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Treffen der Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans nach 9 Monaten Pause

15. August 2002

– In keinem der beiden Staaten wurden von den Gesprächen konkrete Ergebnisse zur Lösung des Karabach-Konflikts erwartet

Köln, 14.8.2002, DW-radio / Russisch

Am Mittwoch hat im Dorf Sadarak an der aserbaidschanisch-armenischen Grenze ein Treffen von Delegationen beider Länder stattgefunden, das von den Präsidenten Aserbaidschans und Armeniens, Hejdar Alijew und Robert Kotscharjan, geleitet wurde. In der Sendung "Chronik des Tages" informieren heute (14.8.) unsere Korrespondenten über die Reaktionen auf die Verhandlungen in beiden Ländern.

Über die Ergebnissen der Gespräche und über die Position der armenischen Seite berichtet unser Korrespondent Aschot Gasasjan:

Das Treffen der Präsidenten Armeniens und Aserbaidschans bezeichnet man in Jerewan als symbolisch, da es zeigt, dass die persönlichen Kontakte zwischen Robert Kotscharjan und Hejdar Alijew nach einer neunmonatigen Pause wieder aufgenommen wurden. Das Treffen ist deswegen bemerkenswert, da es gleich nach den Präsidentschaftswahlen in Berg-Karabach stattfand, womit die Behauptungen einer Reihe europäischer Politiker, wonach die Wahlen den Verhandlungsprozess zur Lösung des Berg-Karabach-Konfliktes negativ beeinflussen würden, widerlegt wurden. Gleichzeitig hatte aber auch die armenische Öffentlichkeit nicht erwartet, dass das neue Treffen Kotscharjans und Alijews konkrete Ergebnisse bringen wird und dass bei den Gesprächen bestimmte Beschlüsse zur Regelung des Konflikts gefasst werden. Im Dialog zwischen den Seiten gibt es einfach zu wenig Berührungspunkte. Die armenische Seite ist der Ansicht, dass die Ansprüche Aserbaidschans auf Karabach keine Rechtsgrundlage haben und dass Karabach niemals dem unabhängigen Aserbaidschan angehörte. Es wird unterstrichen, dass eine endgültige Lösung des Problems ohne die Beteiligung Berg-Karabachs an den Verhandlungen unmöglich sei. Trotz der unterschiedlichen Positionen erklärten die Präsidenten Kotscharjan und Alijew die Bereitschaft, die Gespräche auf bilateraler Ebene, aber auch im Rahmen der OSZE-Minsk-Gruppe fortzusetzen. Die Präsidenten äußerten die Hoffnung, dass auch in Zukunft der Waffenstillstand eingehalten wird. Robert Kotscharjan erklärte, das Treffen werde den Verhandlungsprozess beleben. Armenien brauche wie Aserbaidschan Frieden.

Über die Reaktionen auf das Treffen der Präsidenten Alijew und Kotscharjan in Aserbaidschan berichtet unsere Korrespondentin Usinija Babajewa:

Vom heutigen Treffen Alijews und Kotscharjans erwartet man in Baku keine bedeutenden Ergebnisse. Dem aserbaidschanischen Präsidenten zufolge ist die Tatsache, dass die Verhandlungen andauern, nicht ungewöhnlich. Als 1999 die direkten Kontakte aufgenommen worden seien, habe man Chancen gesehen, aber heute, so Alijew, befinde sich der Verhandlungsprozess in einer sehr schwierigen Situation. "Das heutige Treffen muss dem künftigen Dialog die Richtung weisen", meinte der Präsident Aserbaidschans. Baku ist immer stärker mit der jetzigen Lage unzufrieden. "Wir können die Okkupation von 20 Prozent unseres Territoriums nicht weiterhin dulden", erklärte bereits mehrmals Alijew. Als ergebnislos haben sich auch die mehr als zehnjährigen Bemühungen der OSZE-Minsk-Gruppe erweisen. Ihre jüngsten Initiativen, die auf dem Prinzip "Frieden im Tausch gegen Territorium" basierten, wurden vom aserbaidschanischen Volk kategorisch abgelehnt. Baku lässt auch keine Wirtschaftszusammenarbeit mit Armenien zu. Nach Ansicht der aserbaidschanischen Seite werden Wirtschaftskontakte erst nach einer politischen Lösung des Karabach-Problems möglich sein. In einem Jahr werden in Aserbaidschan Präsidentschaftswahlen stattfinden und deswegen muss die Staatsmacht den Wählern eine weitere Formel zur Lösung des Konflikts präsentieren. Die aserbaidschanische Seite besteht bei den Verhandlungen zur Konfliktlösung auf einem Plan mit mehreren Etappen. Dieser wird bereits seit 1997 erörtert, aber bislang hatte es keine konkreten Ergebnisse gegeben. (MO)