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Politik

Trump und die Sache mit Goodyear

20. August 2020

Der neueste Furor des US-Präsidenten trifft ein uramerikanisches Unternehmen: Donald Trump ruft zum Boykott des Reifenherstellers Goodyear auf. Wegen eines Käppis.

Trump ruft zu Boykott des Reifenherstellers Goodyear auf
Bild: picture-alliance/dpa

"Kaufen Sie keine GOODYEAR-Reifen", twitterte der unerschrockene Kämpfer für die US-Wirtschaft aus dem Weißen Haus. "Kaufen Sie bessere Reifen für weniger Geld!" Das US-Unternehmen mit Sitz im Bundesstaat Ohio und mehr als 60.000 Mitarbeitern, das in der kommenden Woche seinen 132. Geburtstag feiern wird, hat sich ganz offensichtlich den Zorn von US-Präsident Donald Trump zugezogen.

Angefangen hat alles mit einem Schulungsprogramm für Goodyear-Mitarbeiter. Darin sollen Kleidungsstücke mit explizit parteipolitischen Aufdrucken für "nicht akzeptabel" erklärt worden sein. Auch Baseball-Kappen mit dem Trump-Slogan "Make America Great Again" (MAGA) seien demnach nicht gern gesehen. "Sie kündigten ein VERBOT VON MAGA-HÜTEN an", empört sich der Präsident. Es scheint, als sei die Sache für ihn etwas unübersichtlich.

Tatsächlich gebe es bei Goodyear die Anweisung, grundsätzlich auf Bekundungen für politische Parteien oder Kampagnen zu verzichten, heißt es aus dem Konzern. Dagegen sei der Einsatz für Gleichberechtigung und gegen rassistisch motivierte Ungerechtigkeit erlaubt.

Gezeigt werden dürfen also Symbole der Bewegung "Black Lives Matter", die Polizei-Gewalt gegen Schwarze anprangert, sowie die "Pride"-Zeichen für Toleranz gegenüber sexuellen Minderheiten. So steht es zumindest auf einer Präsentationsfolie mit Goodyear-Logo, die im Internet kursiert. Nicht zugelassen sind demnach Bekundungen zur Unterstützung der Gegenbewegungen "Blue Lives Matter", die die Polizei unterstützt, und "All Lives Matter", die argumentiert, dass Rassismus gegen Schwarze nicht speziell hervorgehoben werden sollte.

Goodyear erklärte dazu, der Konzern unterstütze sowohl die Gleichberechtigung als auch die Polizei. Bei dem Screenshot, so heißt es weiter, handele es sich allerdings um Material, das nicht von Konzernstellen produziert oder verbreitet worden sei.

Und was ist mit dem "Beast"?

Die gepanzerte Präsidentenlimousine "The Beast"Bild: picture-alliance/newscom/UPI Photo/M. Gentry

"Ich bin nicht glücklich mit Goodyear. Sie spielen mit der Politik", sagte Trump gegenüber Reportern im Weißen Haus. "Ich wäre sehr für Leute, die dort nicht kaufen wollen." Er wäre auch dafür, die Goodyear-Reifen bei seiner Präsidenten-Limousine durch Produkte eines anderen US-Herstellers zu ersetzen. Allerdings dürften die schusssicheren High-Tech-Sonderanfertigungen für das gepanzerte "Beast" nicht so leicht ausgetauscht werden können.

Der Boykottaufruf des Präsidenten bringt natürlich auch seinen Herausforderer Joe Biden in Wallung: Trump habe versprochen, Arbeitsplätze in der Produktion nach Ohio zurückzubringen, gefährde diese aber stattdessen. "Für Präsident Trump sind diese Arbeiter und ihre Arbeitsplätze keine Quelle des Stolzes, sondern nur ein Kollateralschaden bei einem weiteren seiner politischen Angriffe", sagte Biden.

rb/fw (afp, ap, dpa, rtr)

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