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Trumps geplante Atomtests: Was Sie wissen müssen

Matt Pearson
1. November 2025

US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, dass die USA wieder Atomwaffen testen werden. Andere Länder täten das Gleiche. Was genau meint er und welche Konsequenzen hätte eine Wiederaufnahme solcher Tests durch die USA?

US-Präsident Donald Trump im Gespräch mit Journalisten an Bord der Air Force One auf dem Weg zurück in die USA
Worauf genau bezieht sich Donald Trump, wenn er davon spricht, Atomwaffentests wiederaufzunehmen?Bild: Evelyn Hockstein/REUTERS

Vor 33 Jahren führten die Vereinigten Staaten zum letzten Mal Waffentests mit Atomsprengköpfen durch. Doch am Mittwoch schien US-Präsident Donald Trump den Befehl gegeben zu haben, diese "unverzüglich" wieder einzuführen.

In einer Nachricht auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social erwähnte er die nukleare Bedrohung durch Russland und China. "Aufgrund der Testprogramme anderer Länder habe ich das Kriegsministerium angewiesen, unsere Atomwaffen auf gleiche Weise zu testen", schrieb er. Erst kürzlich hatte er das US-Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenannt.

Einige Tage zuvor hatte Trump Russland wegen des Tests einer eigenen atomgetriebenen Rakete verurteilt. Sollte Trump sein vorgebliches Versprechen wahr machen, wäre dies eine Abkehr von einem jahrzehntelangem Moratorium für Atomwaffentests.

Schon während der ersten Amtszeit Trumps hatte die Regierung ähnliche Absichten geäußert, diese dann aber wieder fallengelassen.

Wollen die USA wirklich Atomsprengköpfe zünden?

Atomwaffenexperten zufolge ist nicht klar, auf welche Tests genau sich Trump mit seiner Äußerung bezieht. Es könnte sich um Testflüge handeln, wie sie von Russland durchgeführt wurden, bei denen Atomraketen oder Waffen ähnlicher Größe transportiert aber nicht detoniert werden. Es könnte sich aber auch um komplizierte und gefährliche unterirdische Detonationen handeln.

Atomwaffentests in der Wüste Nevada könnten Las Vegas in Gefahr bringenBild: Brett Johnsen/NurPhoto/picture alliance

"Ich gehe davon aus, dass Flugtests US-amerikanischer Interkontinentalraketen geben wird, aber ich wäre sehr überrascht, wenn die USA die tatsächlichen nuklearen Sprengtests wieder aufnehmen würden", sagt Dr. Alexander Bollfrass, Leiter der Abteilung Strategy, Technology and Arms Control am International Institute for Strategic Studies, einer Denkfabrik mit verschiedenen Standorten weltweit.

Vitaly Fedchenko vom Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) hat ebenfalls Zweifel. Da weitere Informationen fehlen, hält er es durchaus für möglich, dass Trumps Anweisung sich lediglich auf die weniger bedenkliche Variante bezieht.

"In den USA ist das Energieministerium dafür zuständig, die Fähigkeiten für die Durchführung von Atomtests aufrechtzuerhalten, nicht das Verteidigungsministerium", betont er. "Wenn er also das Verteidigungsministerium angewiesen hat, dann reden wir vermutlich über Raketentests und Ähnliches. Aber wenn wir über Atomwaffen selbst sprechen, dann ist das Energieministerium zuständig."

Wo könnten die Tests durchgeführt werden?

Beide Experten sind sich einig, dass eine Explosion - sollte sie durchgeführt werden - in der Wüste Nevada stattfinden würde. Dort wurden sie auch vor dem Moratorium, dem sich die meisten der Atomwaffenstaaten angeschlossen hatten, durchgeführt.

Von den Menschen, die unmittelbare Erfahrung mit solchen Tests haben, seien jedoch vermutlich nur noch wenige im Dienst, erläutert Fedchenko. Dies und die Komplexität der erforderlichen Logistik mache es unwahrscheinlich, dass Trumps Anweisung schnell umgesetzt werden könne, betont er.

"Ein tatsächliches Datum für einen Test liegt Jahre in der Zukunft; mindestens 18 Monate, selbst wenn alles absolut nach Plan läuft", ist sich Fedchenko sicher. "Ein Ort dafür muss vorbereitet werden. Soll es unter der Erde stattfinden, wird ein Schacht oder Ähnliches benötigt. Der muss erst einmal gebohrt werden."

"Auch wenn der Test unterirdisch durchgeführt wird, handelt es sich immer noch um eine nukleare Explosion. Wenn da etwas nicht nach Plan verläuft, könnte Radioaktivität in die Atmosphäre entweichen. Wir sprechen also über eine potentielle radioaktive Wolke in der Nähe von Las Vegas. Das Ganze hätte auch seismische Auswirkungen auf die hohen Gebäude dort."

Welche Rolle spielt Russland?

Anfang der Woche machten atomgetriebene Testflüge Russlands Schlagzeilen. Waleri Gerassimow, Chef des Generalstabs der russischen Streitkräfte, berichtete Präsident Wladimir Putin, die Armee habe "einen mehrstündigen Flug eines atomgetriebenen Marschflugkörpers durchgeführt, mit einer Distanz von 14.000 Kilometern", dies sei jedoch nicht das Limit.

Vor wenigen Tagen führte Russland einen Testflug mit einem atomgetriebenen Marschflugkörper durchBild: picture-alliance/AP Photo/Russian Television

Bollfrass ist nicht überzeugt davon, dass sich die USA davon beeinflussen lassen: "Ich glaube nicht, dass die USA versuchen, es den Russen nachzumachen. Sie haben ein klares Modernisierungsprogramm für ihre Atomwaffen. Viele von diesen stammen noch aus den letzten Jahren des Kalten Krieges, es macht also Sinn, sie zu modernisieren und neue Systeme einzuführen", sagt er.

"Auslöser für die sogenannten exotischen oder neuen Systeme der Russen ist die Angst, dass die Raketenabwehrsysteme der USA es den herkömmlichen russischen Atomwaffen schwer machen, durchzukommen. Diese Angst haben die Vereinigten Staaten nicht, denn Russland investiert nicht im gleichen Maße in Abwehrsysteme wie die USA."

Wie könnten andere Atomwaffenstaaten reagieren?

Trumps Absichten oder gar sein Handeln mögen noch nicht klar sein, doch allein seine Worte könnten dazu führen, dass andere handeln. Laut SIPRI zählen gegenwärtig die USA, Russland, das Vereinigte Königreich, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea und Israel zu den Atomwaffenstaaten.

Anfang des Jahres veröffentlichte die Organisation einen Bericht, demzufolge alle diese Staaten "2024 intensive Programme zur Modernisierung ihrer Atomwaffen fortsetzten, vorhandene Waffen nachrüsteten und neuere Versionen einführten".

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Trump betonte kürzlich, die Vereinigten Staaten verfügten über mehr Atomwaffen als jedes andere Land. SIPRI sieht in seinem Jahrbuch 2025 jedoch Russland vor den USA (siehe Grafik oben). Weit abgeschlagen dahinter liegt China. Doch 2025 hatte das asiatische Land sein Arsenal laut dem Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington auf geschätzt 600 Atomwaffen verdoppelt. 2020 waren es noch 300 Atomwaffen. Bis 2030 dürfte die Zahl auf 1000 steigen, vermutet das CSIS.

"Mit Ausnahme Chinas beobachten wir keine massive nukleare Aufrüstung", sagt Bollfrass. "Die Vereinigten Staaten machen sich große Sorgen um die Zukunft. Sie müssen nicht nur ihr Arsenal und ihre nukleare Haltung gegenüber Russland anpassen, sie sehen sich auch von einer doppelten Konkurrenz bedroht. Es besteht also die Gefahr eines Wettrüstens."

Nordkorea ist in Bezug auf Atomtests eine Ausnahme. Am Mittwoch gab das Land bekannt, es habe eine Salve strategisch gelenkter Marschflugkörper, die laut eigenen Angaben mit Atomsprengköpfen bestückt werden können, auf Ziele im Gelben Meer vor der Küste des Landes abgefeuert.

Wie wurden Atomwaffen früher getestet?

Mit Ausnahme Nordkoreas stellten alle Atomwaffenstaaten Tests mit detonierenden Atomwaffen in den Neunzigerjahren ein. Nordkorea führte seinen letzten Test im Jahr 2017 durch. Der letzte bestätigte Tests Russlands fand 1990 statt, der letzte US-amerikanische Test 1992 und der letzte chinesische Test 1996.

In früheren Jahren, seit 1945, wurden viele Tests nicht unter der Erde, sondern darüber durchgeführt. Die Arms Control Association, die sämtliche Atomtests protokolliert, kritisiert: "Die meisten dieser Testareale befinden sich auf dem Land indigener Völker und weit entfernt von den Hauptstädten der testenden Regierungen. Eine große Zahl der frühen Tests - 528 - wurde in der Atmosphäre gezündet. Dadurch verteilten sich radioaktive Substanzen in der Atmosphäre."

1963 unterzeichneten 123 Staaten, darunter die Vereinigten Staaten und Russland, nicht jedoch Nordkorea, den Vertrag über das Verbot von Kernwaffenversuchen in der Atmosphäre, im Weltraum und unter Wasser. Dieser verbietet Atomwaffentests in der Atmosphäre aufgrund ihrer verheerenden Folgen. Doch obgleich unterirdische Tests als sicherer gelten, besteht auch hier die Gefahr, dass Radioaktivität, wie von Fedchenko beschrieben, entweicht.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

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