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Politik

Trump und die verlorene Liebe zu Fox News

6. September 2020

Im Streit um angeblich herablassende Äußerungen über gefallene Soldaten fordert der US-Präsident die Entlassung einer TV-Journalistin. Zugleich wendet sich Trump von seinem erklärten Lieblingssender ab.

Donald und Melania Trump Ende Juni beim Besuch des Korean War Veterans Memorial in Washington (Foto: Getty Images/AFP/M. Ngan)
Donald und Melania Trump Ende Juni beim Besuch des Korean War Veterans Memorial in Washington Bild: Getty Images/AFP/M. Ngan

Die Korrespondentin des Fernsehsenders Fox News, Jennifer Griffin, müsse wegen ihrer Berichterstattung "gefeuert" werden, twitterte der US-Präsident. Sie habe das Weiße Haus in Bezug auf die angeblichen Aussagen nie um eine Bestätigung gebeten. Damit sei für ihn auch der TV-Sender Fox News "verloren", schimpfte Donald Trump.

Der eigentliche Auslöser seines Zorns war ein Bericht des US-Magazins "The Atlantic". Das Blatt hatte am Donnerstag berichtet, Trump habe im Ersten Weltkrieg gefallene US-Soldaten als "Verlierer" und "Trottel" bezeichnet. Die abfälligen Äußerungen sollen bereits vor zwei Jahren in Frankreich gefallen sein, als Trump einen amerikanischen Soldatenfriedhof besuchen sollte. "Warum sollte ich auf diesen Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer", soll Trump damals gesagt haben. Später habe er die mehr als 1800 US-Marinesoldaten, die ihr Leben in der Schlacht im Wald von Bellau im Ersten Weltkrieg verloren hatten, als "Trottel" bezeichnet.

Anonyme Regierungsmitarbeiter als Zeugen

"The Atlantic" berief sich bei dieser Schilderung auf nicht näher genannte Quellen. Die Fox-Journalistin Griffin hatte am Freitag erklärt, zwei ehemalige Trump-Mitarbeiter hätten ihr bestätigt, dass der Präsident Veteranen verunglimpft habe. Griffin zitierte unter anderem einen Regierungsmitarbeiter, der ihr gesagt habe, der Präsident habe Veteranen in der Vergangenheit als "Trottel" bezeichnet. Das Wort sei allerdings in Verbindung mit dem Vietnamkrieg gefallen. Trump habe dazu gesagt: "Es war ein dummer Krieg. Alle, die teilgenommen haben, waren Trottel."

Die Korrespondentin von Fox News, Jennifer Griffin, 2016 im Gespräch mit Trump-Gegenkandidatin Hillary ClintonBild: AFP/J. Sullivan

Trump bestreitet die Vorwürfe. Am Freitag sagte der Republikaner, es handle sich um eine "Fake-Geschichte". Für ihn seien gefallene Soldaten "absolute Helden". Selbst die so häufig schweigende First Lady zieht für ihren Mann zu Felde. "Es sind sehr gefährliche Zeiten, wenn anonymen Quellen mehr geglaubt wird als allem anderen und niemand deren Motivation kennt. Das ist kein Journalismus - das ist Aktivismus", schrieb Melania Trump bei Twitter.

Die Affäre könnte den wahlkämpfenden Präsidenten teuer zu stehen kommen. Sein demokratischer Herausforderer Joe Biden nannte die angeblichen Äußerungen "krank", "erbärmlich", "unamerikanisch" und "unpatriotisch". Sollte Trump gefallene US-Soldaten tatsächlich als "Verlierer" und "Trottel" bezeichnet haben, wäre dies "widerlich". Bidens 2015 an einem Hirntumor gestorbener Sohn Beau hatte im Irak-Krieg gekämpft.

Tatsächlich werden Kriegsveteranen in den USA respektvoll anerkannt. Schon vor der Veröffentlichung des "Atlantic" hatte Trump bei den Streitkräften einen geringeren Rückhalt als Biden.

rb/sti (afp, ap, dpa, rtr)