Trump-Faktor sorgt für Labor-Sieg in Australien
3. Mai 2025
Riesenjubel bei Australiens Labor-Partei: Die Sozialdemokraten von Premierminister Anthony Albanese haben die mit Spannung erwartete Parlamentswahl klar für sich entschieden - und können Medienberechnungen zufolge weiter mit absoluter Mehrheit regieren.
Sie profitierte nach Einschätzung von Beobachtern von einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung, der von Empörung über die Politik des Präsidenten der USA, Donald Trump, befeuert wurde. Aus demselben Grund gewannen vor wenigen Tagen in Kanada die Liberalen von Mark Carney die dortige Wahl. Australiens Oppositionsführer Peter Dutton von den Konservativen räumte seine Niederlage ein.
Ausbau der Labor-Mehrheit
Albanese wird dagegen aller Voraussicht nach weiterregieren. Zuletzt gelang es einem Premier in Australien vor mehr als 20 Jahren, zwei aufeinanderfolgende Wahlen zu gewinnen. Die australische Wahlkommission prognostizierte nach Auszählung von mehr als Zweidrittel aller Stimmen, dass Labor 81 von 150 Sitzen erhalten und damit die Mehrheit im Parlament ausbauen dürfte.
Bei den australischen Sozialdemokraten sorgt das für Partystimmung. "Unsere Regierung wird den australischen Weg wählen, weil wir stolz darauf sind, wer wir sind und alles, was wir gemeinsam in diesem Land aufgebaut haben", sagte der 62-jährige Albanese vor Anhängern in der Metropole Sydney. "Wir müssen uns nichts von anderswo borgen oder kopieren. Wir suchen unsere Inspiration nicht im Ausland. Wir finden sie direkt hier in unseren Werten und in unserem Volk", fügte er hinzu.
Ausschlaggebender Faktor für seinen Erfolg dürfte nach Einschätzung vieler Wahl-Experten eine regelrechte Anti-Trump-Welle gewesen sein. Die Regierung hatte in den Umfragen lange zurückgelegen. Die Wählerinnen und Wähler warfen ihr vor, kein Rezept gegen die hohen Lebenshaltungskosten sowie Miet- und Immobilienpreise zu haben und zu viele Einwanderer ins Land zu lassen.
Deshalb lag der konservative Herausforderer Peter Dutton in Umfragen zunächst vorn. Doch der frühere Innen- und Verteidigungsminister geriet im Wahlkampf wegen umstrittener Aussagen und seiner offensichtlichen Nähe zur Politik von US-Präsident Trump ins Straucheln. Sozialdemokrat Albanese, der Umfragen zufolge in der Bevölkerung gar nicht besonders beliebt ist, spielte dies in die Hände.
Ähnlich wie Trump-Berater Elon Musk in den USA hatte Dutton unter anderem angekündigt, mehr als 40.000 Staatsbedienstete zu entlassen. Außerdem wollte er mobiles Arbeiten für öffentliche Angestellte verbieten. Später rückte er wegen zunehmender Kritik von diesen Positionen wieder ab.
Dutton übernimmt "volle Verantwortung"
Auch sein Vorhaben, in Australien die ersten Atomkraftwerke auf dem Kontinent bauen zu lassen, entpuppte sich als Eigentor. Überraschend verlor der 54-Jährige sogar seinen eigenen Parlamentssitz im Wahlkreis Dickson in Queensland, den er seit 20 Jahren innehatte.
"Wir haben keinen guten Wahlkampf gemacht, das ist heute Abend offensichtlich", sagte Dutton vor Parteimitgliedern. "Dafür übernehme ich die volle Verantwortung." Er habe Albanese telefonisch zum Sieg gratuliert. "Dies ist ein historischer Moment für die Labor Party, und das erkennen wir an", betonte er.
AR/rb (rtr, dpa)
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