Trump demonstriert US-Einfluss in Südostasien
27. Oktober 2025
Hunderttausende Vertriebene und Dutzende von Toten - im Juli hatten sich Thailand und Kambodscha eine Woche lang in einem bewaffneten Grenzkonflikt verstrickt. Bereits Ende Juli verständigten sie sich zwar auf ein Waffenstillstandsabkommen. Den Weg zum endgültigen Frieden fanden die beiden Staaten aber erst gestern in Malaysia auf dem Gipfeltreffen der ASEAN, dem Verbund südostasiatischer Länder. Vermittelt hatten den Frieden in erster Linie Malaysia, das derzeit die jährlich rotierende ASEAN-Präsidentschaft innehat. Auch China hatte beide Konfliktparteien zu Deeskalationen aufgerufen.
Nun war am Wochenende US-Präsident Donald Trump angereist, um die Unterzeichnung des "Kuala Lumpur"-Friedensabkommens zu leiten. Er gratulierte dem thailändischen Premierminister Anutin Charnvirakul und dem kambodschanischen Premierminister Hun Manet und bezeichnete beide als "zwei mutige Staatsmänner".
"Dies ist ein bedeutsamer Tag für alle Menschen in Südostasien, da wir ein historisches Abkommen unterzeichnen, um den militärischen Konflikt zwischen Kambodscha und Thailand zu beenden", sagte Trump.
"Narzisstisches Streben nach Friedensnobelpreis"
Sowohl Bangkok als auch Phnom Penh haben sich verpflichtet, schwere Waffen aus dem Grenzgebiet abzuziehen, Landminen in umstrittenen Gebieten zu räumen und bei der Bekämpfung grenzüberschreitender Kriminalität entlang der Grenze zusammenzuarbeiten. 18 kambodschanische Soldaten, die im Juli von Thailand gefangen genommen worden waren, sollen freigelassen werden. Außerdem soll es wieder möglich werden, dass Pendler die Grenze überschreiten und im jeweils anderen Land arbeiten.
Schon im Vorfeld des Friedensabkommens hatte der kambodschanische Premier Hung Manet den US-Präsidenten Trump für den renommierten Friedensnobelpreis wegen seiner "entscheidenden Vermittlung für die Wiederherstellung des Friedens und der Stabilität in der Grenzregion zwischen Thailand und Kambodscha" vorgeschlagen. Allerdings ging Trump leer aus.
Trump behauptet, er habe seit seiner Amtseinführung weltweit bereits acht Kriege beendet. Diese Aussage ist jedoch umstritten. Phil Robertson, Direktor der Asia Human Rights and Labour Advocates (AHRLA), sagt, dass Trump nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht sei. "Die Unterzeichnung des Abkommens zwischen Thailand und Kambodscha dient Trump, sein narzisstisches Streben nach dem Friedensnobelpreis im nächsten Jahr fortzusetzen", sagt Robertson gegenüber DW.
US-Dominanz im Handel mit Südostasien
Trump hatte seine bekannten Mittel eingesetzt und gedroht, die Zölle auf die US-Exporte von Thailand und Kambodscha auf 49 Prozent zu erhöhen, sollten sie den Konflikt nicht bis Juli beilegen können. Es wurde dann eine Vereinbarung getroffen, in der sowohl Bangkok als auch Phnom Penh nur 19 Prozent zahlen müssen.
"Sowohl Thailand als auch Kambodscha sind in hohem Maße vom amerikanischen Markt abhängig, so dass es wirklich keine Chance gab, Trumps Forderungen nach einer schnellen Friedenslösung und der Unterzeichnung eines Abkommens unter Trumps Aufsicht abzulehnen", sagt Robertson.
Die USA nutzen ihre Marktposition als die größte Volkswirtschaft der Welt aus, um die südostasiatischen Länder unter Druck zu setzen, sagt Ian Chong, Politologe in Singapur, im DW-Interview.
"Zölle und Handel sind der Hebel der USA für ihre Einflussnahme. Die südostasiatischen Länder sind wichtige Akteure in der globalen Lieferkette. Handelsbeschränkungen durch die USA bedeuten, dass sie neue Märkte erschließen müssten, was nicht einfach ist."
Der Handel zwischen den USA und den elf ASEAN-Staaten wurde für das Jahr 2024 auf 475 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das entspricht dem doppelten Handelsvolumen zwischen Deutschland und den USA.
ASEAN nur "Nebensache"
Für Malaysias Premier Anwar, Gastgeber des ASEAN-Gipfels, war es auch eine Gelegenheit, sich persönlich mit Trump zu treffen, nachdem bereits ein bilaterales Handelsabkommen zwischen Washington und Kuala Lumpur angekündigt worden war.
Die Staats- und Regierungschefs der ASEAN-Länder seien bestrebt, sich mit Trump gut zu stellen, sagt Politologe Chong. "Ein geringeres Engagement der USA könnten ein destabilisierendes Machtvakuum schaffen oder die südostasiatischen Staaten dazu zwingen, dieBedingungen der zweitgrößten Volkswirtschaft China zu akzeptieren."
Das ASEAN-Treffen sei für Trump aber "nur Nebensache", sagt Thitinan Pongsudhirak, Professor für Internationale Beziehungen an der Chulalongkorn-Universität in Bangkok. In den Augen der USA seien andere Länder in der Asien-Pazifik-Region von höherer Relevanz. So reist Trump nach seinem Zwischenstopp in Malaysia weiter nach Japan und Südkorea. Das seien die "größeren Fische, da Trump versucht, Investitionen aus diesen Ländern in die USA zu locken", so der Experte
Im Fokus stehe dabei auch das geplante Treffen mit dem chinesischen Präsident Xi Jinping am Rande des APEC-Gipfels in Südkorea. Laut Pongsudhirak werde dabei "eine geoökonomische Politik des Pokerns" verfolgt.
Schon am Wochenende haben sich die Unterhändler von China und den USA im Zoll- und Handelsstreit angenähert. Beide Seiten seien zu einer vorläufigen Einigung gelangt, hieß es. Allerdings hat Peking das Treffen zwischen Xi und Trump - geplant für Donnerstag - bisher immer noch nicht bestätigt.
Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan