Trump: Keine Langstreckenraketen für die Ukraine
16. Juli 2025
Die USA haben nach den Worten von Präsident Donald Trump nicht vor, der Ukraine Langstreckenraketen zur Verfügung zu stellen. Auf eine entsprechende Frage von Journalisten in Washington antwortete Trump: "Nein, das ist nicht unsere Absicht." Der Republikaner wurde zudem gefragt, ob der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau oder andere Ziele tiefer im Hinterland Russlands ins Visier nehmen solle. Darauf antwortete der 79-Jährige: "Nein, er sollte nicht auf Moskau zielen".
Wirbel um FT-Zeitungsbericht
Auslöser dieser Spekulationen ist ein Artikel in der britischen Tageszeitung "Financial Times" (FT) vom Dienstag. Das Blatt schrieb, Trump habe die Ukraine indirekt zu Angriffen tief im russischen Hinterland ermutigt. Bei einem Telefonat mit Selenskyj soll Trump laut FT gefragt haben, ob die ukrainischen Truppen Moskau oder die zweitgrößte Stadt des Landes, St. Petersburg, treffen könnten, falls die USA Langstreckenwaffen lieferten. Die Zeitung berief sich auf zwei nicht näher genannte Personen, die den Inhalt des Gesprächs kennen würden.
Auch das Weiße Haus wies den Zeitungsbericht zurück. Das Blatt habe Trumps Äußerungen "völlig aus dem Kontext gerissen", erklärte dessen Sprecherin Karoline Leavitt. "Präsident Trump hat lediglich eine Frage gestellt, nicht zu weiterem Töten ermutigt."
Trump sieht keine Parteinahme zugunsten der Ukraine
Der US-Präsident bestritt zudem nach seinem verschärften Kurs gegen die russische Führung unter Staatschef Wladimir Putin eine Parteinahme zugunsten der Ukraine. Er stehe "auf der Seite von niemandem" in dem Krieg. "Ich stehe auf der Seite der Menschlichkeit", betonte Trump. "Ich will das Töten Tausender Menschen pro Woche stoppen."
Trump erklärte vor den Reportern weiter, die ersten versprochenen Patriot-Flugabwehrsysteme für Kyjiw seien bereits auf dem Weg in die Ukraine. "Sie kommen aus Deutschland", sagte er ohne dies zu erläutern.
Am Montag hatte Trump einen Richtungswechsel in seiner Russland-Politik vollzogen und gemeinsam mit NATO-Generalsekretär Mark Rutte der Ukraine umfangreiche Waffenlieferungen zugesagt. Bezahlt werden sollen die in den USA produzierten Militärgüter von Deutschland und anderen europäischen NATO-Partnern.
Gleichzeitig setzte der US-Präsident Putin eine Frist von 50 Tagen, um den Krieg gegen die Ukraine zu beenden. Andernfalls drohte er mit Wirtschaftssanktionen gegen Handelspartner wie China, Indien und Brasilien, die weiter billiges Gas und Öl von Russland kaufen.
Die russische Regierung kritisierte die angekündigten Waffenlieferungen und angedrohten Strafmaßnahmen. Sie seien schädlich für die Friedensbemühungen, sagte ein Kremlsprecher.
Wieder massive russische Luftangriffe
Die russischen Streitkräfte griffen in der Nacht zum Mittwoch weiter ukrainische Großstädte aus der Luft mit Drohnen und Raketen an. Im ostukrainischen Gebiet Charkiw wurden Behördenangaben zufolge mindestens zwei Zivilisten getötet. Auch die Großstadt Charkiw selbst meldete Drohnenangriffe. Mindestens drei Menschen seien verletzt worden, teilte der Militärgouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, im Onlinedienst Telegram mit.
In der südostukrainischen Großstadt Krywyj Rih gab es infolge der russischen Angriffe massive Stromausfälle.
Selenskyj fordert nochmals mehr Luftabwehrsysteme und Abfangjäger
Präsident Selenskyj teilte mit, bei den Luftangriffen auf die Energieinfrastruktur seien insgesamt 15 Menschen verletzt worden. "Russland ändert seine Strategie nicht", schrieb Selenskyj im Kurznachrichtendienst X. "Um diesem Terror wirksam entgegenzutreten, müssen wir unsere Verteidigung systematisch stärken: mehr Luftabwehrsysteme, mehr Abfangjäger und mehr Entschlossenheit - damit Russland unsere Reaktion spürt."
Ukrainische Soldaten griffen ihrerseits russische Ziele an. Der Gouverneur der russischen Grenzregion Woronesch, Alexander Gusew, teilte im Internetdienst Telegram mit, eine Person sei bei einem Drohnenangriff verletzt worden und dann verstorben.
se/pgr (rtr, dpa, afp, ap)