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Trends auf der CeBIT

2. März 2010

Seit Dienstag (02.03.2010) hat die weltgrößte Computermesse CeBIT in Hannover ihre Tore geöffnet. Rund 4.160 Aussteller aus 68 Ländern zeigen bis Samstag ihre Produkte und Lösungen. Ein Rundgang mit ersten Eindrücken.

Ein Messe-Plakat: Ein Auge schaut auf Einsen und Nullen (Foto: dpa)
Von digitalen Klassenzimmern, smarter cities bis zum Internet im Auto - alles ist auf der CeBIT zu sehenBild: picture alliance / dpa

Wer glaubt, bei gut 4.000 Ausstellern seien in Hannover auch rund 4.000 Produkte und Anwendungen zu sehen, der unterschätzt die weltgrößte Leitmesse der IT-Industrie gewaltig. Vermutlich kann man diese Zahl mit zehn multiplizieren – wenn das überhaupt ausreicht. Denn allein der Computerriese IBM zeigt in der Halle 2 auf 3 000 Quadratmetern Fläche über 110 verschiedene Anwendungen. Martin Jetter, Chef von IBM Deutschland, hat diese Show unter das Motto "Smarter Cities" gestellt. "Im Jahr 2050 werden 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Das sind ungefähr so viel Menschen wie heute auf dem ganzen Erdball leben", sagt Jetter. Und damit werden auf die Städte der Zukunft gewaltige Herausforderungen zukommen. Nicht nur auf die Verwaltung, sondern auch auf die Feuerwehr, die Energieversorgung, die Schulen, die Krankenhäuser. "Wir haben uns hier zum Ziel gesetzt, Lösungen zu zeigen, die heute bereits angegangen werden können, damit auch die Städte der Zukunft lebenswert bleiben."

Hier gibts was auf die AugenBild: picture alliance/dpa

Haben die CeBIT-Veranstaltungen in den vergangenen Jahren eher auf die Fachbesucher und Geschäftskunden gezielt, so vollzieht sich in diesem Jahr eine Trendwende: Auch der Privatanwender soll auf der Messe wieder angesprochen werden. Und für den hat der Optik-Spezialist Carl Zeiss aus Oberkochen einen ganz besonderen Leckerbissen. "Wir zeigen unsere Videobrille 'cinemizer Plus'. Damit können Film- und Videofans in der Halle 16 3D-Kino live erfahren", sagt Andreas Klavehn, Leiter Marketing Multimedia Devices bei Zeiss. "Diese Videobrille zeigt Filme und Diashows vom iPod auf einem virtuellen Bild von 45 Zoll. Das bedeutet, in zwei Meter Entfernung haben Sie eine Bilddiagonale von 1,15 Meter vor den Augen. Und gilt auch für 3D."

CeBIT bleibt wichtig

Viele Beobachter glauben, die CeBIT werde immer weiter an Bedeutung verlieren, weil andere Messen ihr das Wasser abgraben. So trifft sich die Handybranche alljährlich in Barcelona, die Unterhaltungselektroniker stellen auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas und auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin aus. Doch auch in Hannover trifft man die Handyhersteller und Mobilfunkbetreiber. Dirk Ellenbeck zum Beispiel verantwortet bei Vodafone Deutschland die Bereiche für Geschäftskunden, Technik und Innovationen. "Wenn Sie sich hier am Stand umsehen, werden Sie entdecken, dass die meisten Themen für Geschäftskunden interessant sind. Das ist auch der Grund, warum wir auf die CeBIT gehen. In den Messetagen haben unsere Vertriebsleute insgesamt schon im Vorfeld 3.000 Termine mit Kunden vereinbart, und insofern rechnet sich die CeBIT auf jeden Fall für uns".

Breitband-Internet - in Ballungsräumen kein Problem, auf dem Land schonBild: picture-alliance/ dpa

Neben den Business-Profis und den Privatanwendern trifft man auf der CeBIT auch Fachleute aus der Forschung, der Politik und der Verwaltung. Mario Tobias vom IT- Branchenverband BITKOM zum Beispiel organisiert in der Halle 13 eine Messe in der Messe: Die "Broadband World". "Breitbandausbau ist definitiv eines der großen gesellschaftlichen Themen", sagt Tobias, "aber auch eines der Themen, die kein Unternehmen alleine machen kann, kein Verband, kein Ministerium, sondern das ist wirklich eine gemeinsame gesellschaftliche Aufgabe."

So ist es kein Wunder, dass als Partner und Schirmherr dieser Messe in der Messe das Bundeswirtschaftsministerium fungiert. Aber auch die Breitbandinitiative der Bundesländer und viele Städte und Gemeinden machen mit und zeigen best practice-Lösungen. Außerdem haben wir knapp 30 Unternehmen als Aussteller hier, von den Netzwerkausrüstern Nokia, Siemens Networks, Alcatel, Lucent, Motorola, Ericsson, bis hin zu den Providern Versatel, Telekom, Vodafone. Wenn Sie Informationen suchen zur Frage, wie kriege ich schnelles Internet auf's platte Land, dann sind sie hier richtig."

Apps erobern die Straße

Microsoft kümmert sich auch um den Nachwuchs: das digitale KlassenzimmerBild: AP

Auf der CeBIT zeigt sich auch immer wieder, dass große Konzerne nicht nur in Standardisierungsgremien zusammen arbeiten. Sie haben oft auch keine Scheu davor, sich in die Karten gucken zu lassen, wenn es um die gemeinsame Entwicklung von Anwendungen für den Kunden geht. So wollen die deutsche Telekom und der Automobilzulieferer Continental das Internet ins Auto bringen. Frank Försterling von der Firma Conti sitzt in der Halle 4 am Stand der Telekom in einem Wagen und ruft mit einem Knopfdruck seine E-Mails ab. "Damit der Fahrer nicht abgelenkt wird, liest eine freundliche Stimme die E-Mail vor", erklärt Försterling. "Und der Clou ist: ich kann sofort meine Antwort per Spracheingabe diktieren. Die wird dann als WAV-Datei abgespeichert und an den Absender zurückgeschickt." E-Mail-Traffic – mitten im dicksten Verkehr.

Der US-Branchenriese Microsoft hat sich ganz dem Thema Cloud-Computing verschrieben – was ihn aber nicht daran hindert, sich auch um den Nachwuchs zu kümmern. So kann man in der Halle 4 zum Beispiel das digitale Klassenzimmer bewundern. Henrik Tesch, Leiter für Gesellschaftliches Engagement bei Microsoft, hat 500 Schüler aus der Umgebung Hannovers eingeladen, den Schulunterricht auf der CeBIT zu verbringen. "Hier zeigen wir, was heute schon möglich ist an Nutzung von moderner Technik für modernen Unterricht. Hier können die Schüler sehen, was man mit modernen Technologien anstellen kann, wie man multimedial lernen kann, wie man vernetzt lernen kann, wie man sich austauschen kann mit anderen Schülern in der Welt, wie man auch Experten zuschalten kann, und vor allem, wie man Spaß haben kann mit diesen neuen Medien."

Autor: Rolf Wenkel
Redaktion: Klaus Ulrich

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