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Politik

Mauritius feiert 50 Jahre Unabhängigkeit

Daniel Pelz
12. März 2018

Demokratisch, friedlich, wohlhabend: Zum 50. Geburtstag präsentiert sich Mauritius als afrikanische Erfolgsgeschichte. Doch nicht alle profitieren davon.

Mauritius Grand Baie Beach
Bild: picture-alliance/dpa/P. Schickert

Partystimmung im Urlaubsparadies: Das goldene Unabhängigkeitsjubiläum feiern die rund 1,2 Millionen Inselbewohner in diesem Jahr nicht nur am Nationalfeiertag, dem 12. März. Bereits seit Tagen finden auf der Insel Festakte, Ausstellungen und andere Veranstaltungen statt. Zum fünfzigsten Geburtstag präsentiert sich die Insel vor Afrikas Ostküste politisch stabil, wirtschaftlich erfolgreich und weitgehend friedlich.

"Mauritius ist eine afrikanische Erfolgsgeschichte", sagt Alex Vines, Afrikachef der britischen Denkfabrik Chatham House. Auf dem Mo-Ibrahim-Index, einer Art jährlichem Zeugnis für afrikanische Regierungen, belegt Mauritius seit fünf Jahren ununterbrochen Platz Eins. Auch die US-Kollegen von der Nichtregierungsorganisation Freedom House geben gute Noten: Bei politischen Rechten eine glatte Eins, bei bürgerlichen Freiheiten eine Zwei.

Staatsoberhaupt ist eine Frau - die einzige in Afrika. Das aber auf Abruf: Weil Ameenah-Garib Fakim öffentliche Gelder veruntreut haben soll, wird sie unmittelbar nach den Jubiläumsfeierlichkeiten zurücktreten. Sie wird beschuldigt, eine Kreditkarte einer NGO für persönliche Einkäufe verwendet zu haben.

Friedlicher Vielvölkerstaat

Seit der Unabhängigkeit 1968 entwickelt sich die Insel positiv - im Gegensatz zu afrikanischen Nachbarn wie Madagaskar, die Militärputsche, Diktatur und Gewalt hinter sich haben. "Die Regierungen wechselten in der Vergangenheit relativ häufig und es gab immer wieder Allianzen zwischen verschiedenen politischen Parteien. Daher gab es auf Mauritius nicht dieses 'Big Man'-Phänomen, das wir in anderen afrikanischen Ländern gesehen haben", sagt Vines im DW-Interview.

Straßenszene in der Hauptstadt Port Louis im Jahre 1955 - da war die Insel noch britische KolonieBild: Getty Images/Three Lions/R. Harrington

Das ist nicht selbstverständlich, denn die Ferieninsel ist ein Vielvölkerstaat. Vor ihrer Entdeckung durch portugiesische Seefahrer im 16. Jahrhundert war sie unbewohnt. Die britischen Kolonialherren brachten im frühen 19. Jahrhundert Sklaven und Arbeiter aus anderen Ländern und Kontinenten mit, die oft auf Zucker-Plantagen schuften mussten. Ihre Nachkommen blieben. Die indischstämmige Bevölkerung ist heute mit fast 70 Prozent in der Mehrheit. Rund 30 Prozent der Inselbewohner sind Kreolen, Nachfahren von Afrikanern und Indern. Die meisten Mauritianer bekennen sich zum Hinduismus, ein Drittel sind Christen.

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Die Publizistin Christina Meetoo von der Universität von Mauritius glaubt, dass auch darin ein Schlüssel für die positive Entwicklung der Insel liegt: "Die Vorfahren aller Inselbewohner kamen ursprünglich von anderen Kontinenten. Daraus ist die Erkenntnis gewachsen, dass wir hier alle gemeinsam etwas aufbauen müssen", sagt sie.

Die kulturelle Vielfalt birgt aber auch Konfliktpotenzial: "Es ist nicht immer einfach, eine so einzigartige Gesellschaft aus verschiedenen Ethnien und Religionen zu steuern und eine Gesellschaft zu schaffen, in der jeder seinen Platz findet", sagt Meeto. Ihr britischer Kollege Vines beobachtet, dass vor allem die Spannungen zwischen der Hindu-Mehrheit und der muslimischen Minderheit zunehmen: "Aber sie werden besser gemanagt als in vielen anderen afrikanischen Ländern."

Wirtschaftsboom geht an vielen Menschen vorbei

Auch wirtschaftlich droht Mauritius eine Spaltung. Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 7800 Euro gehört die Insel zur afrikanischen Spitze. Während viele afrikanische Staaten heute noch als Entwicklungsländer gelten, zählt Mauritius zu den Ländern mit mittlerem Einkommen. Das Geld wird längst nicht mehr mit Zucker verdient, sondern durch Tourismus und Finanzdienstleistungen: Die Insel gilt als beliebte Steueroase. Doch längst nicht jeder profitiert davon. "Die Wachstumsraten sind gut und es gibt viele Gewinner, aber auch Verlierer. Vor allem die Mittelklasse ist unter Druck", beobachtet Vines. Viele junge Mauritianer sind arbeitslos.

Im afrikanischen Vergleich geht es den Menschen auf Mauritius gutBild: picture-alliance/dpa/L. Halbauer

Gleichzeitig fällt es dem Staat immer schwerer, den Verlierern zu helfen. Die Staatsverschuldung ist hoch, eine Folge der wirtschaftlichen Probleme früherer Jahre. "Wir haben kostenlose Bildung, wir haben kostenlose Gesundheitsversorgung, wir haben ein Sozialsystem, das wir erhalten möchten", sagt Wissenschaftlerin Meetoo. "Die Frage ist, wie wir das schaffen, wenn dem Staat gleichzeitig dafür die Einnahmen fehlen."

Wenn Mauritius es nicht schaffen sollte, dieses Dilemma zu lösen, drohen neue Probleme. Mittlerweile hätten sich einige junge Mauritianer radikalen Organisationen wie dem sogenannten "Islamischen Staat" angeschlossen, sagt Experte Vines: "Das sind Zeichen dafür, dass einige der globalen Herausforderungen auch vor Mauritius nicht halt machen."

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