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BOBs Gewinnerblog

Sean Sinico (pf)17. November 2006

Immer wieder gibt es politische Skandale, die wegen mangelnder Verantwortlichkeit geschehen. Die Sunlight Foundation, Gewinner der BOBs, setzt sich für mehr Transparenz ein - mit Tools, die weltweit nutzbar sind.

Gewinnerblog der Bobs 2006: Sunlight FoundationBild: sunlightfoundation

Besorgt über die dubiosen Praktiken des US-Kongresses erkannten Daten- und Informationsspezialistin Ellen Miller und der Washingtoner Geschäftsmann Mike Klein, dass auf diesem Feld etwas geschehen musste.

Die beiden führten wochenlang Gespräche mit Experten und Enthüllungsjournalisten. Dabei stellte sich immer mehr heraus, dass mehr Informationen über die Geschehnisse im Parlament nötig waren. Als Ergebnis beschlossen Miller und Klein, die Sunlight Foundation zu gründen.

The BOBs Weblog Awards 2006 - PodiumBild: DW

"Wir denken, dass die Bürger, die durch die Website der Sunlight Foundation vernetzt sind und über geeignete Informationstechnologien verfügen, in der Lage sind, neue Kraft zu entwickeln, um Fehlverhalten im Kongress aufzudecken und diesen dazu zu bringen, transparenter zu werden", sagte Miller, Geschäftsführer der Sunlight Foundation.

Die Sunlight Foundation wurde im April 2006 gegründet - mit Kleins Hilfe als Hauptgeldgeber und Miller als Leiterin eines stetig größer werdenden Teams von Journalisten und Experten aus Politik, Wirtschaft und Technologie.

"Unser Fokus liegt darauf, mehr Informationen in einer Art und Weise bereitzustellen, so dass Bürger diese besser nutzen können, uns die Bürger aber auch helfen können, diese Informationen besser zu produzieren", sagte Miller. "Transparenz im Internetzeitalter scheint eine Selbstverständlichkeit zu sein und das ist auch der Grund, weshalb wir in diese Richtung gehen."

Hinterfragt: Motive von Politikern

The BOBs Jury-Meeting Berlin, Park Inn Hotel, November 2006Bild: Mathias Hädrich

Die Stiftung hat immer wieder unabhängige Informationen über Mitglieder des US-Kongresses geliefert, erklärte Lisa Stone, Mitglied der englischsprachigen Jury der BOBs, hervor und hob damit die Wichtigkeit der Site hervor.

"Mehr als jemals zuvor brauchen US-amerikanische Wähler Hilfe, die Entscheidungen und Motivationen des Kongresses zu beurteilen", sagte sie und lobte die Arbeit der Stiftung. "Die Watchblogs der Sunlight Foundation haben das Niveau von Transparenz und Verantwortlichkeit für gewählte Volksvertreter im US-Kongress deutlich angehoben."

"Das Resultat? Die Verantwortung wird ein Stück weit an die Wähler gegeben. Außerdem gibt es durch die Sunlight Foundation jetzt eine Möglichkeit, in Regierungsgeschäfte mit einbezogen zu werden - wo auch immer man selbst politisch stehen mag", fügte Stone hinzu.

Eines der ersten Male, dass die Stiftung die Öffentlichkeit miteinbezogen hatte, war, als sie dazu aufgerufen hatte, die Abgeordneten zu überprüfen. Daran hatten sich laut Miller hauptsächlich konservative Blogger beteiligt.

Die Bemühungen der Öffentlichkeit koordinieren

The BOBs Jury-Meeting Berlin, Park Inn Hotel, November 2006Bild: Mathias Hädrich

Große Proteste von Bloggern und der Öffentlichkeit gab es, als herauskam, dass ein Gesetzentwurf des US-Senats heimlich zurückgehalten werden sollte. Dieser Gesetzentwurf sah die Entwicklung einer Datenbank der Regierung vor mit einer Aufstellung über alle Aufwendungen und Verträge, die die Gesetzgebung davon abhielten, vorwärts zu kommen.

"Blogger sagten: 'Wozu diese Geheimhaltung? Wir brauchen Transparenz und engagierte Bürger, die jedes einzelne Mitglied des Senats anrufen und nachfragen, ob dieses Mitglied dasjenige ist, welches den Gesetzentwurf aufgehalten hatte' ", erklärte Miller. Die Sunlight Foundation hat dieses Material dann zusammengestellt.

"Letztendlich wurden zwei Mitglieder des Senats, ein Demkrat und ein Republikaner, identifiziert, die beide den Gesetzentwurf hatten aufhalten wollen", führte Miller weiter aus.

Aber was zunächst wie ein Sieg für größere Transparenz ausgesehen hatte, wurde in der weiteren politischen Entwicklung zu einem Gesetz mit vielen Schlupflöchern, fügte Miller hinzu. "Wir haben gelernt, dass Regeln geschrieben werden können, zu denen es viel zu viele Ausnahmen gibt", sagte Miller und weiter: "Wir werden uns nicht noch einmal in der Form zum Narren halten lassen."

Internationale Anwendung möglich

Seitdem die Stiftung diese ersten Schritte im Bereich der gesetzgebenden Maschinerie gewagt hat, ist sie weiterhin gewachsen. Inzwischen kann die Sunlight Foundation andere Organisationen finanzieren, um weitere Datenbanken zu entwickeln und zu veröffentlichen, die ihrerseits die Arbeit der Abgeordneten durchleuchten.

Die relative Leichtigkeit, mit der Nutzer sich untereinander vernetzen können und mit ihren Abgeordneten in Verbindung treten können, ist einer der Schlüsselfaktoren hinter dem Erfolg der Sunlight Foundation. Diese Möglichkeiten können laut Miller auch von anderen Ländern genutzt werden.

"Das größte Stück Technologie ist schlicht und einfach das Nutzen des Internets, um recht einfache Datenbanken aufzusetzen und sie via Internet für User zugänglich zu machen. Es ist nichts Ausgefallenes oder sehr Anspruchsvolles dahinter", sagt Miller.