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Musik

Trauer um brasilianische Sängerin Gal Costa

10. November 2022

In ihrer Heimat ist sie eine Ikone, für Brasiliens frischgewählten Präsidenten Lula da Silva eine der besten Sängerinnen der Welt. Jetzt starb Gal Costa mit 77 Jahren.

Gal Costa am Mikrofon
Ganz Brasilien trauert im Gal Costa Bild: Leco Viana/Zuma/picture alliance

Die Sängerin sei am Mittwoch gestorben, bestätigte ihre PR-Agentur. Eine Todesursache wurde nicht genannt. Costa hatte sich im September einer Nasenoperation unterzogen und deswegen auf Anraten der Ärzte eine Konzertpause eingelegt. Eigentlich wollte sie am vergangenen Wochenende beim Festival Primavera Sound in São Paulo wieder auf der Bühne stehen, doch der Auftritt wurde abgesagt. 

Aus dem Plattenladen in die Carnegie Hall

Gal Costa kam am 26. September 1945 in Salvador de Bahía im Nordosten Brasiliens als Maria da Graça Costa Penna Burgos zur Welt. Sie jobbte in einem Plattenladen, bevor sie eine der bekanntesten Vertreterinnen der brasilianischen Pop-Musik wurde, die Königin der "Musica Popular Brasiliera".

Gemeinsam mit Caetano Veloso und Gilberto Gil revolutionierte sie in den 1960er-Jahren die Unterhaltungsmusik. Tropicalismo hieß die neue Strömung zwischen Rock, Samba und Bossa Nova, das gemeinschaftliche Album "Tropicália Ou Panis Et Circensis" (1968) gilt bis heute als Meisterwerk der Bewegung. Darauf war auch ihr erster Solo-Hit "Baby".

Ein Jahr später erschien ihre erste eigene Platte - einfach nur "Gal Costa" genannt. Von der herrschenden Militärdiktatur wurde die Tropicalismo-Bewegung als Bedrohung gesehen, waren die Texte doch oft politisch aufgeladen und voller mehr oder weniger versteckter Anspielungen gegen das Regime.

Anders als ihre Tropicalismo-Kollegen musste Gal Costa nicht ins Exil, ihren Kampfgeist aber behielt sie. Sie wurde die Diva der Música Popular Brasileira, fast jeder ihrer Songs avancierte zum Klassiker.

Fast sechs Jahrzehnte stand Gal Costa auf der Bühne, für 2023 war auch eine Europatournee geplant. Nicht nur in Brasilien füllte sie mühelos große Hallen; im Jahr 2001 war sie die meistgebuchte brasilianische Künstlerin in der Carnegie Hall in New York, ihr Name wurde sogar in der Hall of Fame verewigt.

"Diese Stimme im Ohr"

Der Tod der Künstlerin löste große Betroffenheit aus, ihr Tropicalismo-Weggefährte, der Superstar Gilberto Gil, twitterte: "Ich bin sehr traurig, unsere kleine Schwester hat uns verlassen. Zurück bleibt die Sehnsucht - meine und die aller in Brasilien, die sie mit ihrem Gesang verzaubert hat. Für den Rest unseres Lebens haben wir diese Stimme im Ohr, ihr Gesang bleibt uns für immer."

Caetano Veloso, ebenfalls langjähriger Bühnenpartner, postete ein Video von gemeinsamen Auftritten: "Es gibt viele brasilianische Lieder, die durch Frauenstimmen dazugewinnen. Aber Gals Stimme war schon für sich reine Musik, ganz unabhängig von den Noten."

Und die Sängerin Zélia Duncan schrieb: "Ach Brasilien... welche Leere tut sich auf."   

Maria Bethânia drückte die Trauer über den Tod ihrer Freundin bei Instagram aus:  "Was für ein Schock. So traurig, so unfassbar", so die Sängerin, die unzählige Male mit Costa auf der Bühne stand. "Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages zu euch kommen muss, um über den schmerzhaften Verlust von Gal zu sprechen. Ganz Brasilien, das sie mit ihrer einzigartigen und meisterhaften Stimme immer wieder verzaubert hat, weint heute."

Auch der designierte Präsident Luiz Inácio Lula da Silva zeigte sich sehr betroffen. Er twitterte ein Bild von sich und der Verstorbenen. Gal Costa sei "eine der größten Sängerinnen der Welt, eine unserer wichtigsten Künstlerinnen, die den Namen und die Klänge Brasiliens in die ganze Welt trägt", schrieb da Silva. Und weiter: "Ihr Talent, ihre Technik und ihr Wagemut haben unsere Kultur bereichert und erneuert und das Leben von Millionen von Brasilianern verändert und geprägt", schrieb er.

In ihrer Heimat können sich ihre zahlreichen Fans am Freitag in São Paulo am offenen Sarg von Gal Costa verabschieden, die eigentliche Beerdigung findet im Kreis der Familie und der engsten Freunde statt.

suc/ka (Lusa, Ap)