1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Trauer nach dem Tod von Johannes Mario Simmel

3. Januar 2009

Der gesellschaftlich engagierte Bestseller-Autor starb am Neujahrstag im Alter von 84 Jahren. Seine Romane wie "Es muss nicht immer Kaviar sein" erreichten eine Auflage von 73 Millionen.

Porträt von Johannes Mario Simmel vom November 2004 (Quelle: AP)
Johannes Mario Simmel kurz nach seinem 80. GeburtstagBild: AP

Simmel starb nach Angaben seines Anwalts Bruno Bitzi vom Freitag (2.1.2009) am 1. Januar im Alter von 84 Jahren in einer Seniorenresidenz in der Nähe der Schweizer Stadt Zug. Seine rund 35 Romane und Erzählungen erschienen weltweit in 33 Sprachen in einer Auflage von 73 Millionen. Zahlreiche seiner Werke wurden zudem verfilmt. Simmel zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Schriftstellern.

Wie Bitzi mitteilte, will die Familie nichts Näheres zur Todesursache des Schriftstellers sagen. Sie plane eine Beisetzung im engsten Familienkreis.

Der österreichische Vizekanzler Josef Pröll würdigte Simmel als Bestsellerautor mit gesellschaftlichem Anspruch. "Johannes Mario Simmel war ein Vielschreiber mit klarem gesellschaftlichem Anspruch, der seinen Grundsätzen stets treu geblieben ist. Seine Worte haben Millionen Menschen erreicht", erklärte der Politiker.

Gegen die "Schönschreiberei"

Simmel veröffentlichte alle zwei bis drei Jahre einen Roman. Die Nazi-Zeit und der Rechtsextremismus waren zentrale Themen in den Büchern Simmels, dessen Familie väterlicherseits fast vollständig dem Holocaust zum Opfer fiel. Nachkriegsdeutschland oder die Berliner Mauer thematisierte er ebenso wie Alkoholmissbrauch, Drogen, Gen-Manipulation und Organspende. Dabei recherchierte er die Geschichten bis ins Detail und reicherte sie oft mit einer Portion Erotik an. Dabei wollte er seine Leser aufklären. "Schönschreiberei" führte seiner Meinung nach zu nichts.

Simmel machte nie ein Hehl daraus, dass er politisch links stand und ein sozialistisches Gesellschaftssystem befürworten würde - wobei er sich ausdrücklich vom DDR-System distanzierte. Seine Hoffnung auf eine gerechte, eine soziale Welt habe sich nicht erfüllt, sagte er einmal. Die Utopie habe er aber immer noch.

Bis zuletzt engagierte er sich gegen Rassenhass und Ausländerfeindlichkeit. Viel Aufsehen erregte 1996 ein Rechtsstreit mit dem österreichischen Politiker Jörg Haider, dem er "skrupellose und mörderische Hetze" gegen Ausländer vorwarf.

Kindheit in England

Simmel wurde am 7. April 1924 in Wien als Sohn eines Chemikers und einer Filmverlags-Lektorin geboren. Die Eltern stammten aus Hamburg. Simmel verbrachte seine Kindheit in Österreich und England. In der österreichischen Hauptstadt machte er Abitur und absolvierte anschließend eine Ausbildung zum Chemieingenieur. Als Heilmittelchemiker arbeitete er ab 1943 in einem kriegswichtigen Betrieb.

Bereits als 17-Jähriger legte er seinen ersten Novellenband "Begegnung im Nebel" vor. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Dolmetscher für die US- Militärregierung in Österreich und schrieb nebenher seinen ersten Roman "Mich wundert, daß ich so fröhlich bin", der 1949 erschien und Zeitungs- wie Filmleute auf ihn aufmerksam machte. Nahezu zeitgleich wurde er Österreichs jüngster Kulturredakteur und wenig später Drehbuchautor beim Film. Ein Jahr später zog er nach Deutschland, wo er für die Zeitschrift "Quick" als Reporter durch die ganze Welt reiste.

Versöhnt: Marcel Reich-RanickiBild: picture-alliance / dpa

Seinen Durchbruch als Romanautor feierte Simmel mit dem Agentenroman "Es muss nicht immer Kaviar sein", der zunächst als Fortsetzung in einer Illustrierten erschien und später ebenso verfilmt wurde. Insgesamt 18 verfilmte Simmel-Romane kamen in die Kinos.

"Fabelhafter Blick"

Die literarische Anerkennung seines Werkes blieb ihm meist versagt, aber die Literaturkritik versöhnte sich in seinen letzten Lebensjahren mit dem Österreicher, dem oft der Vorwurf der Trivialliteratur gemacht wurde. Immerhin zollte ihm Literatur-Papst Marcel Reich-Ranicki einiges Lob: "Simmel hat wie kaum ein anderer zeitgenössischer Autor einen fabelhaften Blick für Themen, Probleme, Motive". (sam)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen