Da wäre mehr drin gewesen - mit diesem enttäuschenden Gefühl sind wohl beide Teams am Mittwochabend aus ihren Champions-League-Spielen herausgegangen. Beide, der VfL Wolfsburg und Borussia Mönchengladbach, hatten es dabei kurioserweise mit einer Mannschaft aus Manchester zu tun. Die Borussia unterlag Manchester City durch einen späten Elfmeter mit 1:2, Wolfsburg verlor ebenfalls mit 1:2 im Old Trafford gegen Manchester United. Nun geht es in der Bundesliga, die an diesem Wochende fast ausschließlich auf das Top-Spiel am Sonntagabend zwischen dem FC Bayern München und Borussia Dortmund schaut, im direkten Duell zwischen den beiden Manchester-Geschädigten um wichtige Punkte.

Während die Borussia beweisen will, dass die vergangenen beiden Erfolge in der Liga nicht nur ein Strohfeuer, sondern tatsächlich das Ende der Krise waren, braucht der VfL einen Sieg, um den Kontakt nach ganz oben nicht schon früh in der Saison abreißen zu lassen. Vor dem Spieltag beträgt die Lücke der viertplatzierten "Wölfe" bereits vier Zähler auf Schalke auf Rang drei, fünf auf die zweitplatzierten Dortmunder, und der FC Bayern, gegen den Wolfsburg am 6. Spieltag mit 1:5 verlor, ist sogar schon mit neun Punkten enteilt.

Kruse im Fokus

Besonders unter Beobachtung wird dabei Max Kruse stehen. Der VfL-Angreifer war vor der Saison für zwölf Millionen Euro von Mönchengladbach nach Wolfsburg gewechselt. Er sah beim VW-Klub "bessere Perspektiven" als in Gladbach. Kruse äußerte damals: "In Gladbach sagte keiner: 'Wir müssen um die Meisterschaft spielen und in die Champions League kommen.' Diese Haltung ist nicht mein Anspruch." Viele Freunde hat er sich damit bei der Borussia nicht gemacht. Kritiker warfen ihm außerdem vor, dass neben der angeblich besseren Perspektive wohl auch Geld eine nicht unbedeutende Rolle gespielt habe. Entsprechend muss Kruse bei seiner Rückkehr in den Borussia-Park mit einigen Pfiffen rechnen. Zumal der holperige Saisonbeginn der Borussia gezeigt hat, wie sehr er den Gladbachern mit seinen Vorlagen und Toren fehlt.

Nachdem wochenlang keiner der Gladbacher Angreifer die Kruse-Lücke füllen konnte, scheint das nun pünktlich zum Wiedersehen mit dem Ex-Borussen dem Brasilianer Raffael zu gelingen. Der Offensivspieler zeigt deutlichen Formanstieg, gab vor anderthalb Wochen gegen den FC Augsburg drei Vorlagen, schoss vergangenes Wochenende in Stuttgart ein Tor selbst und legte ein weiteres auf. "Er ist ein Spieler, der Spiele entscheiden kann", sagt Mittelfeldspieler Granit Xhaka, der sich gegen Augsburg und Stuttgart ebenfalls in die Torschützenliste eintrug, über seinen Kollegen und glaubt, den Schwung aus den beiden erfolgreichen letzen Bundesligapartien mitnehmen zu können. "Die beiden Siege haben uns wieder Motivation und Vertrauen gegeben."

Rückenwind aus der Champions League

Genug, um auch den VfL Wolfsburg zu besiegen? Borussias Interimstrainer André Schubert glaubt, dass das nur möglich ist, wenn die Spieler nach der Champions-League-Partie schnell und gut regenerieren. "Die körperliche Belastung macht mir am ehesten Sorgen", sagte er. "Wir müssen am Wochenende eine Mannschaft aufs Feld bringen, die wieder 100 Prozent Gas geben kann, weil Wolfsburg uns alles abverlangen wird." Allerdings hätten seine Jungs gegen Manchester City "ein Super-Spiel gemacht und daraus können sie ganz viel ziehen".

Zum gleichen Schluss kam nach der Wolfsburger Niederlage gegen Manchester United auch VfL-Geschäftsführer Klaus Allofs: "Wir haben auch nach dem Rückstand Gas gegeben und United an seine Grenzen gebracht. Das ist alles sehr positiv." Man darf daher am Samstagnachmittag zwei Teams erwarten, die mit Selbstvertrauen auflaufen und unbedingt etwas gutmachen wollen. Langweilig wird es mit Sicherheit nicht, schließlich hat Max Kruse vor seiner Zeit bei der Borussia gegen Mönchengladbach regelmäßig getroffen, und noch nie hat ein Heimspiel der Borussen gegen die "Wölfe" 0:0 geendet.

Krisengipfel in Hannover

Am Samstag treten neben den Gladbachern und den Wolfsburgern auch Hannover 96 und Werder Bremen zum Krisengipfel gegeneinander an. Bei Schlusslicht Hannover könnte es das letzte Spiel von Trainer Michael Frontzeck sein, in Bremen sucht man nach der Form - zuletzt gab es drei Pleiten in Folge. Hertha BSC spielt gegen den Hamburger SV, die TSG 1899 Hoffenheim gegen den VfB Stuttgart. Der FC Ingolstadt, derzeit das auswärtsstärkste Team der Liga, hofft gegen Eintracht Frankfurt auf den ersten Heimsieg. Wegen der Europa-League-Spiele am Donnerstag, gibt es diesmal drei Sonntagspartien: Der FC Schalke 04 trifft auf den 1. FC Köln und Bayer 04 Leverkusen spielt gegen den FC Augsburg. Außerdem steigt in München der "deutsche Clasico" zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund.

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