"Tradwife" und "Delulu": TikTok-Sprache im Wörterbuch
18. August 2025
Das britische Cambridge Dictionary hat mehrere durch soziale Medien populär gewordene Begriffe in seine Onlineausgabe aufgenommen - darunter "tradwife" und "delulu". Der Herausgeber Cambridge University Press erklärte am Montag, allein in den vergangenen zwölf Monaten seien mehr als 6000 neue Wörter hinzugekommen.
Auch der deutsche Duden aktualisiert sich regelmäßig. Voraussetzung ist allerdings, dass Wörter über längere Zeit in verschiedenen Medien schriftlich verwendet werden - nicht nur in den sozialen Medien. Das Schachtelwort "tradwife", gebildet aus "traditional" (traditionell) und "wife" (Ehefrau), beschreibt laut Cambridge University Press "einen wachsenden und umstrittenen Trend auf Instagram und TikTok, der traditionelle Geschlechtsrollen begrüßt". Frauen inszenieren sich dabei als Ehefrauen und Mütter, die Erfüllung in Haushalt, Kochen, Putzen und Kindererziehung finden.
Wörter müssen in mehreren Medien erscheinen
In Deutschland werden neue Begriffe mithilfe komplexer Computersysteme erfasst, die täglich die schriftliche Sprache analysieren. "So sieht die Duden-Redaktion, wenn neue Begriffe auftauchen und in welchem Kontext", erklärte Sprecherin Nicole Weiffen der Nachrichtenagentur AFP. Wörter aus sozialen Medien allein erfüllten die Kriterien jedoch nicht. Erst wenn sie über Jahre hinweg in verschiedenen Textsorten verbreitet sind, gelten sie als Kandidaten für den Rechtschreib-Duden.
Der Rechtschreib-Duden erscheint gedruckt alle drei bis fünf Jahre, die aktuelle Ausgabe stammt von 2024. Parallel gibt es das Wörterbuch auch online. Welche Begriffe neu aufgenommen werden, entscheidet das Redaktionsteam.
Nur Wörter, die bleiben, werden aufgenommen
Neben "tradwife" schaffte es im Vereinigten Königreich auch der Begriff "delulu" ins Cambridge Dictionary. Abgeleitet von "delusional" (wahnhaft), bedeutet er: "An Dinge zu glauben, die nicht echt oder wahr sind, üblicherweise, weil man sich selbst dafür entscheidet." Das Wort wird nicht nur von jüngeren Generationen wie Gen Z und Gen Alpha verwendet. Sogar der australische Premierminister Anthony Albanese nutzte es in einer Parlamentsdebatte. "Gen Alpha", also Menschen, die in den 2010er- und frühen 2020er-Jahren geboren wurden, ist ebenfalls neu aufgenommen.
"Wir fügen nur Wörter hinzu, wenn wir denken, dass sie bleiben werden", erklärte Colin McIntosh vom Cambridge Dictionary. "Die Internetkultur verändert die englische Sprache, und es ist faszinierend, die Auswirkungen im Wörterbuch zu beobachten und festzuhalten."
pgr/ch (afp, ap, dpa)