Trump? Nein danke!
17. Januar 2016Wenn sich eines über Donald Trumps umstrittene US-Präsidentschaftskandidatur sagen lässt, dann wohl dieses: Der Milliardär bringt Menschen ins Gespräch. Die Sprüche des potenziellen republikanischen Kandidaten - darunter auch seine Aufforderung zum "totalen und vollständigen Einreiseverbot von Muslimen in die Vereinigten Staaten" - haben innerhalb und jenseits der USA hohe Wellen geschlagen.
Trumps Ansichten sind jetzt sogar Thema im britischen Unterhaus: An diesem Montag werden sich die Abgeordneten mit einem Einreiseverbot für den US-Milliardär befassen. 560.000 Bürger haben den Antrag unterzeichnet - damit sind deutlich mehr Unterschriften zusammengekommen, als die 100.000, die nötig sind, um eine Parlamentsdebatte auszulösen.
"Äußerungen unakzeptabel"
"Einige der Dinge, die Trump über Frauen, Muslime und andere Personengruppen sagte, sind schlicht nicht akzeptabel. Ich möchte nicht, dass dieser Mann in irgendeine Machtposition kommt", sagt Suzanne Kelly, die die Petition am Ende November des vergangenen Jahres initiierte - nur wenige Tage, bevor Trump das Einreiseverbot für Muslime forderte.
"Nachdem ich die Petition aufgesetzt hatte, wurde ich sofort von Medien aus aller Welt kontaktiert. Ich habe mich für den Antrag gar nicht eingesetzt. Er wurde vielmehr zu einem Selbstläufer", sagt Kelly im Gespräch mit der DW. "Mit seiner Bemerkung über die Muslime hat Trump selbst die beste Werbung für die Kampagne gemacht".
Der Erfolg ihrer Petition habe sie überrascht, sagt Kelly, die vor Jahren aus den USA nach Schottland kam und dort eine Online-Nachrichtenseite mit dem Namen "Stimme von Aberdeen" betreibt. "Ich bin sehr froh, dass sie solches Aufsehen erregt. Das hätte ich nie für möglich gehalten." Nun werde es zu einer Debatte kommen, freut sich Kelly. Zahllose Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen hätten sich gemeldet. Auch die seien der Ansicht, dass es mit den Hassbekundungen nun ein Ende haben muss. "Die Welt hat andere Probleme. Hassreden werden wir nicht hinnehmen."
In einer "idealen Welt", sagt Kelly, würde das Unterhaus Donald Trump die Einreise nach Großbritannien verbieten. Dass es dazu kommt, sei aber unwahrscheinlich. Premierminister David Cameron bezeichnete Trumps Äußerungen über Muslime zwar als "spaltend, dumm und falsch". Doch dem Aufruf für ein Trump-Einreiseverbot mochte Cameron sich nicht anschließen.
Trumps schottische Wurzeln
Trumps Bemerkungen haben in Schottland schon öfter für Schlagzeilen gesorgt. Es ist das Heimatland seiner Mutter, dem er zudem durch bedeutende Geschäftsinteressen verbunden ist. Bereits bevor Trump seine islamfeindlichen Äußerungen in die Welt setzte, entzog die schottische Premierministerin und Vorsitzende der Schottischen National-Partei, Nicola Sturgeon, dem Präsidentschaftskandidaten die Mitgliedschaft in der Vereinigung schottischer Geschäftsleute.
Und die Robert-Gordon-Universität in Aberdeen erkannte Trump eine im Jahr 2010 verliehene Ehrendoktorwürde ab. Der ehemalige schottische Premier, Alex Salmond, nannte Trump kürzlich einen "dummen Menschen" und eine "Peinlichkeit für Schottland."
Dabei hatten schottische Spitzenpolitiker nicht immer eine so geringe Meinung von Trump. So sprang die Regierung in Edinburgh dem Geschäftsmann zur Seite, als dessen 1,3-Milliarden-Luxus-Golfplatz-Projekt zu scheitern drohte - am Einspruch der betroffenen Gemeinde.
Abstruse Vergleiche
Donald Trumps Beziehung zum damaligen Regierungschef Alex Salmond verschlechterte sich, als die schottische Verwaltung es wagte, nahe des Luxus-Golfplatzes von Aberdeenshire elf Windkraftanlagen zu genehmigen. Trump warf Salmon vor, "auf Teufel komm raus die schottische Küste und damit Scotland selbst zu zerstören."
Daraufhin startete der Milliardär eine Anzeigenkampagne, in der er den Bau des Windparks mit dem Lockerbie-Attentat gleichsetzte. Bei dem Terroranschlag waren 1989 insgesamt 259 Menschen an Bord einer Pan-Am-Maschine ums Leben gekommen, sowie elf Bewohner der schottischen Stadt Lockerbie, auf deren Gebiet der Jumbojet zerschellte.
Im Juni wies ein Gericht in Edinburgh Trumps Antrag auf eine öffentliche Untersuchungskommission zurück. Diese sollte die Zustimmung der schottischen Regierung für das Wellenkraftprojekt in Augenschein nehmen. Die Vergabe war Trump zufolge "unfair" verlaufen. Die Richter aber kamen zu einem anderen Ergebnis: Ihrer Auffassung nach hatten Trumps Anwälte nicht einmal "ansatzweise" die Behauptung ihres Mandanten belegen können.
Die Petition gegen ihn scheint den sonst so selbstbewussten Trump durchaus zu wurmen: Der Milliardär hat bereits angedroht, sich geschäftlich aus Schottland zurückzuziehen, sollte er nicht mehr in das Vereinigte Königreich einreisen dürfen.