Trumps Budgetkürzungen: Angst um mRNA-Forschung gegen Krebs
24. März 2025
Außen- und innenpolitisch hat sich viel geändert in den USA seit Präsident Donald Trump im Januar sein Amt angetreten hat. Zu denen, die von neuen Regulierungen und harten Kürzungen am meisten betroffen sind, gehören Forschende, die bei ihrer Arbeit auf Regierungsgelder angewiesen sind.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in Feldern wie beispielsweise LGBTQ+- Gesundheit und Gender Identität, Klimawandel sowie in verschiedensten medizinischen Disziplinen wurden bereits Gelder gekürzt oder gestrichen. Erst vor kurzem wurden laut US-Medien mehr als 30 Forschungsprojekten, die sich mit Gründen für und Maßnahmen gegen Impfskepsis befassen, die Finanzierung entzogen.
Bei den Kürzungen spielt wohl Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. eine große Rolle – der Republikaner ist lautstarker Impfskeptiker. Das ist auch ein Grund dafür, dass Forschung, die sich mit der mRNA-Technologie befasst, ebenfalls Kürzungen drohen könnte.
Laut der Nachrichtenseite KFF Health News hat Matthew Memoli, der kommissarische Direktor der National Institutes of Health (NIH), eine Auflistung aller NIH-finanzierten Forschungsprojekte verlangt, die sich mit der mRNA-Technologie befassen. Diese sollten an Kennedy und ans Weiße Haus weitergeleitet werden.
Eine solche Anfrage hatte es auch über die Forschungsprojekte zu Impf-Misstrauen gegeben – bevor ihnen die Gelder gestrichen wurden. Die NIH sind eine Behörde des US-Gesundheitsministeriums, die zuständig für biomedizinische Forschung ist.
Forschende, die anonym bleiben wollten, sagten US-Medien gegenüber, NIH-Angestellte hätten ihnen empfohlen, jegliche Erwähnungen von mRNA aus ihren Bewerbungen für Forschungszuschüsse zu streichen. Dabei spielt die Technologie eine entscheidende Rolle bei vielen Entwicklungen in der medizinischen Forschung.
mRNA, die Basis zweier Coronaimpfstoffe
mRNA kam zu großer Berühmtheit während der Coronavirus-Pandemie. Zwei der Impfstoffe, von BioNTech und Moderna, wurden auf Basis der Technologie entwickelt. Viele Impfstoffe enthalten eine inaktive Version des Virus. Die Mittel von BioNTech-Pfizer und Moderna hingegen nutzen sogenannte messenger RNA (mRNA). Dabei handelt es sich um eine Art genetisches Skript, auf dessen Grundlage der Körper Proteine produziert, die spezielle Funktionen haben.
COVID-19 Impfstoffe, die ein solches mRNA-Skript beinhalten, weisen Zellen im Körper an, Proteine zu produzieren, die identisch zu den Spike-Proteinen sind, die auf dem Coronavirus sitzen. Das Immunsystem bildet daraufhin Antikörper gegen diese Spike-Proteine. Im Falle einer Infektion erkennt das Immunsystem der geimpften Person das Virus sofort wieder und kann es besser und zügiger bekämpfen.
Die Impfstoffe waren hocheffektiv darin, Menschen vor schweren COVID-19-Symptomen zu schützen und haben höchstwahrscheinlich unzählige Leben gerettet. Trotzdem waren einige Menschen der Immunisierung gegenüber misstrauisch. Verschwörungserzählende behaupteten, der Impfstoff würde die DNA der Geimpften verändern – dabei gelangen mRNA Impfstoffe gar nicht in den Nukleus unserer Zellen, wo sich unser genetisches Material befindet.
Malaria-Impfung mit mRNA in der Entwicklung
Die einzige aktuell großflächig eingesetzte Malaria-Impfung, RTS,S oder Mosquirix, ist keine mRNA-basierte Impfung. Die befinden sich noch in der Entwicklung. Sie sollen dabei helfen, die von Mücken übertragene Krankheit zu bekämpfen, die jedes Jahr rund 600.000 Menschen tötet. Bis zu drei Viertel davon sind Kinder unter fünf Jahren.
2023 gab ein Forschungsteam aus Neuseeland und Australien bekannt, dass sie eine mRNA-Impfung gegen Malaria entwickelt haben, die sich bei Tieren als wirksam gezeigt hatte. Der Impfstoff stimuliert Immunzellen in der Leber, dort, wo der Malaria-Parasit Plasmodium zu finden ist, nachdem er in den Blutkreislauf eingedrungen ist.
Natürlich ist es vom Tier noch ein langer Weg bis zu medizinischen Studien beim Menschen, und letztlich einer fertigen Impfung. Der Prozess kann Jahre dauern. Aber Forschende sind sich einig, dass mRNA-Impfungen besonders für den Kampf gegen Malaria geeignet sind, weil sie schnell an mögliche Mutationen des Erregers angepasst werden können.
Die deutsche Firma BioNTech ist schon einen Schritt weiter. Ihr in der Entwicklung befindlicher mRNA-Malaria-Impfstoff wurde bereits an Menschen getestet. Aber am 5. März 2025 stoppte die "Food and Drug Administration" (FDA) in den USA die Tests. Die FDA forderte BioNTech auf, Änderungen vorzunehmen – welche genau, wurde nicht öffentlich bekanntgegeben.
Krebsimpfung dank mRNA?
Auch bei der Krebsbehandlung könnte die mRNA-Technologie eine Rolle spielen. Darmkrebs hat eine hohe Sterblichkeitsrate – neun von zehn Erkrankten überleben nicht. Aber Forschende in den USA entwickeln eine Art Impfstoff, der verhindern soll, dass der Krebs zurückkehrt, nachdem der ursprüngliche Tumor operativ entfernt wurde.
Eine klinische Testreihe zeigte, dass der Impfstoff bei einigen der Teilnehmenden Tumor-spezifische Immunzellen aktivierte, die bis zu mehr als drei Jahren nach der Behandlung noch im Körper zu finden waren.
Der Darmkrebsimpfstoff, der von BioNTech und der US-Firma Genentech entwickelt wird, muss für jede und jeden Teilnehmenden personalisiert werden. Er sorgt dafür, dass körpereigene Zellen sogenannte Neoantigene produzieren, ein bestimmtes Protein, das nur auf dem Tumor des jeweiligen Patienten oder der jeweiligen Patientin existiert. So wird das Immunsystem trainiert, die Krebszellen als einen Fremdkörper zu erkennen, der bekämpft werden muss. Der Impfstoff befindet sich noch in der Entwicklung; die Ergebnisse der Versuchsreihe wurden im Februar 2025 in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch veröffentlicht.