Auf den ersten Blick ist alles wie immer: eine nackte Frau auf dem Cover des Männer-Magazins "Playboy". Aber etwas ist anders: Giuliana Farfalla ist eine Trans-Frau. Bislang wurde sie durch Casting-Shows bekannt.
Bild: Playboy/Christopher von Steinbach
Anzeige
Transgender-Models auf Titelcovern
Cleverer Werbegag oder mehr? Der "Playboy" zeigt erstmals ein Transgender-Model auf dem Titelcover - nackt natürlich. In den Model-Agenturen ist das Thema längst Alltag. Trotzdem gibt es aktuell heftige Diskussionen.
Giuliana Farfalla - "Playboy" (2018)
Die deutsche Ausgabe des Männermagazins "Playboy" zeigt als Covergirl des Monats Februar 2018 zum ersten Mal ein Transgender-Model. Die 21-jährige Giuliana Farfalla, 1996 als Junge geboren, ist bisher nur als Starlet aus dem Reality-TV bekannt. 2017 trat sie als Kandidatin der Casting-Show "Germany's Next Topmodel" an – ohne Erfolg. Das Coverfoto wird sie jetzt bekannter machen.
Bild: Playboy/Christopher von Steinbach
Caroline "Tula" Cossey - "Playboy" (1981)
Das erste Transgender-Model, das jemals auf dem Titelbild des "Playboy" erschien, machte schon in den 1980er Jahren Furore. Caroline "Tula" Cossey, damals noch mit modisch breiten Schulterpolstern im Jacket, erntete 1981 ersten Starruhm durch eine spektakuläre Fotoserie in der internationalen Ausgabe des Männermagazins. Sie trat schon damals für weltweite Transgender-Rechte ein.
Laverne Cox - "Time" (2014)
Eine Wegbereiterin für die internationale Transgender-Community: Laverne Cox war 2014 als erste öffentliche Transgender-Frau auf dem Titel des US-amerikanischen "Time"-Magazins abgebildet. Ein Meilenstein für die Bewegung, die für mehr Gleichberechtigung und Anerkennung dieses "3. Geschlechts" kämpft. Cox ist auch bekannt aus der populären Netflix-Serie "Orange is The New Black".
Caitlyn Jenner - "Vanity Fair" (2015)
Der ehemalige Goldmedaillen-Gewinner der Olympischen Spiele, Bruce Jenner, hat seine Namensänderung im Juli 2015 öffentlich bekannt gemacht: jetzt heißt sie Caitlyn Jenner. Sie tritt auch in Doku-Serien wie "I am Cait" auf, die die Geschlechtsumwandlung Schritt für Schritt dokumentiert. Darin erzählt Caitlyn sehr offenherzig von ihrem neuen Leben als Frau.
Amelia Gapin - "Women's Running" (2016)
Im Juli 2016 wurde Marathon-Läuferin Amelia Gapin für das Titelbild des Sportmagazins "Women's Running" ausgewählt. Eine mutige Entscheidung der Redaktion: Die Leserreaktionen auf das Cover waren heftig und polarisierten die Debatte über das Selbstverständnis von Transgender-Sportlern noch einmal neu. "Ich fühle mich jetzt akzeptiert", sagte Gapin in einem Interview des Magazins, "und willkommen".
Hari Nef - "Elle" (2016)
Präsentiert auf dem Titel des berühmten Mode-Magazins "Elle" bekam Model und Schauspielerin Hari Nef 2016 eine ganz neue Popularität. Sie möchte lieber nicht über ihr Geschlecht definiert werden: "In einer idealen Gesellschaft müsste ich meinen Körper gar nicht erst verändern", betont sie in einem Interview. "Dann könnte ich einfach hübsch und feminin sein, und die Menschen würde das akzeptieren."
Ben Melzer - "Men's Health" (2016)
"Ich bin jetzt endlich der Mensch, der ich immer sein wollte", sagt Männer-Model Ben Melzer in einem Interview. Er engagiert sich, viel offener über Transgender zu sprechen. "Ich will als positives Beispiel vorangehen und denen, die sich im falschen Körper geboren fühlen, Mut machen, den gleichen Weg zu gehen wie ich. Es ist sicherlich kein einfacher Weg, aber er lohnt sich zu 100 Prozent!"
7 Bilder1 | 7
Die aktuelle Februar-Ausgabe des deutschen "Playboy" beweist Mut. Oder aber die Redaktion hat einen besonders einfallsreichen PR-Strategen für ihre Eigenwerbung eingeschaltet. Auf jeden Fall sorgt das Cover des neuen Playboy im Netz schon jetzt für Debatten.
Es zeigt Model und Trans-Frau Giuliana Farfalla (21), die kurvenreich für den Fotografen des Männer-Magazins posiert. Bislang trat sie relativ erfolglos bei Casting-Shows wie "Germany's Next Top Model" in Erscheinung: 2017 war sie in der 12. Staffel dabei, hatte aber keine Chance. Bislang sind bei der Show von Heidi Klum erst zwei Transgender-Models als Kandidatinnen angetreten.
Bewährungsprobe im "Dschungel-Camp"
Protegiert und unterstützt wird sie vom Model-Trainer Michael Michalsky. Trotzdem schaffte sie es bei "Germany's Next Top Model" nicht unter die Top Ten. Inzwischen hat Giuliana ihre braunen Haar blond gefärbt und ihre Nase vom Schönheitschirurgen bearbeiten lassen. Ob das hilft, wird ihre Teilnahme an der TV-Show "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" zeigen. Für den TV-Dschungel ist sie gerade nach Australien gereist.
Geboren wurde Giuliana 1996 als Junge, sie hieß früher Pascal Radermacher. "Mit sieben oder acht Jahren habe ich meiner Mutter gesagt, dass ich doch lieber ein Mädchen sein möchte", so Giuliana gegenüber dem Privatsender RTL. Im Alter von 16 Jahren begann sie dann eine Geschlechtsumwandlung. Sie habe sich immer "im falschen Körper" gefühlt, sagt sie heute. Die Umwandlung in eine Frau ist mithilfe einer gezielten Hormonbehandlung möglich - und durch einen operativen Eingriff, der die Transgender-Person auch äußerlich zur Frau macht.
Benjamin Melzer war 2016 der erste Transgender-Mann auf dem Titelbild von "Men's Health"Bild: picture-alliance/dpa/C. Sedel
Neuer Trend in Mode und Celebrity-Magazinen
Die Modeindustrie hat die Transgender-Models beiderlei Geschlechts längst für ihre Branche entdeckt - die Szene ist dafür bekannt, Besonderheiten und Außergewöhnliches begierig aufzugreifen: Models mit auffälligen Tattoos, sichtbaren Prothesen und anderen Behinderungen gehören längst zum Alltag auf den Laufstegen der internationalen Modeschöpfer und in den Hochglanz-Magazinen. 2017 gab es etwa eine Modeschau nur mit Models, die Trisomie 21 haben.
Inwieweit die kurvenreiche Präsenz von Giuliana Farfalla im "Playboy" für ihre Bekanntheit sorgen wird, wird man sehen. Zunächst einmal wird es dem Blatt vermutlich zu einer Auflagensteigerung verhelfen. Der Chefredakteur der deutschen Ausgabe, Florian Boitin, zollt Farfalla auf jeden Fall Anerkennung: "In erster Linie ist sie eine ganz besondere Frau. Und zugleich ein wunderschöner Beleg dafür, wie wichtig der Kampf um das Recht auf Selbstbestimmung ist".
