Wegen der Corona-Pandemie haben sich die Narren in diesem Jahr mit einem Rosenmontag ohne Karnevalszüge abfinden müssen.
Anzeige
Was für ein trauriger Höhepunkt des diesjährigen Karnevals in Deutschland: Wegen der Corona-Pandemie gab es am Rosenmontag keine Umzüge und kein ausgelassenes Treiben auf den Straßen der Karnevalshochburgen. "Diese Leere - das macht auch so'n bisschen Leere im Herz, das tut einem schon sehr weh", sagte der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn und ergänzte: "Es ist eine ganz schwierige Zeit."
In normalen Zeiten hätte sich ein kilometerlanger Umzug durch die größte Stadt von Nordrhein-Westfalen bewegt - verfolgt von einem Millionenpublikum. Aber statt überfüllter Bürgersteige und einem Regen aus Kamelle - geworfenen Süßigkeiten - herrschte Tristesse. Nur einzelne Karnevalisten gingen den verwaisten Weg des Rosenmontagszugs ab.
Kaum nachzuvollziehen in Hamburg oder Berlin
So auch Heinrich Groten im Gewand eines Clowns. Auch 1991 sei man durch die Stadt gezogen, sagt er. Der Rosenmontagszug fiel damals wegen des Golfkrieges aus. Die Frage, was Karneval für ihn bedeute, beantwortet Groten so: "Sie müssen sich vorstellen, mein Vater hat schon am zweiten Weihnachtstag Karnevalsmusik gespielt." Es sind Sätze, die einem in Hamburg oder Berlin vollkommen schleierhaft erscheinen. Wer Karneval nicht versteht, dem dürfte auch sein weitgehendes Nichtvorhandensein reichlich egal sein.
Kölner Rosenmontagszug als Miniaturausgabe
Die längste Puppenbühne der Welt wurde eigens für den Kölner Rosenmontagszug gebaut. Der findet in diesem Jahr nämlich in Miniatur mit Stockpuppen statt.
Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance
Kölner Karneval lässt die Puppen tanzen
Weil der echte Rosenmontagszug 2021 ausfällt, müssen in Köln die Puppen einspringen. Seit 1802 begeistert das legendäre Hänneschen Theater in kölscher Mundart die Zuschauer. Die Stabpuppen verkörpern dabei typische Figuren aus dem Kölner Brauchtum wie etwa die kölschen Originale namens "Tünnes und Schäl". Für den Puppen-Rosenmontagszug schlüpfen die Figuren in entsprechende Karnevals-Outfits.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Die längste Puppenbühne der Welt
In der Kölner Wagenhalle präsentiert Zugführer Holger Kirsch 32 Meter Bühnenkulisse. Nachgebaut sind Gebäude aus der Kölner Altstadt, an denen normalerweise der echte Zugweg entlang führt. Als Attrappe wurde auch das Gebäude des Historischen Rathauses nachgebaut.
Bild: Henning Kaiser/dpa/picture alliance
Die Narrenkappe mit Zugleiter
Auch der Zugleiter des Kölner Festkomitees wurde als Stabpuppe verewigt. Er sitzt in einem eigenen Wagen, der aussieht wie eine Narrenkappe. Dekoriert ist er mit sämtlichen Wappen der Karnevalsvereine. Die Wagen des Mini-Rosenmontagszugs wurden im Maßstab 1:3 gebaut.
Bild: Horst Galuschka/dpa/picture alliance
Backen voller Klopapier
Schon zu Beginn der Coronakrise im März 2020 wurde in Deutschland das Klopapier knapp. Nicht zuletzt deshalb, weil die Deutschen zur allgemeinen Verwunderung Klopapier in unfassbaren Mengen einkauften. Der Persiflagewagen zeigt entsprechend einen Hamster, der sich die Backen mit Klopapier vollstopft.
Bild: Horst Galuschka/dpa/picture alliance
Spaltung der USA durch Trump
Was wäre der Karneval ohne die bissigen Persiflagewagen. Der "United"-Wagen zeigt eine gespaltene Freiheitsstatue als Symbol für die gespaltene Bevölkerung in den USA. Die blutige Axt nimmt Bezug auf die gewalttätigen Auseinandersetzungen im Vorfeld und während der US-Präsidentschaftswahl. Auf der Rückseite der Axt steht auf dem Griff der Name "Trump".
Bild: Horst Galuschka/dpa/picture alliance
AfD - das Fähnchen im Wind
"Pegida" und "Querdenker" ist auf den beiden Kot-Haufen zu lesen, die diesen Persiflagewagen zieren. Michael Kramp vom Festkommitee Kölner Karneval deutet auf die Fliege, die von einem Haufen zum anderen fliegt. Sie symbolisiert die AfD, die Partei "Alternative für Deutschland". Der AfD ist dabei jeder Haufen recht, der Wählerstimmen bringt.
Bild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance
Blaue Funken
Neben den 16 Persiflage- oder Mottowagen gibt es beim Puppen-Rosenmontagszug auch Nachbildungen der Prunkwagen der Karnevalsvereine, wie hier der Wagen der Blauen Funken. Die Blauen Funken, 1870 gegründet, sind eine der ältesten Kölner Karnevalsgesellschaften. Außerdem sind sie Mitglied im Festkomitee Kölner Karneval.
Bild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance
"De Zoch kütt"
155 Stockpuppen verkörpern im Zug ("Zoch", in kölscher Mundart) traditionelle Figuren: vorne links der Geißbock, das Maskottchen des 1. FC Köln. Auch Blaue und Rote Funken sind bei der Parade dabei. Sie alle werden den Zugweg vor der TV-Kamera des Westdeutschen Rundfunks abschreiten und so die Zuschauer vor den Fernsehern am Rosenmontag für den abgesagten großen Umzug entschädigen.
Bild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance
8 Bilder1 | 8
Immerhin gab es einen Rosenmontagszug im Miniaturformat:Ein Puppentheater hatte ihn schon im Vorfeld in Szene gesetzt, verfolgt werden konnte der Umzug im WDR Fernsehen. Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld wurden Kamelle einfach aus den Fenstern geworfen und von Kindern begierig aufgelesen.
Mottowagen rollen durch Düsseldorfer Innenstadt
Die Karnevalisten im benachbarten Düsseldorf schickten immerhin acht ihrer berühmten Motto-Wagen auf die Straße. Pandemiebedingt rollten die überlebensgroßen Karikaturen jedoch getrennt voneinander durch die Stadt. Die Route blieb streng geheim, um Menschenansammlungen zu vermeiden. "Es ist ein kleines Zeichen, dass wir noch am Leben sind", sagte Wagenbauer Jacques Tilly.
Unter anderem präsentierte Tilly Ex-US-Präsident Donald Trump am Spieß über dem Feuer. Auch das Coronavirus wurde natürlich thematisiert. Provokant in diesem Jahr: Ein Priester, der die Eichel eines männlichen Glieds als Hut trägt. Dieses Werk bezeichnete Tilly als seinen "Lieblingswagen". Im Gegensatz zu einem "normalen" Rosenmontagszug wurden die Pappmaché-Figuren nicht im Schritttempo von Traktoren gezogen, sondern von Transportern.
Anzeige
Kein "Helau" in Mainz
Auch in Mainz blieben die Narren am Rosenmontag zu Hause. "Es ist tatsächlich ruhig", sagte ein Polizeisprecher. "Wir haben eine Handvoll Kollegen in der Innenstadt, die haben nichts gemeldet." Es scheine sich zu bewahrheiten, was an Weiberfastnacht begonnen habe: "Dieses Jahr feiert in Mainz niemand."