Der abgewählte US-Präsident Trump bestreitet jegliche Verantwortung für die Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger. Seine Rede sei "absolut angemessen" gewesen.
Anzeige
Kritiker geben dem scheidenden US-Präsidenten Donald Trump unter anderem wegen einer vorherigen Ansprache vor seinen Gefolgsleuten in Washington eine Mitschuld an der Erstürmung des Parlamentssitzes in der vergangenen Woche. Tagelang schwieg Trump zu den Vorwürfen, er habe seine Anhänger in der vorherigen Rede aufgestachelt. Nun äußerte er sich vor einer Reise nach Texas erstmals öffentlich. "Wenn Sie meine Rede lesen und viele Leute haben es getan - und ich habe es sowohl in den Zeitungen als auch in den Medien, im Fernsehen, gesehen - sie wurde analysiert und die Leute fanden, dass das, was ich gesagt habe, völlig angemessen war." Gewalt müsse immer vermieden werden, fügte er hinzu.
Dagegen sei "ein echtes Problem" gewesen, was hochrangige Politiker im Zusammenhang mit den "schrecklichen Unruhen" in Portland, Seattle und anderen US-Städten gesagt hätten, sagte Trump vor Journalisten auf dem Flugplatz Joint Base Andrews bei Washington.
Im Sommer hatte es nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai im ganzen Land Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt gegeben. Teilweise kam es dabei zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Trump hatte dafür die "radikale Linke" verantwortlich gemacht, Demonstranten allgemein als "Anarchisten", "Unruhestifter" und "Plünderer" bezeichnet und "Gesetzlosigkeit" auf den amerikanischen Straßen aufs Schärfste verurteilt.
Anzeige
"Lächerliches Impeachment"
Zugleich betonte der abgewählte Präsident am Dienstag, das ihm drohende Amtsenthebungsverfahren wegen des gewalttätigen Angriffs verursache "riesige Wut". Das von den Demokraten vorangetriebene Impeachment sei "absolut lächerlich" und die "Fortsetzung der größten Hexenjagd in der Geschichte der Politik". Auch die jüngsten Maßnahmen der großen Technologie-Konzerne sorgten für eine Wut, wie er sie noch nie gesehen habe. Zuvor hatten Konzerne wie Facebook und Twitter Trumps Zugang zum Internet über ihre Plattformen gesperrt.
Die US-Demokraten könnten noch am Mittwoch ein Amtsenthebungsverfahren gegen Trump einleiten. Sie machen den scheidenden Präsidenten für die Erstürmung des Kapitols durch radikale Anhänger am vergangenen Mittwoch mitverantwortlich. Trump hatte seine Anhänger zuvor in einer Rede aufgerufen, zum Kapitol zu marschieren. Er sagte dabei unter anderem: "Wenn ihr nicht auf Teufel komm raus kämpft, werdet ihr kein Land mehr haben." Bei den Krawallen wurde ein Polizist getötet, eine Angreiferin wurde von einem Beamten erschossen. Am Rande der Gewaltaktionen gab es drei weitere Tote.
Trump-Anhänger stürmen US-Kapitol
Lange hat Noch-Präsident Donald Trump seine treuesten Anhänger aufgestachelt. Die Folge: Einige drangen am Mittwoch in die Herzkammer der US-Demokratie ein.
Bild: Leah Millis/REUTERS
Es braut sich was zusammen
Die Zahl der fanatischen Trump-Anhänger vor dem US-Kapitol ist den ganzen Tag über angewachsen. Zunächst gelingt es den Sicherheitskräften, sie auf Abstand zu halten.
Bild: Olivier Douliery/AFP/Getty Images
Erste Zusammenstöße
Zeitgleich zur gemeinsamen Sitzung beider Kongresskammern, also Senat und Repräsentantenhaus, bei der das Ergebnis der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten offiziell bestätigt werden soll, versammeln sich Anhänger des abgewählten Donald Trump vor dem Kapitol. Es kommt zu ersten Zusammenstößen mit Polizisten, die das Kapitol abschirmen sollen.
Bild: Stephanie Keith/REUTERS
Ein zu schwacher Kordon
Doch die zunehmend wütende Menge will bis zum Kapitol vordringen. Polizisten versuchen, sie zu stoppen. Einigen aggressiven Trump-Unterstützern gelingt es, ins Gebäude zu kommen.
Bild: Win McNamee/Getty Images
Erstürmung des Kapitols
Einige Demonstranten schaffen es, tief ins Gebäude vorzudringen: bis vor die Türen des Senats.
Bild: Win McNamee/Getty Images
Verteidigung der letzten Bastion
Sicherheitskräfte versuchen, die Randalierer in der Eingangshalle in Schach zu halten. Die Politiker im Senat werden durch einen zweiten Ausgang in Sicherheit gebracht.
Bild: Manuel Balce Ceneta/AP Photo/picture alliance
Einer kommt durch
Derweil schafft es ein Trump-Anhänger an den Sicherheitskräften vorbeizukommen und in den Senat zu stürmen. Er springt von der Besuchertribüne in den Plenarsaal.
Bild: Win McNamee/Getty Images
Pistolen im Anschlag
Dasselbe Bild im anderen Flügel des Kapitols. Auch die zweite Kongresskammer, das Repräsentantenhaus, ist das Ziel der Eindringlinge. Beamte des Kapitol-Sicherheitsdienstes stoppen sie - mit gezogen Waffen.
Bild: J. Scott Applewhite/AP Photo/picture alliance
Feindliche Übernahme?
Dennoch dringen Trump-Anhänger immer tiefer ein - auch in die Büroflure des Kapitols. Dort machen sie sich an den Schreibtischen von Abgeordneten breit.
Bild: Saul Loeb/AFP/Getty Images
Außer Kontrolle
Einer der Eindringlinge lässt das Rednerpult der Repräsentantenhaus-Vorsitzenden Nancy Pelosi mitgehen und trägt es durch das Kapitol. Niemand hält ihn auf.
Bild: Win McNamee/Getty Images
In Deckung
Die Plenarsäle werden geräumt. Einige suchen Schutz auf der Galerie des Repräsentantenhauses. Wie ein Reporter berichtet, werden Gasmasken verteilt - als Schutz vor Tränengas.
Bild: Andrew Harnik/AP Photo/picture alliance
Gasschwaden auf dem Capitol Hill
Den Sicherheitskräften bleibt nichts anderes übrig: Um die wütende Menge aufzulösen, setzen sie Tränengas ein.
Bild: Andrew Caballero-Reynolds/AFP/Getty Images
Großaufgebot beendet Chaos am Kapitol
Die Polizeikräfte werden verstärkt, die Nationalgarde eilt zur Hilfe und die Bürgermeisterin verhängt eine nächtliche Ausgangssperre, die bis 6.00 Uhr morgens gilt. So kommt Washington am Abend langsam zur Ruhe.