig geblieben. Denn in den Monaten, als sie ein Sanierungskonzept entwickeln mussten und Mittel beschaffen sollten, sind in den Bunkern 3 000 Tonnen Roherz unverarbeitet geblieben, und 200 Tonnen Zinkkonzentrat haben sie verkauft, sind uns aber unser Geld schuldig geblieben. Und wir möchten, dass die Regierung ermittelt und herausfindet, was damit geschehen ist."

Der Direktor der Mine, Miodrag Vukajlovic, ist nicht bereit, Journalisten Interviews zu geben und besteht darauf, dass die Mine nicht wirtschaftlich sei, weil das Erz in die Schmelze von Trepca im Kosovo gebracht werden musste, die nicht arbeitet, oder in die Firma Zorka in Sabac (Serbien), die nur teilweise arbeitet. Die Bergarbeitergewerkschaften behaupten das Gegenteil und fühlen sich durch Expertenanalysen bestätigt. Mehrere Treffen auf verschiedenen Ebenen, mit dem Ziel, die Bergwerke wieder in Betrieb zu setzten, waren nicht von Erfolg gekrönt. Den Bergarbeitern ist das Betreten ihrer Mine verboten worden. Rado Cvetinovic sagt: "Die Mine geht kaputt, wird zerstört, geplündert. Entscheidende Teile verschwinden spurlos, das ist offensichtlich."

Hinter all dem steht die Politik, denn ein Konsortium von Banken in Banja Luka hatte vor einigen Jahren dem Bergwerk einen Hypothekenkredit von sechs Millionen Konvertiblen Mark zugestanden, obwohl die Banken wussten, dass eine fristgerechte Rückzahlung unmöglich war. Rado Cvetinovic sieht dies als eine indirekte Privatisierung, vorbei am Privatisierungsgesetz: "Das heißt, der einzige Hauptschuldige ist das Ministerium"

Er fordert den sofortigen Austausch der Bergwerksleitung und eine klare Antwort, wann die Arbeit des Bergwerks wieder beginnen kann. Und wenn die derzeit geschuldeten 3,5 Millionen Konvertiblen Mark an Löhnen nicht ausgezahlt werden, würde die Gewerkschaft auch auf das Geld verzichten, wenn die Arbeit wieder voranginge. Sollte bis zum 17. Dezember nichts geschehen, haben die Bergarbeiter angekündigt ihre alten Arbeitsplätze zu besetzen, bis ihre Forderungen erfüllt werden. (Übersetzung: Fabian Schmidt) (md)