Trump und die AfD: Deutsche Rechtspopulisten suchen Kontakt
1. Oktober 2025
Die AfD-Politikerin Beatrix von Storch ist in der deutschen Außenpolitik weitgehend unbekannt - umso bemerkenswerter ist ein Termin, den sie im September 2025 in den USA hatte: In der US-Hauptstadt Washington traf sie sich in einem Nebengebäude des Weißen Hauses mit Vertretern der US-Regierung von US-Präsident Donald Trump. So berichteten es von Storch selbst wie auch verschiedene deutsche Medien.
Zu ihren Gesprächspartnern zählten demnach Mitarbeiter aus dem Büro des US-Vize-Präsidenten JD Vance, Vertreter des State Departments und des Nationalen Sicherheitsrats. Zum Verlauf der Gespräche schrieb von Storch auf der Plattform X: "Sehr offen, konstruktiv und zielorientiert."
Diskussion um Meinungsfreiheit
Inhaltlich ging es laut der stellvertretenden AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag vor allem um das Thema Meinungsfreiheit. In dem Schweizer Rundfunksender "Kontrafunk" erzählte von Storch nach ihrem US-Besuch: "Sie interessieren sich für die Einschränkungen der Meinungsfreiheit und die Zensur in Deutschland." Der Sender "Kontrafunk" wurde von dem deutsch-schweizerischen Journalisten Burkhard Müller-Ulrich gegründet, der selbst Mitglied der AfD ist.
Für die in Teilen rechtsextreme AfD ist das ein Dauerthema. Was die Partei als Einschränkungen der Meinungsfreiheit kritisiert, sind allerdings häufig Gerichtsurteile gegen Politiker der Partei, die gegen geltende Gesetze verstoßen haben.
So wurde zum Beispiel der einflussreiche AfD-Landesvorsitzende im Bundesland Thüringen, Björn Höcke, im Jahr 2024 zu zwei Geldstrafen verurteilt, weil er in Wahlkampfreden die Losung der berüchtigten paramilitärischen Sturmabteilung (SA) aus dem Nationalsozialismus unter Adolf Hitler verwendet hatte. Die AfD diskreditiert solche Urteile regelmäßig als politisch motiviert.
Ideologische Übereinstimmung zwischen AfD und Trump
Bei dem Treffen der US-Vertreter mit den Besuchern aus Deutschland ging es anscheinend vor allem um deutsche Innenpolitik - die AfD konnte offenbar fleißig Werbung in eigener Sache machen. "Sie wissen, dass die AfD die Partei ist, die in breiten Teilen mit der Regierungspolitik von Trump übereinstimmt", erklärte von Storch auf "Kontrafunk". Wo das vor allem der Fall sei: "Gegen Islamisierung, gegen Migration, gegen Woke".
Im vergangenen Bundestagswahlkampf hatte die AfD massiven Rückenwind aus den USA bekommen. In einer denkwürdigen Rede des US-Vizepräsidenten JD Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz warb dieser für eine Zusammenarbeit der deutschen Parteien mit der radikal rechten AfD.
Auf dem Parteitag der AfD, kurz vor der Bundestagswahl im Februar, wurde der damalige Trump-Vertraute und Multimilliardär Elon Musk live aus den USA zugeschaltet. Unter dem Jubel der Parteianhänger warb auch er für die AfD.
US-Kontakte sind "faktische Aufwertung" der AfD
Der Politikwissenschaftler und Rechtsextremismus-Experte Armin Pfahl-Traughber ist zurückhaltend, was die Auswirkungen solcher Gespräche auf die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland betrifft. Er erwarte keine Aufwertung der AfD auf großer politischer Bühne: "Aktuell wird man, glaube ich, von Seiten der amerikanischen Regierung das nicht unbedingt verstärken, weil die AfD in der Politik der Bundesrepublik Deutschland noch kein großer Player ist", erklärt Pfahl-Traughber im Gespräch mit der DW.
Allerdings nutzten die Kontakte der AfD in der deutschen Politik: "Diese Annäherung in Richtung der Trump-Regierung bedeutet faktisch eine Aufwertung dieser Partei", so Pfahl-Traughber.
In der AfD war der Umgang mit den USA lange umstritten. Das Land gilt unter Rechtsextremen als Brutstätte einer modernen Einwanderungsgesellschaft. Migration machen Parteien wie die AfD dabei für so gut wie alle gesellschaftlichen Probleme verantwortlich.
Viele Ideologen innerhalb der Partei kokettierten mehr oder weniger offen mit Russlands autoritärem Präsidenten Putin und seiner Politik der Härte. So werden zum Beispiel Putins Repressionen gegen die russische LGBTQ-Bewegung in der AfD wohlwollend aufgenommen.
Die verstärkte Annährung der AfD an die USA bezeichnet der Politikwissenschaftler Armin Pfahl-Traughber auch nicht als Annährung an das Land an sich, sondern an die USA unter Donald Trump: "Die Trump-USA haben ja erkennbare Gemeinsamkeiten auch mit den AfD-Auffassungen."
Trump und AfD: einig im illiberalen Gesellschaftsbild
Gemeinsam sei beiden eine grundsätzlich illiberale Gesellschaftsauffassung. In der gilt Meinungsfreiheit nur, wenn es die Freiheit der eigenen Meinung betrifft. "Jetzt, wo es eine Einschränkung der Medienfreiheit in den USA gibt, habe ich von der AfD-Parteivorsitzenden Alice Weidel noch keine Aufforderung zu 'Freedom of Speech' gehört", sagt Pfahl-Traughber der DW. "Aber das ist die übliche Doppelmoral, die in diesem Spektrum natürlich nicht selten ist."
Nach dem Besuch von Beatrix von Storch in Washington folgt bereits die nächste AfD-Delegation: Anfang Oktober trifft sich der AfD-Bundestagsabgeordnete Markus Frohnmaier zu politischen Gesprächen mit US-Politikern in der US-Hauptstadt.