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Politik

Burger mit Nordkoreas Führer?

Esther Felden
11. November 2016

Welchen Kurs werden die USA künftig gegenüber Nordkorea einschlagen? Im Moment ist das noch schwer einschätzbar. Denn die Aussagen des gewählten US-Präsidenten Donald Trump lassen keine klare Linie erkennen.

Kim Jong Un Donald Trump

Ein Gespräch mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un? Für Donald Trump nach eigener Aussage kein Problem. Das machte er während des Wahlkampfs gleich bei mehreren Gelegenheiten öffentlich klar. Zuerst im Mai 2016 gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters - oder wie hier im Sommer bei einer Veranstaltung im US-Bundesstaat Georgia.  "Wieso denn nicht? Was zur Hölle ist falsch daran, zu reden? Sowas nennt man einen offenen Dialog." Er wolle versuchen, Kim seine "verdammten Atomwaffen" auszureden, auch wenn die Chancen auf Erfolg nur bei zehn oder 20 Prozent lägen. Selbst in Washington würde er den nordkoreanischen Führer empfangen, so der damalige republikanische Kandidat, heute der gewählte US-Präsident. "Ich würde kein Staatsbankett für ihn ausrichten wie beispielsweise für die Chinesen oder andere, die uns abzocken. Wir sollten überhaupt keine solchen Dinner mehr ausrichten, sondern uns stattdessen bei Hamburgern an einem Konferenztisch zusammensetzen."

In den USA hagelte es Kritik für derartige Äußerungen, aus Nordkorea dagegen kam Lob. In den Staatsmedien des international isolierten Landes wurde Donald Trump als "weiser Politiker" gepriesen. Es sei viel Positives an seinem politischen Stil, heißt es in einem Gastkommentar des Internetportals DPRK Today, einem Sprachrohr der nordkoreanischen Führung, und später auch im Staatsfernsehen. Was allerdings daran ist an dieser Ankündigung, das lässt sich derzeit kaum abschätzen. "Ich möchte diese Aussage nicht kommentieren", sagt Michael Madden. Der Gastdozent am US Korea Institut der Johns Hopkins School of International Studies (SAIS) in Washington räumt aber ein, ein derartiges Treffen sei mit Sicherheit ein Durchbruch in den bilateralen Beziehungen beider Länder. "Aber in der unmittelbaren Zukunft scheint mir das kein realistisches Szenario zu sein."

Keine voreiligen Schlüsse ziehen

Madden warnt davor, zu viel in das, was Trump im Wahlkampf zum Thema Nordkorea gesagt hatte, hinein zu interpretieren. "Es wäre unklug und auch irreführend, aus den bisherigen öffentlichen Kommentaren jetzt schon seine künftige Nordkorea-Politik zu schließen. Ich denke, dass dieser Kurs noch ausgearbeitet wird." Er sehe eine gewisse Möglichkeit, dass Trump einem direkten Kontakt mit Nordkorea offener gegenübersteht als der scheidende Präsident Barack Obama. Genaues aber wisse man einfach noch nicht.

Am 9. September 2016 führte Nordkorea seinen fünften und bislang stärksten Atomtest durchBild: picture-alliance/AP Photo/Ahn Young-joon

Seit Nordkorea im April 2009 einseitig die sogenannten Sechs-Parteien-Gespräche mit Südkorea, Russland, China, Japan und den USA aufgekündigt hatte, liegen offizielle Gespräche zwischen beiden Ländern auf Eis. Der seitdem geltende Kurs der USA wurde als "Politik der strategischen Geduld" ("Strategic  Patience") bekannt - anders ausgedrückt: Nichteinmischung. Washington fordert von Pjöngjang ein offizielles Bekenntnis zur Denuklearisierung als Voraussetzung für eine Wiederaufnahme direkter Gespräche. Verhandlungen ohne Vorbedingungen lehnte bisher Präsident Obama immer klar ab. Die Tatsache allerdings, dass Nordkorea fünf seiner bislang sechs Atomtests während der Präsidentschaft Obamas durchgeführt hatte, war traditionell ein gefundenes Fressen für die Republikaner, die diese Entwicklung ausnutzten, um der Obama-Administration mangelnde Durchsetzungskraft vorzuwerfen.

Doch ob es die künftige Trump-Administration anders machen wird? Michael Madden glaubt das nicht. "Falls Trump Nordkorea nicht zu einem Schwerpunktthema seiner ersten 100 Tage im Amt ernennt, werden wir wohl keine große Veränderung zur derzeitigen Nordkorea-Politik zu sehen bekommen." Die große Linie wird nach Einschätzung des SAIS-Experten vermutlich erst einmal weiter beibehalten, "sowohl in Bezug auf das nordkoreanische Atomprogramm und die Stationierung des geplanten Raketenabwehrsystems THAAD in Südkorea als auch in Menschenrechtsfragen".

Erste Reaktionen aus Südkorea

Wie geht es weiter zwischen den Alliierten USA und Südkorea? Ex-Verteidigungsminister Chuck Hagel 2013 mit seinem südkoreanischen Amtskollegen bei einem Besuch der Demilitarisierten ZoneBild: Getty Images/J. Martin-Pool

Genau darauf setzt auch Südkorea. Man hoffe auch unter dem neuen US-Präsidenten auf eine Fortsetzung der Zusammenarbeit, schrieb Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye nach Angaben ihres Büros in einem Glückwunschtelegramm an Donald Trump. Nordkorea müsse "durch harte Sanktionen" gezwungen werden, auf Atomwaffen zu verzichten. Dafür müssten Seoul und Washington weiter gemeinsam Druck auf das Regime ausüben, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap die Präsidentin. Trump seinerseits habe Südkorea zugesichert, dass das Bündnis beider Länder weiter Bestand haben werde, um gegen die "Instabilität in Nordkorea" gewappnet zu sein. Das habe er während eines ungefähr 10-minütigen Telefonats mit Park am Donnerstag nach seinem Wahlsieg zugesichert, berichten südkoreanische Medien.

Allerdings deutet sich an, dass Südkorea schwierige Verhandlungen bevorstehen, was die Finanzierung der 28.500 im Land stationierten US-Soldaten betrifft. Immer wieder hatte Trump im Wahlkampf gesagt, er erwarte von seinen Alliierten in der Region, dass diese die Kosten zum Schutz ihres Landes zu größeren Teilen oder sogar ganz aus eigener Tasche bezahlen.

Wie wird Kim Jong Un auf die Wahl von Donald Trump reagieren? Bild: picture-alliance/AP Photo/Wong Maye-E

Geld, Geld, immer wieder Geld

Geld ist ein Faktor, auf den Trump in Bezug auf Nordkorea immer wieder zu sprechen kam. Nach dem vierten nordkoreanischen Atomtest am 6. Januar 2016 saß der Milliardär zum Interview im Studio des Senders CNN. Auch dort sparte er nicht mit Kritik an Südkorea, bezeichnete das Land als "Geldmaschine", die den USA im Gegenzug für ihre Hilfe nur "Peanuts" zahle.

Und auch China wurde von Trump ins Visier genommen. "Die Chinesen behaupten, sie hätten keinerlei Kontrolle über Nordkorea." Das sei Quatsch, genau das Gegenteil sei der Fall. "China hat die totale Kontrolle. Ohne die chinesische Unterstützung hätten die Nordkoreaner nicht einmal genug zu essen. Deshalb muss China aktiv werden und das Problem lösen", sagte Trump.Stattdessen aber würde Peking Spielchen treiben und die USA damit verhöhnen. Das solle Amerika sich nicht gefallen und China wirtschaftliche Konsequenzen spüren lassen. Ein Plan des designierten US-Präsidenten daher: Schutzzölle in Höhe von 45 Prozent für Importwaren aus China. "Oder aber sie komplett abschneiden. Dann würde China innerhalb von zwei Minuten kollabieren."

Einmal mehr: deutliche Rhetorik, eines von Trumps Markenzeichen. Auch im Februar 2016 - noch vor seiner offiziellen Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten - sorgte Trump im Sender CBS mit seinen drastischen Worten für Verwunderung oder gar Entsetzen bei der Moderatorin. Sie stellte unter Beweis, dass seine Meinung zu Nordkorea und Diktator Kim Jong Un durchaus variabel beziehungsweise widersprüchlich ist. Bei dieser Gelegenheit nämlich gab Trump den Mann, mit dem er ein paar Monate später bei Hamburgern treffen wollte, gewissermaßen zum Abschuss frei. So sagte er, er würde im Fall eines Wahlsieges dafür sorgen, dass China "den Typen sehr schnell auf die eine oder andere Weise verschwinden lasse". Und auf die irritierte Nachfrage der Moderatorin, ob er damit ausdrücken wolle, dass er Kim Jong Un auch umbringen lassen würde, antwortet Trump: "Offen gesagt könnte ich mir Schlimmeres vorstellen. Er ist ein schlechter Kerl." Für diesen Kommentar gab es kein Loblied aus Pjöngjang.

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