Trauer und Flucht in Nigeria
12. März 2010Nach dem Massaker an Christen in der Region um die Stadt Jos haben tausende in Schwarz gekleidete Frauen am Donnerstag (11.03.2010) gegen Gewalt demonstriert. Sie brachten bei einer Prozession durch die Stadt auch ihre Trauer um die Opfer zum Ausdruck und forderten den Abzug der in der Region stationierten Soldaten. "Wir trauern um die Kinder, die am Sonntag getötet wurden", sagte eine 32-jährige Krankenschwester, die sich in den Protestzug einreihte.
Unklare Opferzahlen
Die Frauen schwenkten Äste von Mangobäumen zum Zeichen des Friedens und hielten Bibel-Ausgaben und Holzkreuze in ihren Händen. Nach Angaben von AFP-Reportern zogen sie zum Sitz der Regionalregierung. Bei dem Massaker in drei Dörfern nahe Jos in Zentralnigeria waren am Wochenende mindestens 109 Menschen umgebracht worden, darunter 40 Kinder. Zuvor hatten Behörden noch deutlich höhere Opferzahlen von bis zu 500 Toten angegeben.
"Wir wollen keine Soldaten mehr", riefen die Demonstrantinnen. Nach dem brutalen Vorfall in der Nacht zu Sonntag waren hunderte Soldaten in der Region im Einsatz, um für Stabilität zu sorgen. Die Armee war aber auch scharf dafür kritisiert worden, den Massenmord nicht verhindert zu haben. Zum Zeitpunkt des Massakers galt eigentlich ein Ausgehverbot, und Soldaten hätten in der Gegend patrouillieren sollen.
Festnahmen nach dem Massaker
Das Massaker an den Mitgliedern der vornehmlich christlichen Berom-Volksgruppe war von Angehörigen des muslimischen Nomadenvolks der Fulani verübt worden. Im Zusammenhang damit waren laut Polizei 49 Fulani-Nomaden festgenommen worden, die an dem Massaker beteiligt gewesen sein sollen. Die Tat soll als Vergeltung für vorherige Überfälle durch die Berom-Volksgruppe geplant gewesen sein. Experten geben aber auch Konkurrenz um knappes Weideland und ethnische Benachteiligung der Fulani als mögliche Motive an. Gouverneur Jonah Jang rief für die kommenden drei Tage eine öffentliche Trauer aus.
Nach den blutigen Unruhen haben rund 3.000 Einwohner von Jos die Flucht ergriffen. Sie suchten im benachbarten Staat Bauchi Schutz, wie das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und das Rote Kreuz in Nigeria mitteilten. Nach Ausschreitungen im Januar waren bereits 3.800 Einwohner aus dem Staat Plateau nach Bauchi geflüchtet.
Autor: Dirk Bathe (AFP/apn)
Redaktion: Katrin Ogunsade