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Trump: Immobilienhai, Miss Universe-König, erneut Präsident?

Matthew Ward Agius
2. November 2024

Der Name "Trump" ist schon lange eine bekannte Marke. Er prangt auf Hotels, Casinos und zahlreichen Produkten. Donald Trumps Fähigkeit, sich selbst zu vermarkten, ist eine seiner größten Stärken.

Ex-Präsident Donald Trump mit einer MAGA-Baseballkappe
Ex-Präsident Donald Trump machte sich als Immobilienmogul, Ausrichter von Schönheitswettbewerben und Reality-Show-Host einen NamenBild: Stephen Maturen/AFP/Getty Images

Seit fast einem Jahrzehnt steht der ehemalige US-Präsident Donald Trump nun schon im Scheinwerferlicht der US-amerikanischen Politik. Während dieser Zeit ist es ihm gelungen, sich sämtlichen politischen Konventionen zu widersetzen. Unter dem Dach seines Markenzeichens, der roten Baseballkappe mit der Aufschrift "MAGA" (Make America Great Again), vereint er traditionelle Republikaner, evangelikale Konservative und Angehörige der Arbeiterschicht.

Kontroversen um seine Person und selbst eine strafrechtliche Verurteilung konnten den inzwischen 78-Jährigen nicht daran hindern, der gesamten republikanischen Partei seinen Stempel, seine populistische Variante des Konservatismus, aufzudrücken.

Nun steht das Land vor der Frage, ob Trump mit einem Relaunch seiner Marke die Kandidatin der Demokraten und aktuelle Vizepräsidentin Kamala Harris im Rennen um das Weiße Haus schlagen kann. Für diese Neuauflage ist Trump noch polarisierender geworden, hat die amerikanische, gegen Einwanderung gewandte Rhetorik verstärkt, hat zwei Mordanschläge überlebt und musste sich von ehemaligen führenden Beamten seiner Administration vorwerfen lassen, ein Faschist zu sein.

Mit dem Motto "MAGA" zog Trump schon 2016 in den WahlkampfBild: Nick Oxford/REUTERS

Das Geheimnis für Trumps politische Langlebigkeit sei seine Fähigkeit, die schlummernde autoritäre Basis innerhalb der republikanischen Partei zu mobilisieren, sagt Matthew MacWilliams. Er ist Politikwissenschaftler und Stratege der Stiftung Foundation International Communications Hub, die sich für die Förderung der Demokratie einsetzt.

Dieser Basis gelang die "feindliche Übernahme" der Partei, indem sie in wichtigen Vorwahlen für den Kongress und innerhalb des Parteiapparats Abweichler aussortierte und die althergebrachte Republikanische Partei zu einer Trump-Partei umformte. "Wenn du dich gegen ihn stellst, wirst du entfernt, gesäubert", beschreibt MacWilliams den Umgang mit Trumps parteiinternen Kontrahenten.

Immobilienmogul, König der Schönheitswettbewerbe, Präsident

In den 1980ern widmete sich Donald Trump dem Aufbau eines Immobilienimperiums. In den 1990ern kämpfte er gegen den Bankrott und erwarb den Schönheitswettbewerb "Miss Universe". Um die Jahrtausendwende warf er sich mit voller Kraft in eine Medienkarriere. Er hatte eine eigene Radioshow und machte als Gastgeber und Koproduzent der Reality-Show "The Apprentice" den Satz "You're fired" zu seinem Wahlspruch.

Der Name "Trump" ist eine Marke und prangt auf zahlreichen Gebäuden in den USABild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Dann wandte er sich der Politik zu und trat bei den Präsidentschaftswahlen 2016 als Kandidat der Republikaner an. Als Politiker gibt er sich dreist, kämpferisch, um jeden Preis entschlossen, zu gewinnen, und gegen das Establishment kämpfend. In dieser Rolle gelang es ihm, die Wähler und Wählerinnen in den Swing States zu überzeugen und das Rennen gegen Hillary Clinton für sich zu entscheiden. Zwar konnte er nicht die Mehrzahl der Wählerstimmen auf sich vereinen, doch er gewann die Mehrzahl der Wahlleute, auch in Staaten, die zuvor als Hochburgen der Demokraten galten.

Konservative Erfolge und politische Kontroversen

Aus Sicht der Konservativen hat Trump einige der von ihm erwarteten Ziele erreicht. Er setzte Steuersenkungen für Unternehmen durch, stieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran und dem Pariser Klimaabkommen aus und besetzte den Obersten Gerichtshof der USA mit mehrheitlich konservativen Richtern und Richterinnen, die das verfassungsrechtliche Recht auf Abtreibung in den USA aufhoben.

Der erbitterte Wahlkampf Trumps gegen den Demokraten Joe Biden führte zu Ereignissen, die in den Augen vieler zu einigen der dunkelsten Tage der US-amerikanischen Demokratie zählen. Nach seiner Wahlniederlage 2020 verbreitete Trump Falschbehauptungen über eine manipulierte Wahl. Seine Vorwürfe wurden nie bewiesen und in zahlreichen Gerichtsprozessen wurden keine Belege für weit verbreiteten Wahlbetrug gefunden.

Als Trump am 6. Januar 2021 seine Anhänger in der Hauptstadt Washington D.C. versammelte, stürmten diese schließlich in der Absicht, die Bestätigung des Wahlsiegs von Joe Biden zu verhindern, das Kapitol. Dies führte sogar noch zu einem Amtsenthebungsverfahren gegen Trump im Januar 2021 - es ging mit einem De-Facto-Freispruch zuende, weil im Kongress die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht zustande kam. Im Dezember 2019 gab es schon einmal ein sogenanntes Impeachmentverfahren wegen Amtsmissbrauchs und Behinderung des Kongresses. Auch dabei war er freigesprochen worden.

Nach seiner Amtszeit musste sich Trump zahlreichen Gerichtsverfahren stellen. Am 30. Mai 2024 wurde er als erster Präsident in einem Strafverfahren schuldig gesprochen. Ein Geschworenengericht befand ihn der Fälschung von Geschäftsunterlagen in der Schweigegeldaffäre um Stormy Daniels für schuldig. Die Verkündung des Urteils wurde allerdings bis nach der Wahl 2024 verschoben.

Auf Bundesebene muss sich Trump mit Anklagen im Zusammenhang mit seiner Rolle beim Sturm auf das Kapitol auseinandersetzen, doch ob ein Gerichtsverfahren eingeleitet wird, ist noch nicht klar. Weitere Anklagen drohen ihm wegen der Verschwörung zur Fälschung der Wahlergebnisse im Bundesstaat Georgia und dem unsachgemäßen Umgang mit geheimen Dokumenten. Auch diese Fälle sind noch in der Schwebe.

Die Karriere manch anderer Politiker wäre durch eine solche Anzahl von Anklagen und möglichen Verurteilungen längst beendet, doch Trump hat es geschafft, sämtliche Konkurrenten im Kampf um die neuerliche Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner beiseite zu schieben.

Polarisierender Wahlkampf

Trump macht bei dieser Wahl mit einem konservativen Programm Wahlkampf, legt dabei aber den Schwerpunkt auf nationalistische Positionen und eine negative Rhetorik zur Migration.

Trump versteht es, mit kontroversen Aussagen die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehenBild: Anna Moneymaker/Getty Images

Er wendet sich entschieden gegen Einwanderung und verspricht immer wieder, nach seiner Wahl Massendeportationen durchzuführen. In seinen Reden zu Migration und Einwanderung nutzt er eine Sprache, die an die Zeiten des Faschismus erinnert. So schreibt er manchen Immigranten "schlechte Gene" zu und klagte auf einer Wahlkampfveranstaltung in New Hampshire im Dezember 2023, diese würden "das Blut unseres Landes vergiften". Eine Formulierung, die Erinnerungen an Adolf Hitler und die Nazis in Deutschland wachruft.

"Trump wendet sich an ein Publikum, das sich mit dem Tempo sozialer Veränderungen unwohl fühlt", sagt Robert Rowland, Experte für politische Kommunikation an der University of Kansas. "Er schürt ihr Gefühl des Unbehagens und ihre Ängste und bietet dann eine Lösung an."

Rowland weist wie MacWilliams darauf hin, dass Trumps Sprache für viele Republikaner eine Herausforderung darstellt. "Das traditionelle republikanische Publikum passt sich entweder an oder sie sind wie die Cheneys [Dick und Liz] traditionelle Republikaner im Sinne Ronald Reagans. Sie lehnen Trump ab, weil Trump alles ablehnt, wofür Reagan stand", erläutert Rowland.

Am 5. November gehen die Wähler und Wählerinnen an die Urnen, um Trump oder Harris für die nächsten vier Jahre an die Spitze des Landes zu wählen. Es sind, wie beide Kandidaten betonen, die wichtigsten Präsidentschaftswahlen im Leben ihrer Wähler.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

Matthew Ward Agius Matthew berichtet über Geschichte, Wissenschaft, Gesundheit, Klima und Umwelt.
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