Sie galt als Ikone der Swinging Sixties in London und war die Frau an der Seite von Mick Jagger. Nun ist die britische Sängerin und Schauspielerin Marianne Faithfull im Alter von 78 Jahren gestorben.
Marianne Faithfulls Karriere erlebte viele Aufs und Abs Bild: Peter Byrne/empics/picture alliance
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"Mit tiefer Trauer geben wir den Tod der Sängerin, Songwriterin und Schauspielerin Marianne Faithfull bekannt", teilte ihr Sprecher am Donnerstag (30.01.2025) in einer Erklärung mit. "Marianne ist heute in London im Kreise ihrer geliebten Familie friedlich entschlafen. Sie wird schmerzlich vermisst werden."
Die wilden 60er-Jahre
Faithfull wurde am 29. Dezember 1946 in eine wohlhabende Londoner Familie geboren - ihre Mutter war eine österreichisch-ungarische Baronin, ihr Vater ein britischer Agent. 1963 wurde sie in einer Bar von Rolling-Stones-Manager Andrew Loog Oldham angesprochen.
Es waren Mick Jagger und Keith Richard, die den Hit schrieben, mit dem sie 1964 bekannt wurde: "As Tears Go By". Es folgte eine Reihe erfolgreicher Singles, darunter "Come And Stay with Me", "This Little Bird" und "Summer Nights".
Faithfull probierte sich auch auf Theaterbühnen und Kinoleinwänden aus und wirkte in Filmen vonnamhaften Regisseuren wie Jean-Luc Godard, Sofia Coppola und Patrice Chéreau mit. An der Seite von Alain Delon spielte sie 1968in dem erotischen Film "The Girls on a Motorcycle" (Deutscher Titel: "Nackt unter Leder") mit.
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Jahre des Auf und Ab
Faithfull war kein Kind von Traurigkeit, an der Seite von Mick Jagger führte sie ein wildes Leben - und wurde schließlich heroinabhängig. Mit gerade mal 24 Jahren versuchte sie sich mit einer Überdosis Schlaftabletten umzubringen, überlebte nur knapp.
Die Beziehung zu Jagger ging zu Ende, und sie verlor das Sorgerecht für ihren Sohn, der aus einer früheren Beziehung stammte. Sie litt unter Magersucht und landete Anfang der 1970er-Jahre als Obdachlose auf den Straßen des Londoner Stadtteils Soho, wo sie zwei Jahre verbrachte.
Ihre anfangs klare, helle Stimme litt unter dem Alkohol und Zigarettenkonsum, eine tiefe, röhrende Stimme sollte ihr Markenzeichen werden. In den späteren 1970ern verschrieb sie sich dem Punk, sang desillusionierte Stücke wie "Why D'Ya Do It?" (Warum tust Du das?), "Working Class Hero" und "Broken English".
20 Jahre später machte sie eine Entziehungskur und startete noch mal neu durch - als Sängerin, Schauspielerin und TV-Star. Mit 68 Jahren posierte sie für eine Werbekampagne der Luxusmarke Saint Laurent.
Im Laufe ihrer Karriere veröffentlichte sie 21 Soloalben, darunter das von der Kritik hochgelobte "Broken English" von 1979, das ihr eine Grammy-Nominierung einbrachte, und schrieb drei Autobiografien.
Faithfulls letztes Album "She Walks in Beauty" erschien 2021, nachdem sie sich von einer schweren Corona-Erkrankung erholt hatte. Im März 2022 sollFaithfull nach Denville Hall umgezogen sein, ein Londoner Altersheim für Schauspieler und andere Künstlerinnen und Künstler.
Rocklegende Mick Jagger zeigte sich tief getroffen vom Tod Faithfulls. "Sie war so lange Teil meines Lebens. Sie war eine wunderbare Freundin, eine wunderschöne Sängerin und eine großartige Schauspielerin", schrieb er auf Instagram."
Ein Leben im Rampenlicht - Marianne Faithfull
Das Leben der Sängerin und Schauspielerin ist eine Geschichte von Rock 'n' Roll, Rausch und Rebellion. Aber auch von Liebe und Leidenschaft für die Kunst.
Bild: Getty Images
Am Anfang war der Glanz
Marianne Faithfull fing bereits als Teenager an, in Londoner Kneipen zu singen. Ihre Karriere als Sängerin startete 1964 mit dem Hit "As Tears Go By", einer Komposition von Mick Jagger und Keith Richards von den Rolling Stones, die Faithfull in der Londoner Künstlerszene kennengelernt hatten. Bald kamen weitere erfolgreiche Singles wie "This Little Bird" oder "Summer Night".
Bild: Keystone/ZUMA/IMAGO
Im Herzen der wilden Sechziger
Ein Jahr später heiratete die 18-jährige Faithfull den Künstler John Dunbar. Seine Flitterwochen verbrachte das junge Ehepaar in Begleitung des Beat-Poeten Allen Ginsberg in Paris. 1965 wird Sohn Nicholas (im Bild) geboren, doch zwei Jahre später trennt sich das Paar, und Faithfull beginnt eine Liebesbeziehung mit einem der größten Sänger der Rock 'n 'Roll-Geschichte.
Bild: United Archives/IMAGO
Schwester Morphin
Die Beziehung zwischen Marianne Faithfull und Mick Jagger (im Bild) beeinflusste berühmte Rolling-Stones-Songs wie "Sympathy for the Devil", "Wild Horses" und "Sister Morphine". Dieses letzte Lied, vom dem es auch eine bekannte Faithfull-Version gibt, beschreibt die Drogensucht der Sängerin. Ihr Konsum von Kokain und Heroin sollte sich in den Jahren nach der Trennung von Jagger 1970 verschlimmern.
Bild: Keystone/ZUMA/IMAGO
Eine Pariser Legende
Einer Legende zufolge war Faithfull in den mysteriösen Tod des Doors-Sängers Jim Morrison 1971 in Paris verwickelt. Sie sei, so das Gerücht (das sich als falsch herausstellte) beim Sänger gewesen, als dieser an einer Überdosis Heroin starb. In ihrer Autobiographie erklärte Faithfull, die einzige Verbindung sei gewesen, dass beide Künstler Heroin von derselben Person bezogen hatten.
Bild: Manfred Rehm/dpa/picture alliance
Stille Jahre und Comeback
Nach fast zehn Jahren, in denen sie unter ihrer Drogensucht litt und zeitweise auf den Straßen vom Londoner Stadtteil Soho lebte, gelang Faithfull 1979 ein Comeback mit dem Album "Broken English", dessen Titelsong Ulrike Meinhof, Mitgründerin der Roten Armee Fraktion, gewidmet ist. Vom Heroinkonsum, der ihr die tiefe, raue Stimme bescherte, löste sich Faithfull vollständig erst 1985.
Bild: Hoare/Express/Getty Images
Die nackte Kaiserin
Faithfull ist nicht nur eine hervorragende Musikerin, sondern auch eine renommierte Schauspielerin. Seit 1966 hat sie in mehr als 20 Filmen mitgespielt, unter anderem in "Nackt unter Leder" neben Alain Delon (im Bild), "Shopping" mit Sadie Frost und Jude Law und Sofia Coppolas berühmtem Epochenporträt "Marie Antoinette", wo sie Kaiserin Maria Theresia von Österreich spielt.
Bild: Granata Images/IMAGO
Erfolg bei der Berlinale
Die Filmkarriere von Marianne Faithfull erreichte einen Höhepunkt durch ihre Hauptrolle in der Tragikomödie "Irina Palm" (im Bild), die bei der Berlinale 2007 für den Goldenen Bären gehandelt wurde und sowohl internationale Kinokritiker als auch das Berliner Publikum begeisterte. Im Film spielt Faithfull eine arbeitslose 60-jährige Frau, die sich auf humorvolle Weise im Leben durchsetzt.
Bild: EntertainmentPictures/IMAGO
Sängerin mit vielen Freunden
Neben erfolgreichen Soloalben wie "Strange Weather" (1987) und "20th Century Blues" (1996) hat Faithfull auch mit bekannten Musikern zusammengearbeitet, zum Beispiel mit Roger Waters von Pink Floyd, Metallica, Nick Cave oder der britischen Indie-Ikone P. J. Harvey. Hier steht Faithfull neben Neil Tennant vom Electropop-Duo Pet Shop Boys bei einer Benefizgala für die Aidshilfe in den 1990er-Jahre.
Bild: P.A. Stephens/dpa/picture alliance
Marianne Faithfull gab nicht auf
2021 infiziert sich Marianne Faithfull bei den Aufnahmen zu ihrem neuen Album "She Walks In Beauty" mit Corona und verbrachte drei Wochen auf der Intensivstation. Ihre Lunge und auch ihre Stimme werden stark angegriffen. Doch sie erholte sich und veröffentlichte noch im gleich Jahr ihr letztes Album "She walks in beauty". Am 30. Januar 2025 starb die Sängerin mit 78 Jahren.