Trauer über Tod Václav Havels
19. Dezember 2011Tausende Tschechen haben sich in der Nacht zum Montag (19.12.2011) auf dem Prager Wenzelsplatz versammelt, um des verstorbenen Ex-Präsidenten Václav Havel zu gedenken. Auf dem Platz hatte Havel einst vor Hunderttausenden gesprochen, die sich gegen das kommunistische Regime gewandt hatten. Der Staatsmann war im Alter von 75 Jahren nach langer Krankheit gestorben.
Während einer Schweigeminute erinnerten die Trauernden nun an die Errungenschaften Havels. Im ganzen Land läuteten zudem im Gedenken an den Ex-Staatsführer Tschechiens um sechs Uhr abends die Glocken der Kirchen. Zahlreiche Menschen versammelten sich im Zentrum Prags zu vielen spontanen Trauerkundgebungen und legten Blumen an zentralen Schauplätzen der demokratischen Wende von 1989 nieder.
Einer der ganz Großen
Bestürzt reagierte auch Bundeskanzlerin Angela Merkel auf den Tod des früheren tschechischen Präsidenten Václav Havel. In einem Kondolenzschreiben an dessen Nachfolger Václav Klaus würdigte Merkel Havels Einsatz für Freiheit und Demokratie.
Dieser Einsatz bleibe ebenso unvergessen wie seine große Menschlichkeit. Gerade Deutschland habe Havel viel zu verdanken. "Zusammen mit Ihnen trauern wir um den Verlust eines großen Europäers", schrieb Merkel an Klaus.
Lammert: Ein Staatsmann von Weltrang
Bundestagspräsident Norbert Lammert erklärte, die Deutschen und alle Europäer verlören einen "Staatsmann von Weltrang". "Er ist eine der herausragenden Persönlichkeiten, deren Name auf immer mit dem weltpolitischen Umbruch der Jahre 1989/90 verbunden sein wird", so Lammert.
Zugleich würdigte er auch Havels Leistungen als Schriftsteller. So wie als Staatsmann mit seiner Klugheit und Strahlkraft sei er als Schriftsteller und Künstler mit seiner "grandiosen Ausdrucksgabe" ein Visionär und ein Vorbild gewesen.
Westerwelle: Ohne Havel kein Aufbruch im Osten
Außenminister Guido Westerwelle erinnerte an Havels Eintreten für Frieden und Freiheit in ganz Osteuropa: "Ohne seine mutigen Worte wäre der demokratische Aufbruch in Mittel- und Osteuropa undenkbar gewesen."
Seine liberale Parteikollegin, Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, fügte hinzu, Havel habe wie kein anderer das zivilgesellschaftliche Engagement für Menschenrechte in Europa verkörpert. "Ohne dies hätte es die Charta 77 nicht gegeben, die zum Schlüsseldokument des Wandels im Ostblock wurde."
Grüne: Einsatz für Freiheit und Demokratie
Auch Vertreter der Parteien äußerten ihre Trauer. Die Grünen-Fraktionschefs Jürgen Trittin und Renate Künast hoben hervor, Havel habe sein Leben lang für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte in Europa gestritten. "Sein Denken und Handeln waren von echtem Humanismus geprägt."
Autorin: Eleonore Uhlich (dpa,afp)
Redaktion: Siegfried Scheithauer/ Nicole Scherschun