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Politik

"Trump will für Niederlage vorbauen"

20. Oktober 2016

Nach den drei TV-Debatten liegt Hillary Clinton deutlich vorn im Rennen um die US-Präsidentschaft. Doch noch ist das Spiel nicht vorbei, sagt Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider im DW-Interview.

USA | 3. Präsidentschaftsdebatte in Las Vegas
Bild: REUTERS/C. Barria

DW: Was ist Ihr Fazit nach diesen drei Debatten? Ist das noch politischer Diskurs oder schon Unterhaltungsfernsehen?

Frank Brettschneider: Auf jeden Fall waren das die schlimmsten TV-Debatten in der amerikanischen Geschichte. Seit 1960 gibt es diese TV-Duelle und sie hatten mal mehr und mal weniger Niveau. Aber so niveaulos wie zumindest die ersten beiden TV-Duelle in diesem Jahr war es wirklich noch nie.

Frank Brettschneider lehrt Kommunikationswissenschaft an der Universität HohenheimBild: Universität Hohenheim

Das ist besorgniserregend. Denn das ist ja nicht nur unterhaltsam, sondern das zeigt auch einen heftigen Wandel politischer Kommunikation und politischer Kultur.

Ist allein Trump dafür verantwortlich?

Auch Hillary Clinton ist in der Bevölkerung nicht gerade sehr beliebt, sie ist keine strahlende Kandidatin. Aber sie glänzt immerhin noch mit Sachkunde und mit Erfahrung. Trump auf der anderen Seite hat alles versucht, um die wütenden Amerikaner, überwiegend weiße, nicht besonders gut gebildete Männer, für sich zu gewinnen. Bei ihnen herrschen sehr starke Zweifel an den amerikanischen Grundfesten.

Trump lässt nun sogar offen, ob er den Wahlausgang akzeptiert.

Er stellt sich damit auf die Seite aller, die Verschwörungstheorien anhängen. Und davon gibt es nicht wenige in den USA. Sie sagen, das gesamte System sei korrupt und auch die Presse stecke mit drin. Diese Verschwörungstheorien werden übrigens von Rechtspopulisten überall auf der Welt geliefert, das macht die AFD in Deutschland auch.

Trump tut das einerseits, um die wütenden weißen Männer zu mobilisieren - das wird aber nicht reichen. Und andererseits will er bereits für eine Niederlage vorbauen. Können Sie sich vorstellen, wie Trump sagt: "Ich habe verloren"? Das ist ein Mann, der nicht verlieren will und fest glaubt, dass er gar nicht verlieren kann.

Clinton gilt laut Umfragen als Siegerin aller drei Debatten. Was hat Trump falsch gemacht?

Das sehe ich ein bisschen anders als diese Umfragen. Ich glaube, Trump hat das im ersten TV-Duell sogar noch ganz gut hinbekommen. Denn da mussten die beiden Kandidaten vor allem eins machen: ihre Anhänger überzeugen. Das hat nicht nur Clinton geschafft, sondern auch Trump. Auch durch sein bizarres Auftreten, dafür liebt ihn ja ein Teil seiner Anhänger.

Das zweite Duell war nun wirklich der absolute Tiefpunkt, es ging überhaupt nicht mehr um Sachfragen, das war eigentlich nur noch ein wildes Aufeinandergekloppe. Jetzt im dritten Duell waren sie verhältnismäßig sachorientiert. Da ist das Ziel aber auch ein anderes, da geht es nicht mehr darum, eigene Anhänger zu mobilisieren, sondern Unentschiedene zu überzeugen. Und das ist Clinton besser gelungen.

Werden die drei TV-Duelle entscheidend sein für den Wahlausgang?

Nein, entscheidend waren andere Dinge in diesem Wahlkampf. Vor allem das, was an frauenfeindlichen Äußerungen aufgekommen ist von Trump, speziell das entsprechende Video und seine Stellungnahmen später dazu. Das hat ihm sehr, sehr viel seiner durchaus vorhandenen Wahlchancen genommen. Warum? Weil es kaum Frauen gibt in den USA, die sagen: das ist unser Kandidat. Noch nicht mal die gemäßigten republikanischen Wählerinnen, die er hätte hinter sich scharen müssen.

Nun sind die Chancen für Clinton riesig groß. Aber es sind noch drei Wochen bis zur Wahl, da kann noch der ein oder andere Klops ausgepackt werden.

Prof. Dr. Frank Brettschneider ist Experte für Politische Kommunikation. Seit 2006 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft an der Universität Hohenheim.

Das Interview führte Peter Hille.

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