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Trump hilft Golfstaaten bei KI auf die Sprünge

Arthur Sullivan
22. Mai 2025

Bei Donald Trumps Besuch im Nahen Osten wurde eine wahre Flut von Investitionsdeals für künstliche Intelligenz mit Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten abgeschlossen. China könnte ungewollt profitieren.

Donald Trump schüttelt Kronprinz Mohammed bin Salman die Hand
Bei Donald Trumps Besuch in Saudi-Arabien wurden mehrere KI-Investitionsabkommen beschlossenBild: Win McNamee/Getty Images

Einer der wichtigsten Termine der jüngsten Reise von US-Präsident Donald Trump in den Nahen Osten war ein hochkarätiges Mittagessen am königlichen Hof in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad.

Die Liste der Gäste, die sich Trump und dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman anschlossen, fiel ins Auge. Neben Tesla-Chef Elon Musk waren einige der größten Namen im Bereich der weltweit führenden künstlichen Intelligenz (KI) vertreten - Jensen Huang von Nvidia, Sam Altman vom ChatGPT-Entwickler OpenAI, Google-Präsidentin Ruth Porat und Amazon-CEO Andy Jassy, um nur einige zu nennen.

Ihre gemeinsame Präsenz ergab bald Sinn, als mehrere US-Techkonzerne während des Trump-Besuchs eine Reihe von Vereinbarungen mit Saudi-Arabien über die Finanzierung von KI im Wert von mehreren Dutzend Milliarden US-Dollar ankündigten.

Auf dem Saudisch-Amerikanischen Investitionsforum wurden zahlreiche Geschäfte abgeschlossenBild: Hamad I Mohammed/REUTERS

Überraschenderweise erklärte sich Nvidia dazu bereit, Hunderttausende von High-End-Chips an Humain zu verkaufen, ein neues, staatlich unterstütztes saudisches KI-Unternehmen, das erst am Tag vor Trumps Ankunft vorgestellt wurde. In der Zwischenzeit haben auch der Chipdesigner Advanced Micro Devices (AMD) und der Chiphersteller Qualcomm große Zusagen gemacht.

China-Falken in Alarmbereitschaft

Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem Saudi-Arabien seine Investitionen in künstliche Intelligenz erhöht und die Trump-Regierung versucht, die Vormachtstellung der USA beim maschinellen Lernen und der Produktion von High-End-Halbleitern zu zementieren.

Karen E. Young, Nahost-Expertin am Center on Global Energy Policy der Columbia University in New York, glaubt, dass die USA und Saudi-Arabien natürliche Partner sind, wenn es um künstliche Intelligenz geht, da Riad in der Lage ist, riesige Rechenzentren zu bauen und zu betreiben.

"Sie sind in der Lage, eine enorme Stromversorgung aus Gas und Solarenergie bereitzustellen. Sie sind schnell in der Umsetzung, wenn es um regulatorische Fragen geht und können Rechenzentren oder Kraftwerke schnell bereitstellen. Das verschafft ihnen einen Vorteil", sagte sie der DW.

Künstliche Intelligenz: Hat Europa noch eine Chance?

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Dennoch hat die Deal-Orgie in Washington zu Kritik geführt, auch aus der Trump-Regierung. Das Argument der Kritiker ist, dass die Lieferung von High-End-Chips an die Länder des Nahen Ostens letztlich China im globalen Wettlauf um die KI-Vorherrschaft mit den USA zugute kommen könnte.

China unterhält enge wirtschaftliche und politische Verbindungen in den Nahen Osten, und einige glauben, dass Chips, die von den USA in die Region verkauft werden, am Ende in China landen könnten.

Um KI-fähige Chips in den Nahen Osten zu verkaufen, hat die Trump-Regierung die 2024 von Ex-Präsident Joe Biden eingeführten Exportverbote für Länder wie Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) abgeschafft.

Unternehmen wie Microsoft und Nvidia hatten diese sogenannte "AI Diffusion Rule" kritisiert und gesagt, sie ersticke Innovationen.

China und Saudi-Arabien sind enge strategische VerbündeteBild: Royal Court of Saudi Arabia/AA/picture alliance

Allerdings hat erst Mitte Mai der Sonderausschuss des US-Repräsentantenhauses über die Kommunistische Partei Chinas ein neues Gesetz eingeführt, "um zu verhindern, dass fortschrittliche US-KI-Chips in die Hände von Gegnern wie der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) fallen".

Für Martin Chorzempa, China-Experte am Peterson Institute for International Economics, hängt die Frage, ob China profitiert, davon ab, ob es den Zugang nur zu den Chips oder auch zu den Modellen habe, die mit ihnen betrieben werden.

"Es besteht die Sorge, dass China in der Lage sein könnte, die Chips entweder selbst umzuleiten oder sich aus der Ferne Zugang zu ihnen zu verschaffen", sagte er der DW.

David Sacks, Vorsitzender von Trumps Beraterrat für Wissenschaft und Technologie und selbsternannter KI-Zar des Weißen Hauses, wehrte sich in einem Beitrag auf der Messaging-Plattform X vehement gegen die Kritik, dass die Golf-Deals China zugute kommen könnten.

Die Alternative bestehe darin, "kritische, geostrategische, ressourcenreiche Freunde und Verbündete aus unserem KI-Ökosystem auszuschließen", schrieb er und fügte hinzu: "Jedes Land wird an der KI-Revolution teilnehmen wollen. Wenn wir uns auf ihre Seite stellen, werden wir sie in unsere Umlaufbahn ziehen. Wenn wir sie ablehnen, treiben wir sie in die Arme Chinas."

Golfstaaten machen Ernst mit KI

"Saudi-Arabien nimmt KI als strategischen Sektor für die Diversifizierung sehr ernst", sagte Karen E. Young. "Es spielt seine Stärken in Bezug auf eine reichhaltige Energieversorgung aus und ermöglicht dem Königreich eine Brücke zur künftigen Energienachfrage."

Sie ist der Meinung, dass die VAE in Sachen KI "wahrscheinlich weiter fortgeschritten" sind als Saudi-Arabien, weil sie schon früher die Entwicklung vorangetrieben haben.

Ein weiteres Abkommen, das während Trumps Golfreise angekündigt wurde, stellt die Weichen für den Bau des größten KI-Campus außerhalb der USA. Das Abkommen sieht dabei auch die Lieferung von fortschrittlichen Chips "made in USA" an die Emirate vor.

Die Vereinigten Arabischen Emirate haben einen Technologiekonzern namens G42 als wichtigsten KI-Ableger gegründet, in den Microsoft bereits mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar (1,34 Milliarden Euro) investiert hat.

Für US-Unternehmen, die auf der Suche nach Investitionen sind, werden die Golfstaaten wegen des dortigen Entwicklungseifers und ihrer milliardenschwerden Staatsfonds zunehmend attraktiver.

Humain, das neue saudische KI-Vehikel, befindet sich vollständig im Besitz des Public Investment Fund (PIF) des Landes, der über fast eine Billion US-Dollar verfügt. Der PIF hat zuvor andere KI-Projekte gestartet, während der staatliche Ölkonzern Saudi Aramco Partnerschaften mit den US-Chipherstellern Cerebras und Groq eingegangen ist.

"Diese Orte haben zwei der wichtigsten Zutaten, um zu großen KI-Mächten zu werden. Es fehlen jetzt nur noch Computer und Talente", sagte Martin Chorzempa. "Aber mit genug Macht, Kapital und es scheint, dass es bald Chips gibt, könnten die Talente dorthin strömen."

Laut Karen E. Young ist der Zugang zu fortschrittlicher Technologie eine "nationale Priorität" für Saudi-Arabien. Trumps Bereitschaft, sich zu engagieren und die US-Unterstützung als "Transaktionsthema und nicht als Sicherheitsproblem oder politische Herausforderung" zu sehen, helfe diesem Ziel.

Aber auch wenn die Flut von Investitionen den Golfstaaten dabei hilft, zu wichtigen KI-Hubs der Zukunft zu werden, glauben Experten, dass es nicht automatisch eine "Win-Win-Situation" sein wird.

Chorzempa zum Beispiel sieht die Gefahr, dass lokale Unternehmen, die nicht an Kapital- oder Energiekonzerne gebunden sind, eigene Modelle entwickeln könnten, um mit den USA zu konkurrieren. Er weist auch auf die Möglichkeit hin, dass China nicht unbedingt davon profitieren wird, wenn es an die Chips kommt, sondern indem Peking seine Leute in die Region schickt, um dort zu arbeiten und zu lernen.

"Eine der interessantesten Fragen ist, ob chinesische KI-Talente, die erstklassig sind und möglicherweise nicht in die USA kommen können, durch die Arbeit im Nahen Osten Zugang zu der Hauptzutat erhalten können, die ihnen fehlt - Chips", sagte er. "Dies wird eine zentrale Sorge der USA sein."

Der Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert

 

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