Kaum eine Waffe ist hinterhältiger. Deshalb ist es eine humanitäre Errungenschaft, dass 160 Länder weltweit die Landminen geächtet haben. In den USA besinnt man sich eines anderen, weil der Präsident das so will.
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US-Präsident Donald Trump hat einen Landminen-Bann für die Streitkräfte seines Landes aufgehoben. Künftig soll die US-Armee moderne Anti-Personen-Minen einsetzen dürfen, die aus der Ferne deaktiviert werden können. Die Kommandeure dürften künftig in "außergewöhnlichen Umständen fortschrittliche, nicht permanente Landminen" einsetzen, heißt es aus dem Weißen Haus. Es gehe darum, dem "Militär die Flexibilität und die Fähigkeit zu geben, die es zum Siegen braucht".
Der unter Trumps Vorgänger Barack Obama beschlossene Bann könne für US-Soldaten in Konflikten einen "schwerwiegenden Nachteil" bedeuten. "Der Präsident ist nicht willens, dieses Risiko für unsere Soldaten zu akzeptieren." Für Verteidigungsminister Mark Esper sind Landminen "neben vielen anderen ein wichtiges Werkzeug, das unseren Kommandeuren auf dem Schlachtfeld zur Verfügung stehen muss." Das US-Militär gehe das Thema mit "großer Sorgfalt" an.
Tausende Opfer, Jahr für Jahr
Obama hatte den US-Streitkräften 2014 den Einsatz von Anti-Personen-Minen untersagt und die Zerstörung der Bestände angeordnet. Ausgenommen war die koreanische Halbinsel: An der Grenze zwischen Nordkorea und dem mit den USA verbündeten Südkorea sind zahlreiche Minen platziert. Das Verbot betraf außerdem nicht Panzerabwehrminen.
Anti-Personen-Minen wurden in Konflikten weltweit eingesetzt und gelten als besonders heimtückische Waffen. Sie töten oder verstümmeln Zivilisten auch Jahre und Jahrzehnte nach dem Ende eines Konflikts. Die Opfer gehen jährlich in die Tausende, häufig sind es Kinder, die im Freien spielen und dort auf eine Mine treten.
Ein "beschämender Schritt"
Anti-Personen-Minen kosten vergleichsweise wenig und sind leicht zu verstecken; ihre Räumung ist hingegen extrem gefährlich, langwierig und teuer. Zu den Ländern, die besonders von Landminen betroffen sind, gehören Afghanistan, Jemen, Angola, Kambodscha, Laos und der Irak.
Mary Wareham von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schrieb nach Trumps Ankündigung auf Twitter, dieser "beschämende Schritt" werde letztlich von künftigen US-Präsidenten wieder rückgängig gemacht werden. Die 1999 in Kraft getretene Ottawa-Konvention zum Verbot von Landminen wurde bislang von mehr als 160 Staaten unterschrieben, nicht aber von Großmächten wie den USA, Russland und China.
rb/haz (afp, ap, dpa, kna)
Das Vermächtnis der Landminen
Trotz vieler Versuche, Landminen international zu verbieten, liegen Millionen noch immer in mehr als 50 Ländern vergraben. Ein falscher Schritt kann tödliche Folgen haben. Wie können Minen am besten entschärft werden?
Bild: DW/Y. Castro
Über zehn Millionen Landminen weltweit
Es gibt keine genauen Informationen darüber, wie viele Landminen weltweit im Boden lagern. Doch es wird geschätzt, dass es Millionen sind. Sie liegen dort auch nach den Kriegen und gefährden das Leben der Menschen. Die sogenannte Ottawa-Konvention, die den Gebrauch, die Lagerung, die Produktion und den Handel mit Antipersonen-Minen verbieten will, hat 162 Mitglieder.
Bild: picture-alliance/dpa
Der "Mine Kafon": Minenräumung der Zukunft
Er sieht aus wie eine Pusteblume und wird auch vom Wind angetrieben: der "Mine Kafon". Er wurde von Massoud Hassani aus Afghanistan entwickelt und hat 175 kreisförmige Plastik-Teller, die an Bambus-Stangen befestigt sind. Er ist in etwa so groß und schwer wie ein durchschnittlicher Mann und bringt Minen zum explodieren, wenn er vom Wind über Landschaften geweht wird.
Bild: Massoud Hassani
"Mine Kafon": Minenbekämpfung mit dem Wind
Hassanis Inspiration für seinen "Mine Kafon" kam von einem Spielzeug aus seiner Kindheit, das ebenfalls von Wind angetrieben wurde. Dank des niederländischen Verteidigungsministeriums wird der Prototyp gerade getestet und weiterentwickelt. Ein Forschungs- und Entwicklungsteam verbessert momentan das Design, um es nicht nur sicherer, sondern auch tauglich für alle Gelände zu machen.
Bild: Massoud Hassani
Fliegende Minenzünder
Hassani (rechts) arbeitet zudem an einer "Mine Kafon Drohne", die Minen durch Sensoren aufspüren und mit einem ausfahrbaren Arm packen kann, um sie dann an einem sicheren Ort zu zünden. Laut Hassani ist die Erfindung, die noch optimiert wird, schneller und kostengünstiger als bereits existierende Technologien. Sie könnte dabei helfen, die Welt in Zukunft von Landminen zu befreien.
Bild: picture-alliance/dpa/R. de Waal
Ein Näschen für Minen
Die belgische NGO APODO züchtet Ratten, die Minen riechen können und schon in mehreren Ländern eingesetzt werden. Mit ihrem extrem guten Geruchssinn werden die Tiere trainiert, den Sprengstoff Trinitrotoluol aufzuspüren. Das macht das Beseitigen von Landminen schneller und hilft dabei, das Land wieder nutzbar zu machen. Laut der NGO sind bisher keine Ratten bei der Arbeit gestorben.
Bild: Getty Images/T. Weidman
Minenschnüffler bei der Arbeit
Nicht nur Ratten haben ein Näschen für Minen, sondern auch Hunde. Nach monatelangem Training können auch sie Sprengstoff aufspüren. Das Marshall Legacy Institute führte das Hunde-Programm 1999 erstmals ein. Seitdem haben Hunde fast 45 Quadratkilometer an verseuchtem Land durchforstet. Mittlerweile werden mehr als 900 Hunde in 24 Ländern weltweit eingesetzt, Minen aufzuspüren.
Bild: Getty Images/AFP/S. Loeb
Kriegsgerät gegen Minen
Es sieht aus wie eine Kombination aus einem Panzer und einem Mähdrescher und so funktioniert er auch. Dieses Aardvark-Gerät zur Landminen-Entfernung ist mit 72 Ketten ausgerüstet, die über den Boden rasseln und dabei Minen zum explodieren bringen, ohne dass das Fahrzeug oder der Fahrer zu Schaden kommen. Das Gerät kann pro Tag eine Fläche abdecken, die so groß ist wie vier Fußballfelder.
Bild: Aardvark
Lang währende Gefahren
Sobald sie einmal begraben sind, sind Landminen mehr als 50 Jahre lang aktiv. Dabei sind sie nicht nur eine Gefahr für Menschen, die mit ihnen in Berührung kommen. Sondern sie erschweren auch die Rückführung von Flüchtlingen und Vertriebenen und verlangsamen die Entwicklung und den Wiederaufbau in den Nachkriegsjahren.
Bild: picture-alliance/dpa
Verletzungen ein Leben lang
Es gibt nur noch 11 Länder, unter anderem China und Russland, die weiterhin Landminen produzieren. Ein großer Schritt zur Minen-Bekämpfung wurde seit der Umsetzung der Ottowa-Konvention also schon getan. Doch es liegen noch Herausforderungen vor uns allen, solange Minen im Boden begraben liegen und Menschen töten, verstümmeln und entstellen.