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Politik

"Feuer, Wut und Macht" gegen Nordkorea

8. August 2017

US-Präsident Donald Trump hat Pjöngjang indirekt militärische Gewalt angedroht. In ähnlicher Deutlichkeit reagierte Nordkorea postwendend. Das Militär-Regime nimmt ein konkretes Ziel ins Visier.

Donald Trump (Foto Picture Alliance)
Bild: Picture-Alliance/AP Photo/E. Vucci

Wenn Nordkorea seine Drohungen gegen die USA fortsetze, werde diesen "mit Feuer, Wut und Macht begegnet, wie es die Welt noch nicht gesehen hat", sagte Trump vor einer Sitzung zur nationalen Opioid-Krise in seinem Golfclub in New Jersey.

Nur wenige Stunden später reagierte Nordkorea mit einer Stellungnahme, die über die staatliche Nachrichtenagentur KCNA verbreitet wurde. Darin droht das kommunistisch geführte Land mit einem Raketenangriff auf die Pazifikinsel Guam, einem US-Außengebiet mit einem Luftwaffenstützpunkt. Das Militär ziehe eine solche Attacke "ernsthaft in Erwägung". Der Plan könne umgesetzt werden, sobald Machthaber Kim Jong Un dies befehle. In einer weiteren Mitteilung erklärte ein nordkoreanischer Militärsprecher, ein Erstschlag sei möglich, wenn es Anzeichen für eine Provokation vonseiten der USA gebe. 

Was den US-Präsidenten zu dieser scharfen Aussage bewogen hat, kann nur gemutmaßt werden. Tatsache ist, dass an diesem Dienstag mehrere teils vertrauliche Informationen zur Bewaffnung Nordkoreas und dem Fortschritt seines Atomwaffenprogramms öffentlich wurden.

Trump leitet "geleakte" Informationen weiter

Der US-Sender Fox News, als eine der liebsten Informationsquellen des Präsidenten bekannt, berichtete, angeblich habe Nordkorea Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffen auf ein Boot vor seiner Ostküste verlegt. Der Sender nannte keine klare Quelle, sondern bezog sich auf nicht näher bezeichnete Geheimdienstberichte. Brisant daran ist, dass Trump den Medienbericht, der als "geheim" eingestufte Informationen enthielt, selbst auf Twitter weiterverbreitet hat. Trump selbst hatte das Veröffentlichen vertraulicher Informationen wiederholt als Problem und Verbrechen bezeichnet.

Trotz allem gelassen: Eddie Calvo, Gouverneur von Guam Bild: Imago/Kyodo News

Guams Gouverneur Eddie Calvo reagierte indes gelassen auf die Warnung Nordkoreas vor einem Raketenangriff auf den US-Außenposten im Pazifik. Guam sei "auf alle Eventualitäten vorbereitet", sagte Calvo in einer Fernsehansprache. Die Pazifikinsel arbeite eng mit der Regierung in Washington zusammen, "um unsere Sicherheit zu gewährleisten". Zum Schutz der Insel seien dort "mehrere Verteidigungsebenen" installiert.

Japan: Nordkorea könnte Mini-Atomsprengköpfe besitzen

Zuvor war auch bekannt geworden, dass Nordkorea erhebliche technologische Fortschritte in seinem Atomwaffenprogramm gemacht hat - größere als bisher angenommen. In einem vom japanischen Verteidigungsministerium am Dienstag veröffentlichten Weißbuch heißt es: "Es ist möglich, dass Nordkorea bereits die Verkleinerung von Nuklearwaffen gelungen ist und dass das Land atomare Sprengköpfe erlangt hat." Sollte dies so sein, könnte es die Führung des abgeschotteten Landes "zu selbstsicher" machen und zu riskanten militärischen Provokationen verleiten, hieß es in Japan.

Das von Nordkorea Anfang Juli veröffentlichte Bild zeigt den Start einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14Bild: picture-alliance/dpa/KCNA via KNS

Nach Auffassung von Tokio ist "eine neue Phase eingetreten", was die Bedrohung der Sicherheitslage durch Nordkorea angehe. Dabei bezieht sich der Bericht auch auf die beiden Atomtests und mehr als 20 Starts ballistischer Raketen im vergangenen Jahr.

US-Medien: Nordkorea besitzt Mini-Atomsprengköpfe

Nach einem Bericht der "Washington Post" ist es Fakt, dass Pjöngjang Miniatur-Atomsprengköpfe besitzt. Die US-Zeitung beruft sich dabei auf eine geheime Analyse des US-Militärgeheimdienstes (DIA) vom Juli. Demnach habe Nordkorea einen atomaren Sprengkopf entwickelt, der so klein ist, dass er in die Interkontinentalraketen passe - die wiederum die USA erreichen könnten.

Außerdem soll Nordkorea nach Informationen der "Washington Post" bis zu 60 nukleare Bomben besitzen. Schätzungen unabhängiger Experten gingen bisher von weniger als der Hälfte aus.

Trotz aller Verbote des UN-Sicherheitsrates sowie aller Warnungen hatte Nordkorea am 28. Juli eine Interkontinentalrakete getestet. Diese hatte nach Berechnungen von Experten eine theoretische Reichweite von rund 10.000 Kilometern. US-Experten schätzen, eine solche Rakete könnte Los Angeles oder Chicago erreichen. Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un hatte nach dem Test gesagt, das Festland der USA sei jetzt in Reichweite.

Am Samstag hatte der UN-Sicherheitsrat die bislang schärfsten Wirtschaftssanktionen gegen Nordkorea verhängt. Pjöngjang hatte für diesen Schritt mit Vergeltung gedroht.

ust/sti/fab (dpa, afp, ap, rtr)

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