1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Trump lobt Gespräch mit Taliban-Anführer

4. März 2020

Am Samstag haben die USA und die Taliban ein Friedensabkommen geschlossen. Nun hat US-Präsident Trump mit Taliban-Vizechef Baradar telefoniert. Sein Fazit: "Wir wollen keine Gewalt." Vor Ort sieht es anders aus.

Washington U.S. Präsident Trump
Bild: Reuters/K. Lamarque

"Wir hatten ein sehr gutes Gespräch mit dem Anführer der Taliban", sagte US-Präsident Donald Trump im Garten des Weißen Hauses in Washington. "Wir sind uns einig gewesen, dass es keine Gewalt gibt, wir wollen keine Gewalt. Wir werden sehen, was passiert." Wenig später sagte Trump, sowohl den USA als auch den Taliban sei daran gelegen, den Konflikt in Afghanistan zu beenden.

Kurz zuvor hatte Talibansprecher Sabiullah Mudschahid bestätigt, dass Trump mit Taliban-Vizechef Mullah Abdul Ghani Baradar gesprochen habe. Es ist das erste bekannte Gespräch zwischen einem US-Präsident und einem hochrangigen Mitglied der Islamisten-Organisation.

Vertrag von Doha

Baradar hatte die Delegation der radikalislamischen afghanischen Organisation bei den Friedensgesprächen in der Hauptstadt des Golfsemirats Katar geleitet. In Doha hatte er als politischer Chef der Taliban das Abkommen mit den USA unterzeichnet, das den Weg zum Frieden und zu einem Ende des US-geführten Militäreinsatzes in Afghanistan ebnen soll. Die Vereinbarung sieht vor, dass die USA über die kommenden Monate ihre Truppenstärke in Afghanistan zunächst reduzieren, und zwar binnen 135 Tagen von rund 13.000 Soldaten auf 8600. Binnen 14 Monaten sollen dann alle US-Soldaten und ihre NATO-Verbündeten abziehen.

Der US-Sondergesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, und Mullah Abdul Ghani Baradar in DohaBild: AFP/G. Cacace

Im Gegenzug sollen die Taliban Garantien dafür geben, dass sie das Terrornetzwerk Al-Kaida und die Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) bekämpfen sowie Friedensverhandlungen mit der afghanischen Regierung in Kabul beginnen. Trump hatte nach der Unterzeichnung ein persönliches Treffen mit Taliban-Anführern in nicht allzu ferner Zukunft in Aussicht gestellt.

Schon mehr als 30 Tote

Am Montag hatten die Taliban allerdings eine Teil-Waffenruhe mit den afghanischen Streitkräften aufgekündigt. Anschließend griffen sie dutzende Militärstützpunkte an. Innerhalb eines Tages habe es 33 Angriffe in 16 der 34 Provinzen gegeben, erklärte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums am Dienstag. Dabei wurden mindestens sechs Zivilisten, zwei Soldaten und fünf weitere Sicherheitskräfte getötet. Inzwischen wurden neue Gewalttaten der Islamisten aus Kundus gemeldet. Bei zwei Anschlägen in der nordafghanischen Stadt starben laut örtlichen Politikern mindestens 20 Soldaten und Polizisten. Zu der Gewalt sei es nach dem Telefonat von Trump mit dem Taliban-Vizechef gekommen, heißt es ergänzend in Agenturberichten. 

Die US-Luftwaffe griff inzwischen Stellungen der radikal-islamischen Kämpfer in der südlichen Provinz Helmand an. Die Taliban hätten einen Kontrollposten der afghanischen Sicherheitskräfte attackiert, teilte der Sprecher der US-Streitkräfte in Afghanistan, Sonny Leggett, mit. "Dies war ein Verteidigungsschlag, um den Angriff zu unterbrechen." Die Regierung in Washington sei dem Frieden verpflichtet, die US-Armee werde aber ihre afghanischen Verbündeten verteidigen. Leggett rief die Taliban auf, ihre "nutzlosen Angriffe" zu beenden und ihre Verpflichtungen aus dem in Doha unterzeichneten Friedensabkommen einzuhalten.
 

Diesem Abkommen zufolge sollen die Regierung in Kabul und die Taliban am 10. März direkte Gespräche aufnehmen. Diese innerafghanischen Verhandlungen stehen nun wegen eines Streits um einen Gefangenenaustausch aber auf der Kippe. Während die Befürworter in dem Abkommen einen entscheidenden ersten Schritt in Richtung Frieden sehen, befürchten viele Afghanen, dass es auf eine Kapitulation der USA hinausläuft, die letztlich die Rückkehr der Aufständischen an die Macht ermöglicht.

Unterdessen stellte die NATO in Aussicht, nach der Unterzeichnung des USA-Taliban-Abkommens ein Viertel ihrer Truppen vom Hindukusch abzuziehen. "Wir planen eine Reduzierung von derzeit 16.000 Soldaten auf 12.000 Soldaten", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg. Rund die Hälfte davon seien Nicht-US-Truppen. Zugleich unterstrich der Norweger, Bedingung für den Abzug der NATO-Einheiten sei stets, dass die militant-islamistischen Taliban sich an die Vereinbarungen des Abkommens halten.

kle/pgr (rtr, dpa, afp)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen