Weltweite Trauer nach dem Tod von Papst Franziskus
21. April 2025
Es gibt Glocken, die nur bei sehr besonderen Anlässen läuten. Die Petersglocke des Kölner Doms, im Volksmund auch der "decke Pitter" genannt, gehört dazu. Nun läutete die größte Glocke der Kathedrale der katholisch geprägten Metropole im Westen Deutschlands mit ihrem voluminösen Klang, der weit über Köln hinaus schallt - als Zeichen der Trauer für Papst Franziskus. Das Oberhaupt der katholischen Kirche war an diesem Ostermontag an den Folgen einer Lungenentzündung in Rom gestorben.
Auch aus der deutschen Hauptstadt Berlin kamen Ehrerweisungen für den verstorbenen Papst. "Mit Franziskus verliert die Welt ein leuchtendes Zeichen der Hoffnung, einen glaubwürdigen Anwalt der Menschlichkeit und einen überzeugenden Christen", ließ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier verlauten. Auch der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich: "Mit Papst Franziskus verlieren die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner und warmherzigen Menschen."
Einer der letzten Besucher: King Charles
Im Namen der Europäischen Union würdigte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den Verstorbenen: "Mit seiner Bescheidenheit und seiner aufrichtigen Liebe für die weniger Glücklichen inspirierte er Millionen, weit über die Grenzen der katholischen Kirche hinaus."
Zu den letzten, die Franziskus besucht hatten, gehört Großbritanniens König. Charles III. zeigte sich "zutiefst betrübt" über den Tod des Papstes. "Durch sein Wirken und seine Fürsorge für die Menschen und den Planeten hat er das Leben so vieler tief berührt", erklärte der König, der zugleich das weltliche Oberhaupt der anglikanischen Kirche ist. Er sei "sehr bewegt" gewesen, dass er den Papst zusammen mit seiner Frau Camilla am 9. April im Vatikan habe besuchen können.
Mit Spaniens König Felipe VI. würdigte ein weiterer Monarch Franziskus. Er hob dessen "Überzeugung" hervor, dass es unabdingbar sei, "den Ärmsten Ermutigung und Trost zu spenden".
Donald Trump, der Präsident der USA, beließ es zunächst bei einem knappen, emotionalen Statement. "Ruhe in Frieden, Papst Franziskus! Möge Gott ihn und alle segnen, die ihn liebten!", schrieb Trump auf seiner eigenen Plattform Truth Social.
Würdigung für Friedensbemühungen
Auch der Präsident der von Russland überfallenen Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, meldete sich zu Wort: Franziskus habe es verstanden, Hoffnung zu geben, Leiden durch Gebet zu lindern und die Einheit zu fördern. "Er hat für den Frieden in der Ukraine und für die Ukrainer gebetet. Wir trauern gemeinsam mit den Katholiken und allen Christen, die bei Papst Franziskus geistigen Beistand suchten. Ewiges Gedenken!"
Franziskus hatte sich jahrelang um Vermittlung zwischen den Konfliktparteien bemüht. Von Russlands Präsidenten Wladimir Putin hieß es nun in eher sachlichem Ton: "In all den Jahren seines Pontifikats förderte er aktiv den Dialog zwischen der russisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche sowie die konstruktive Zusammenarbeit zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl." Er werde den verstorbenen Papst in guter Erinnerung behalten, so Putin.
Immer wieder hatte Franziskus auch für eine Versöhnung im Nahost-Konflikt geworben. Israels Präsident Isaac Herzog wandte sich an die gesamte christliche Welt und lobte die Friedensbemühungen des verstorbenen Papstes im Israel-Hamas-Krieg. "Ich hoffe sehr, dass seine Gebete für den Frieden im Nahen Osten und für die sichere Rückkehr der Geiseln bald erhört werden", so das Staatsoberhaupt. Besonders würdigte er Franziskus' Einsatz für den Dialog mit dem Judentum: "Möge sein Andenken auch weiterhin zu Taten der Freundlichkeit, Einheit und Hoffnung inspirieren."
Anerkennung von Religionsvertretern
Auch Religionsvertreter bekundeten Beileid und Anerkennung. Das lateinische Patriarchat in Jerusalem ließ verlauten: "Möge der Herr ihn in sein Reich und seine Herrlichkeit aufnehmen." Georg Bätzing, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz: "In tiefer Trauer verbeugen wir uns vor einem Papst, dem es ein Anliegen war, unter den Menschen zu sein und an die Ränder der Gesellschaft zu gehen."
Das Verhältnis der deutschen Bischöfe zum Vatikan war im Pontifikat von Franziskus auch von Konflikten begleitet. Der Papst kritisierte insbesondere den Reformprozess "Synodaler Weg" in Deutschland.
Kirsten Fehrs, die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), zeigte sich tief beeindruckt von der "menschlichen Nahbarkeit und aufrichtigen Bescheidenheit" des Papstes. "Er ging stets auf alle Menschen zu", so Fehrs.
Europäische Rabbiner würdigten den Papst für ein unermüdliches Engagement "für den Frieden und den guten Willen in der Welt". Der Präsident der orthodox geprägten Konferenz Europäischer Rabbiner (CER), Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, übermittelte dem Heiligen Stuhl die tiefe Trauer der Konferenz.
Versöhnliche Reaktion aus Argentinien
Große Trauer herrscht nicht zuletzt in Argentinien, dem Geburtsland von Franziskus. Präsident Javier Milei erklärte: "Als Präsident, als Argentinier und vor allem als gläubiger Mensch verabschiede ich mich vom Heiligen Vater." Trotz einiger Differenzen sei es eine Ehre gewesen, ihn "ihn in seiner Güte und Weisheit" kennengelernt zu haben, so Milei.
Argentiniens libertären Regierungschef und den Papst trennten tiefe politische Gegensätze. So hatte Franziskus im vergangenen argentinischem Wahlkampf vor "Rattenfängern" gewarnt, während Milei den Papst als "Schwachkopf" beschimpfte und ihm Nähe zum Sozialismus vorwarf. Später aber entschuldigte sich der Präsident, und im Februar 2024 kam er zu einem Besuch in den Vatikan. Nun rief Milei eine siebentägige Staatstrauer für Franziskus in Argentinien aus.
AR/jj (dpa, kna, afp)
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