Der stramm rechte Stephen Bannon gilt als Vordenker des US-Präsidenten. Kritiker sehen in ihm einen der geistigen Brandstifter der Krawalle von Charlottesville. Für Donald Trump will Bannon weiter "in den Krieg ziehen".
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Die Trump-Administration Haus bestätigte offiziell den Abgang Bannons nachdem es zunächst nur entsprechende Medienberichte gegeben hatte. Der Stabschef des Präsidenten, John Kelly, und Bannon hätten sich darauf geeinigt, das Bannons seine Arbeit im Weißen Haus mit sofortiger Wirkung aufgebe, heißt es in einer Mitteilung von Trumps Sprecherin Sarah Sanders. "Wir sind ihm dankbar für das Geleistete und wünschen ihm das Beste", heißt es in der Erklärung.
Der 63-Jährige gilt als vehementer Vertreter einer nationalistischen US-Politik und lag damit ganz auf einer Linie mit Trump. Mitte der Woche hatte er allerdings im Gespräch mit einem Journalisten die Nordkorea-Politik Trumps konterkariert und in Zweifel gezogen, indem er - anders als sein Chef - eine militärische Option zur Lösung des Konflikts kategorisch ausschloss.
Bannon: "Will weiter für Trump in den Krieg ziehen"
Aber auch nach den rechtsextremen Ausschreitungen im US-Bundesstaat Virginia war die Rolle des ultrarechten Strippenziehers im Weißen Haus wieder verstärkt in den Fokus geraten. Kritiker sehen in Bannon einen der geistigen Brandstifter der Krawalle in der Stadt Charlottesville. Und auch nach seinem Rückzug aus dem Weißen Haus will Bannon den Präsidenten weiter unterstützen. Er werde sich weiter für Donald Trump stark machen, sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Wenn es da draußen Verwirrung geben sollte, lassen Sie mich das klar stellen: Ich verlasse das Weiße Haus und ziehe für Trump gegen seine Widersacher in den Krieg." Er werde gegen Trumps Gegner im Kongress, in den Medien und in der Wirtschaft kämpfen.
Nicht mehr loyal dem Chef gegenüber?
Bannon war zudem seit geraumer Zeit in den Verdacht geraten, vertrauliche Details aus dem Weißen Haus an Medien weitergegeben zu haben. Das hatte die Kritik an ihm verstärkt. Zu seinen internen Widersachern gehören die moderateren und wirtschaftsliberalen Kräfte im Team um Trump, wie zum Beispiel sein Schwiegersohn Jared Kushner, Wirtschaftsberater Gary Cohn und Sicherheitsberater Herbert Raymond McMaster.
Bannon gilt gemeinsam mit Stephen Miller als Architekt der "America-First"-Strategie Donald Trumps. Der Mitgründer der erzkonservativen Internet-Plattform Breitbart war vor Beginn der Schlussphase des Wahlkampfs 2016 zum Team-Trump gestoßen. Ihm wird ein maßgeblicher Anteil am Wahlsieg Trumps zugeschrieben.
Gefeuert oder gegangen: Trumps Personalkarussell
Einer nach dem anderen verlässt das Weiße Haus: US-Präsident Donald Trump wechselt seine ranghöchsten Mitarbeiter im Schnelldurchlauf. Neuester Abgang ist Sprecherin Sarah Huckabee Sanders.
Bild: Reuters/K. Lamarque
Sarah Sanders
Nach dem abrupten Rücktritt Sean Spicers wurde sie 2017 Stimme des Weißen Hauses: Sarah Sanders, Tochter des republikanischen Ex-Gouverneurs Mike Huckabee, stellte dabei absolute Loyalität zu Trump unter Beweis und pflegte in hitzigen Wortgefechten ein angespanntes Verhältnis zur Presse. Trump nannte die 36-Jährige bei ihrem Rücktritt im Juni 2019 seine "Kriegerin".
Bild: Reuters/K. Lamarque
James Mattis
Verteidigungsminister James Mattis hat Ende Dezember 2018 plötzlich seinen Rücktritt bekannt gegeben - nachdem US-Präsident Trump seinen Rat ignoriert und den vollständigen Rückzug der US-Streitkräfte aus Syrien angekündigt hatte. Aus seinem Rücktrittschreiben ging die gewachsene Kluft zwischen ihm und dem Präsidenten hervor - und er kritisierte Trump für den Umgang mit Verbündeten.
Bild: Getty Images/K. Lane
Ryan Zinke
Auch Innenminister Ryan Zinke gab sein Amt im Dezember 2018 auf. Er stand schon seit Längerem in der Kritik, unter anderem wurde ihm vorgeworfen, Gelder zu verschwenden. Gegen Zinke liefen rund 15 Untersuchungen. Zinke begründete seinen Rückzug mit dem gewachsenen Druck "falscher Anschuldigungen".
Bild: Getty Images/C. Somodevilla
John Kelly
Ebenfalls im Dezember kündigte US-Präsident Trump den Rücktritt seines Stabschefs John Kelly zum Jahresende an. Eigentlich sollte Kelly für Ordnung im Weißen Haus sorgen, aber seine Beziehung zu Trump soll nicht die beste gewesen sein. Auf ihn folgt der bisherige Haushaltsdirektor Mick Mulvaney - auf ihn fiel die Wahl, nachdem mehrere Kandidaten den Job abgelehnt hatten.
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Jeff Sessions
Im November 2018 gab Justizminister Jeff Sessions sein Amt zurück - und zwar im Streit über die Russland-Ermittlungen von Robert Mueller. Aus diesen hatte sich Sessions herausgehalten, ganz zum Ärger von Trump. Sessions wurde durch den Loyalisten Matthew G. Whitaker ersetzt, der Trumps Einschätzung zu den Mueller-Ermittlungen teilt.
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Nikki Haley
Die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley, kündigte ihren Rücktritt im Oktober 2018 an. Als eine der wenigen Frauen, die eine hochrangige Position in der Trump-Regierung einnahm, sagte sie, ihr Rücktritt sei lange geplant gewesen. Trump sprach davon, Haley wolle sich "eine Auszeit" nehmen.
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Scott Pruitt
Für viele war es schon unerklärlich, dass der Chef der US-Umweltbehörde sich so lange im Amt halten konnte. Schließlich gab es schon länger Vorwürfe, dass er Steuergelder verschwende, sich eine private Telefonzelle für 43.000 US-Dollar in seinem Büro installiert habe und Vetternwirtschaft betreibe. Doch der Präsident schien ihn zu mögen und hielt zumindest bis zum 5. Juli 2018 an Pruitt fest.
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H.R. McMaster
Der Nationale Sicherheitsberater erfuhr von seiner Entlassung über Twitter. Am 22. März 2018 erklärte Trump, dass er Herbert R. McMaster durch John Bolton ersetze. Der hochdekorierte General erklärte darauf hin, dass er alle öffentlichen Ämter aufgeben und sich aus der Armee zurückziehen werde. Seine Entlassung war allerdings keine Überraschung, lag er doch schon länger mit Trump über Kreuz.
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Rex Tillerson
Der frühere Exxon-Manager Tillerson war etwas länger als ein Jahr US-Außenminister. Donald Trump feuerte ihn im März mit der Begründung, er wolle vor den Nordkorea-Gesprächen ein "neues Team" aufbauen. Die Beziehung zwischen Präsident und Außenminister galt allerdings schon länger als zerrüttet, nachdem Tillerson Trump im Oktober 2017 angeblich als "Trottel" bezeichnet hatte.
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Hope Hicks
Die 29-Jährige kündigte ihren Posten als Kommunikationschefin im Weißen Haus Ende Februar 2018. Einen Tag vorher sagte sie vor dem Kongressausschuss aus, der russische Einflussnahme auf den US-Wahlkampf 2016 untersucht. Darin gab sie "Notlügen" für Donald Trump zu. Das Weiße Haus betonte, dass die Kündigung von Hicks nichts mit ihrer Aussage zu tun gehabt habe.
Bild: Reuters/L. Millis
Stephen Bannon
Er war der Hauptdrahtzieher für den Einzug Trumps ins Weiße Haus. Aber im August 2017 war es soweit und der Chefstratege Stephen Bannon musste seinen Stuhl räumen. Bannon stand wie kaum ein anderer für Wirtschaftsnationalismus und Trumps "America first"-Politik. Nachdem Bannon sich von den Ausschreitungen durch weiße Nationalisten in Charlottesville nur zögerlich distanzierte, musste er gehen.
Bild: picture alliance/AP Photo/A. Brandon
Anthony Scaramucci
Der 53-jährige Ex-Investor mit dem Spitzname "The Mooch" war nur zehn Tage im Amt des Kommunikationsdirektors. Der schillernde New Yorker musste im Juli 2017 den monatelang vakanten Posten räumen, als der geradlinige General des Marinekorps, John Kelly, neuer Stabschef wurde. Die öffentliche Schimpftiraden Scaramuccis über Trumps Mitarbeiter sollen sogar den Präsidenten verärgert haben.
Reince Priebus, der ehemalige Stabschef im Weißen Haus, war nur sechs Monate nach Amtsantritt aufgrund einer öffentlichen Fehde mit Anthony Scaramucci, dem mittlerweile Ex-Kommunikationsdirektor, im Juli 2017 hinauskomplimentiert worden. Priebus soll einer jener Mitarbeiter im West Wing gewesen sein, die die Anstellung Scaramuccis vehement abgelehnt hatten.
Bild: Reuters/M. Segar
Sean Spicer
Sean Spicer hatte als Pressesprecher des Weißen Hauses nicht nur eine komplizierte Beziehung zur Presse, sondern auch zu seinem Vorgesetzten, dem Präsidenten. Er selbst kündigte auch im Juli 2017, nachdem Trump Anthony Scaramucci zum Kommunikationsdirektor des Weißen Hauses berief - eine Entscheidung die Spicer strikt ablehnte.
Bild: Reuters/K.Lamarque
James Comey
Trumps unerbittliche Personalpolitik machte auch vor James Comey, dem ehemaligen Direktor der Ermittlungsbehörde FBI, nicht halt. Comey wurde im Mai 2017 entlassen mit der Begründung, er habe die Ermittlungen zu den E-Mails von Trumps Widersacherin Hillary Clinton vernachlässigt. Kritiker glauben, die FBI-Untersuchung zu Verbindungen zwischen Trumps Kampagne und Russland waren eher das Problem.
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. S. Applewhite
Michael Flynn
Trumps erster nationaler Sicherheitsberater Michael Flynn trat als erster des frischgebackenen Regierungsstabs nach nur einem Monat im Amt im Feburar 2017 zurück. Der Grund: Es war bekanntgeworden, dass er mit dem russischen Botschafter Gespräche über US-Sanktionen gegen Russland vor seinem offiziellen Amtsantritt geführt und den Vizepräsidenten Mice Pence darüber hinweggetäuscht hatte.
Bild: Reuters/C. Barria
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Turbulenzen ohne Ende
Der Abgang Bannons ist der Höhepunkt einer extrem turbulenten Woche im Weißen Haus, in der Trump vor allem wegen seines Umgangs mit gewalttätigen Rechtsextremisten in der Stadt Charlottesville in das Kreuzfeuer der Kritik geraten war. Dass Trump die Extremisten nicht eindeutig verurteilte, sondern sie auf eine Stufe mit den Gegendemonstranten stellte, war weltweit auf Unverständnis und Ablehnung gestoßen.
Auch in den eigenen Reihen fand sich niemand, der Trump verteidigen wollte. Mehrere Wirtschaftsbosse verließen aus Protest gegen den US-Präsidenten Beratergremien, auf die Trump vor Wochen noch voller Stolz verwiesen hatte.
Zurück zu alter Wirkungsstätte ...
Bannon weiß auch schon, wo er künftig arbeiten wird, bei der ultrarechten Propagandaplattform "Breitbart News". Er teilte mit, er werde sich künftig wieder um die Webseite "Breitbart News" kümmern und dort die Leitung übernehmen.