1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Trump tobt - Melania schaut CNN

Marco Müller
26. Juli 2018

"Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein" - dieser Text des deutschen Musikers Reinhard Mey scheint nun widerlegt. Denn Melania Trump darf in der Air Force One scheinbar nicht CNN schauen.

Belgien Brüssel Ankunft Donald Trump
"Oh man, immer nur Fox News" - könnte Melanias Geste nach diesem Flug ausdrückenBild: picture-alliance/BELGA/B. Doppagne

Wir befinden uns im Jahr 2018. Die ganze Welt achtet auf Donald Trump. Jedes Wort, jede Geste, jeder Tweet des US-Präsidenten findet weltweite Beachtung. Aber achtet wirklich die ganze Welt auf Donald Trump? Nein. Eine unbeugsame Präsidentengattin hört nicht auf, dem Cholericus Maximus Widerstand zu leisten. Und das nicht bei irgendeiner unwichtigen weltpolitischen Sache von globaler Bedeutung. Nein, das kann man ja schnell in 140 Zeichen abhandeln. Es geht um etwas viel Elementareres.

Es geht ums Fernsehprogramm. Melania Trump hat den Nachrichtensender CNN, der von allerhöchster Stelle - Donald Trump höchstpersönlich - den Titel "Fake News Sender" erhalten hat, im Präsidentenflugzeug Air Force One eingeschaltet. Da war das Gewitter über den Wolken vorprogrammiert.

Ehekrise oder Staatskrise?

Trump ist wenig erfreut über die Fernsehgewohnheiten seiner FrauBild: picture alliance/AP/M. Schreiber

Natürlich lässt sich so eine Krise, wie sie in den meisten guten Ehen vorkommt, bei einem Präsidenten-Paar wie diesem nicht im Vier-Augen-Gespräch klären. Donald Trump soll laut New York Times im Flugzeug seine Mitarbeiter scharf angegangen sein, wie sie es wagen könnten seine Regel zu brechen, nach der auf Reisen immer Fox News eingeschaltet sein soll. Fox News ist sein Lieblingssender. Der Vorfall war allerdings nicht über den Wolken beendet, sondern fand seinen Weg auf die Erde. Laut New York Times tauschten sich über die Causa CNN per E-Mail das "White House Military Office" und die "White House Communications Agency" aus. Das klingt alles sehr offiziell.

Und wie bei hochoffiziellen Vorgängen wie diesen üblich, äußern sich die Betroffenen nicht selbst, sondern lassen über ihre Sprecher verlautbaren, was Sache ist. So auch hier. Melania Trump ließ über ihre Sprecherin erklären, dass sie "jeden Kanal, den sie wolle" schaue. "Was erlaube, Melania!", mag mancher in Anlehnung an die legendäre Wutrede von Ex-Bayern-Trainer Giovanni Trapattoni denken, in der er vor 20 Jahren Fußballer Thomas Strunz kritisierte. "Die traut sich was", mögen andere sagen. Stellen Sie sich einen Fernsehabend bei den Trumps vor: Würden Sie sich trauen, die Fernbedienung auch nur zu berühren? Hut ab für den Mut, Melania!

Ein Streaming-Dienst, zwei Räume

In dem E-Mail-Verkehr der beiden offiziellen Stellen ging es übrigens nicht nur um den Fall des unerlaubten CNN-Schauens über den Wolken, sondern noch um etwas von größerer Bedeutung. Es ging darum, zwei zusätzliche Fernseher zu beschaffen, damit sowohl Melania als auch Donald einen Streaming-Dienst bei ihren Reisen in ihren getrennten Hotelzimmern nutzen können. 

Sender non grata

"In meiner Maschine wird geschaut, was ich will" Ist es das, was Trump den Journalisten an Bord der Air Force One hier sagt? Wer weiß.Bild: picture-alliance/AP Photo(M.B. Ceneta

Donald Trumps Abneigung gegen Medien, die ihm kritisch begegnen, ist nicht neu. Besonders auf CNN hat sich der passionierte Fernsehschauer Donald Trump eingeschossen. Immer wieder wirft der für seine Abneigung gegen zu viel Gedrucktes bekannte Präsident dem Sender vor, "Fake News" zu verbreiten.

Der aktuellste Fall in diesem Zusammenhang passierte es erst gestern bei der Pressekonferenz von Donald Trump und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses hatten einer CNN-Journalistin die Teilnahme an der Pressekonferenz untersagt. Der Grund: "Unangemessene" Fragen bei einer früheren Pressekonferenz am selben Tag.

Nicht nur CNN beschwerte sich über das Vorgehen, auch andere Sender zeigten sich solidarisch. So twitterte beispielsweise Fox News Journalist Bret Baier, Fox News stehe "in diesem Punkt fest hinter CNN."

Not amused

Wo sind wir denn eigentlich? Trumps Lieblingssender Fox News verteidigt jetzt schon den Trump-kritischen Konkurrenten CNN und seine Ehefrau lässt sich das CNN-Schauen nicht verbieten? Kann denn jeder auf dem US-Präsidenten herumtrumpeln wie er möchte? Die letzten Tage dürften ihm wohl nicht gefallen haben.

Aber Trump ist Trump. Und das heißt, in Sachen CNN wird sicher noch etwas von ihm kommen. Auch zukünftige Reisen mit Gattin Melania und Pressekonferenzen mit CNN dürften spannend bleiben. CNN jedenfalls dürfte die ständige internationale Aufmerksamkeit gar nicht so unrecht sein. Vielleicht wird sich der Sender ja irgendwann mal bei dem US-Präsidenten dafür bedanken. Bei Melania hat sich der Sender übrigens schon bedankt. Auf Twitter postete CNN ganz trocken ein Foto von Melania mit dem Kommentar "Thanks for watching".

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen