Trump schrumpft US-Diplomatie in Afrika
28. April 2025
US-Präsident Donald Trump setzt nun auch bei den diplomatischen Beziehungen der US-Regierung zum afrikanischen Kontinent den Rotstift an. Laut einem Sparplan Trumps sollen knapp 30 Botschaften und Konsulate weltweit geschlossen werden - davon zahlreiche in Afrika.
Das geht aus einem Entwurf für ein Dekret des Präsidenten hervor. Laut dem Dokument, dessen Inhalt von der US-amerikanischen Tageszeitung New York Times öffentlich gemacht wurde, ist eine "vollständige strukturelle Neuorganisation" des Außenministeriums bis zum 1. Oktober vorgesehen. US-Außenminister Marco Rubio reagierte prompt und sprach in einem Tweet von "Fake News".
Botschaften keine Priorität
"Die Ernennung von Botschaftern durch die Trump-Regierung ist keine Priorität", sagt Alex Vines, Leiter des Afrika-Programms in der Londoner Denkfabrik Chatham House. Bislang habe die Trump-Administration drei Botschafter auf dem afrikanischen Kontinent ernannt: für Südafrika, Marokko und Tunesien. "In allen anderen Ländern gibt es entweder bereits Botschafter, die noch im Amt sind, oder es sind Stellen unbesetzt", sagt Vines zur DW.
In einigen Fällen sei ein Diplomat vorübergehend als amtierender Botschafter eingesetzt worden, bis klar sei, welche Pläne die Trump-Administration für ihre Botschaften habe.
Ein Blick auf die aktuelle Liste der American Foreign Service Association - des Berufsverbands des auswärtigen Dienstes der USA - zeigt bei kleineren Staaten, aber auch großen Volkswirtschaften wie Nigeria, Kenia, Ägypten und Äthiopien derzeit keinen Eintrag, wer künftig die Diplomatie der US-Regierung dort übernimmt.
"Der Plan besteht darin, den diplomatischen Fußabdruck der USA in Afrika stark zu reduzieren, daran besteht kein Zweifel", betont Vines. Lesotho, Eritrea, die Zentralafrikanische Republik, die Republik Kongo, Gambia und Südsudan stehen auf der Liste der zu schließenden Botschaften, dazu Konsulate in Douala, Kamerun, und im südafrikanischen Durban.
Im starken Industrieland Südafrika soll der Posten nicht vakant bleiben: US-Präsident Trump hat kürzlich Leo Brent Bozell III als designierten Botschafter benannt, seine Bestätigung durch den US-Senat steht noch aus. "Er ist ein erzkonservativer Medienkritiker und wahrscheinlich eine schwierige Ernennung für Südafrika", sagt Steven Gruzd, Leiter des Afrika-Russland-Projekts am South African Institute of International Affairs.
Südafrikas Botschafter ausgewiesen
Die Ernennung des Israel-Unterstützers Bozell folgt auf die Ausweisung des südafrikanischen Botschafters Ebrahim Rasool durch Washington - er hatte sich kritisch zu Trump geäußert. Dadurch sind die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern auf einen Tiefpunkt gesunken.
Zum Hintergrund: Trumps Regierung hat dieKlage Südafrikas gegen Israel vor dem Internationalen Gerichtshof wegen des Gaza-Krieges verurteilt. Im Februar kam es zu einem weiteren Eklat: Trump warf der südafrikanischen Regierung wegen eines neuen Gesetzes willkürliche Enteignung vor, sprach von einer "Diskriminierung" weißer Südafrikaner, um sich ihr Land "anzueignen".
Trump legte die Finanzhilfen für das Land auf Eis, was auch die Unterstützung von Hilfsprojekten im Kampf gegen HIV und Aids betrifft und dramatische Folgen für die Menschen hat. Für Gruzd nur ein weiteres Zeichen, dass Donald Trump sich nicht um Afrika bemüht.
"Afrika hat in Trumps erster Amtszeit keine große Rolle gespielt. Er war beleidigend gegenüber dem Kontinent und hat ihn wirklich ignoriert", sagt Gruzd zur DW. "Er hat ihn während seiner gesamten Amtszeit nicht besucht. Und es überrascht mich nicht, dass nun Botschafterposten in wichtigen Ländern Afrikas unbesetzt sind."
Neuer Ansatz: bilaterale Zusammenarbeit
Trump hat seit seinem Amtsantritt im Januar damit begonnen, auf radikale Weise Ministerien, Behörden und Regierungsprogramme zusammenzustutzen und tausende Regierungsangestellte zu entlassen. Die Regierung wird angetrieben durch das von Elon Musk unterstützte Department of Government Efficiency (DOGE), das drastische Anstrengungen unternimmt, die Bundesregierung zu verkleinern.
Außerdem wird das Außenministerium im Zuge der strategischen Reformen reduziert. Dahinter steht der Finanzdruck einer stark verschuldeten US-Wirtschaft, aber auch eine Überlegung Trumps: "Seit seiner ersten Amtszeit haben wir gesehen, dass er einen bilateralen Ansatz bevorzugt, um mit jedem Land einzeln zu verhandeln", sagt Christopher Isike, Direktor des African Centre for the Study of the United States an der Universität in Pretoria. Das sei die neue Denkweise der Regierung und die Basis der Zusammenarbeit. Isike geht daher nicht davon aus, dass das Handelsabkommen der USA mit afrikanischen Ländern (AGOA) am 1. Oktober 2025 verlängert wird.
Die aktuelle Verkleinerung der amerikanischen Präsenz finde in Ländern der Welt statt, in denen die Amerikaner das Gefühl hätten, nicht so sehr von den Investitionen zu profitieren, die sie zum Beispiel in Botschaften und Konsulate getätigt hätten, sagt Isike zur DW.
Doch es komme nicht zu einem vollständigen Rückzug auf diplomatischer Ebene. "In einigen dieser Länder kann es zu einer [Schließung] von Botschaften kommen, aber sie werden von regionalen Büros betreut werden. Im Südsudan zum Beispiel könnte es zu einer Schließung kommen, das ist noch nicht abzusehen."
Mehr "Platz für andere"
Laut Isike gibt es bestimmte Länder wie Südafrika, die Demokratische Republik Kongo und möglicherweise Nigeria, mit denen die Trump-Administration weiterhin bilaterale Beziehungen unterhalten möchte.
Der Grund: Diese Länder verfügen über Mineralien, die für die amerikanische Wirtschaft nützlich sein können. Das "insbesondere jetzt" von Bedeutung, "da China den Zugang zu einigen wichtigen Mineralien, die es an die USA liefert, verschließt", fügt Isike an.
Der Politikexperte ist überzeugt, dass die USA ihre Präsenz in solchen Ländern, darunter etwa auch Kenia, ihre Präsenz beibehalten werden. Diese Staaten dürften vermutlich zu einer Art regionaler Drehscheiben werden, die Aufgaben der geschlossenen Botschaften von Außenstellen übernehmen.
Die Analysten betonen, dass der Abbau der diplomatischen US-Präsenz in Afrika auch Risiken für Trumps Regierung mit sich bringt. Denn: Es werde Platz für andere geschaffen, China könnte verstärkt einspringen, sagt Isike.
Und laut Alex Vines werden auch die Vereinigten Arabischen Emirate, die Türkei, Indien, Russland, die Golfstaaten und die europäischen Staaten nach Möglichkeiten auf dem Kontinent Ausschau halten. "Weniger Amerika wird ein Anreiz für afrikanische Länder, aber auch für andere Regionen sein, zu prüfen, wie sie ihre diplomatischen Beziehungen zu Afrika verbessern können."