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Trumps Kehrtwende: Weg mit den Strafzöllen gegen Brasilien

27. Oktober 2025

Ende der Eiszeit zwischen Washington und Brasilia: US-Präsident Trump und Brasiliens Staatschef Lula wollen die Handelsbeziehungen normalisieren. Die Verhandlungen über den Abbau der US-Strafzölle sind angelaufen.

Malaysia 2025 | Bilaterales Treffen von Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (r) und US-Präsident Donald Trump (li) am Rande des ASEAN-Gipfels.  Die beiden Präsidenten schütteln die Hände, im Hintergrund die Nationalflaggen der USA und Brasiliens
"Die Chemie stimmt": Nach einem Treffen am Rande des ASEAN-Gipfels in Kuala Lumpur treten US-Präsident Donald Trump (links) und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva (rechts) gemeinsam vor die PresseBild: Ricardo Stuckert/Presidência da República

Die Ära der US-Strafzölle gegen Brasilien scheint vorbei zu sein. Nach dem Treffen von US-Präsident Donald Trump und Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva am Sonntag am Rande des ASEAN-Gipfels in Malaysia scheint Washington eine 180-Grad-Kehrtwende vollzogen zu haben und setzt beim Handel mit Brasilien auf eine neue Strategie.

Die Ansage kam von US-Außenminister Marco Rubio: "Wir glauben, dass es für Brasilien langfristig von Vorteil ist, die USA zu seinem bevorzugten Handelspartner zu machen anstelle von China", erklärte er in Malaysia.

Natürlich gebe es einige politische Probleme mit Brasilien, doch die US-Regierung sei davon überzeugt, dass diese überwunden werden könnten und dies vorteilhaft für beide Seiten sei.

Es muss schnell gehen

Die Verhandlungen zur Normalisierung der Handelsbeziehungen zwischen den beiden Ländern begannen noch in der Nacht von Sonntag auf Montag. Gegenüber der brasilianischen Tageszeitung O Globo erklärte Brasiliens Außenminister Mauro Vieira, dass "ein Zeitplan für Meetings" erarbeitet worden sei und in "wenigen Wochen" ein Handelsabkommen vorliegen werde.

Von dem Ziel Rubios, die USA erneut zum wichtigsten Handelspartner Brasiliens zu machen, sind die USA allerdings weit entfernt. Nach offiziellen Angaben erreichte das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern im vergangenen Jahr gerade einmal 84 Milliarden US-Dollar.

China hat die USA verdrängt

Zum Vergleich: Der Warenaustausch zwischen China und Brasilien belief sich 2024 auf 151 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik). Bereits im Jahr 2009 überholte China erstmals die USA als wichtigster Handelspartner Brasiliens.

Seitdem hat sich das Handelsvolumen von 56 Milliarden US-Dollar auf 151 Milliarden US-Dollar knapp verdreifacht. Die USA steigerten ihren Warenaustausch im selben Zeitraum von 42 Milliarden US-Dollar (2009) auf 84 Milliarden US-Dollar (2024).

Seit dem Inkrafttreten der US-Strafzölle auf brasilianische Exporte in Höhe von 50 Prozent am 6. August dieses Jahres brachen die Ausfuhren Brasiliens in die USA weiter ein. Importierten die USA im Juli noch Waren im Wert von 3,8 Milliarden US-Dollar aus Brasilien, darunter Fleisch und Kaffee, sank der Wert im September auf 2,6 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik).

"Hexenjagd auf Bolsonaro"

Die US-Exporte nach Brasilien blieben mit 4,3 Milliarden US-Dollar im Juli und September auf dem gleichen Niveau. Dadurch erhöhte sich Brasiliens langjähriges Handelsbilanzdefizit mit den USA, das seit 2015 zugunsten der USA ausfällt (siehe Grafik).

Grund für die US-Strafzölle war im Fall Brasiliens also nicht eine negative Handelsbilanz zulasten der USA. Vielmehr wollte US-Präsident Trump damit sein Missfallen gegen die Verurteilung von Brasiliens Ex-Präsident Jair Bolsonaro durch Brasiliens oberstes Gericht zum Ausdruck bringen.

In einem Post in seinem Netzwerk Truth Social, hatte er im Juli von einer "Hexenjagd auf den Ex-Präsidenten und seine Familie" gesprochen. In Malaysia äußerte sich Trump nun verhaltener. Er habe Bolsonaro immer gemocht, sagte er bei einer Pressekonferenz. 

Lula: "Treffen verlief "überraschend gut"

Doch anscheinend hegt Trump auch Sympathien für Brasiliens Präsident Lula - trotz ideologischer Gegensätze. Die beiden fast gleichaltrigen Politiker - Lula 80, Trump 79 Jahre alt - begegneten sich zum ersten Mal während der UN-Generalversammlung.

Trump erklärte nach dem kurzen Treffen, er fände Lula sympathisch und sei beeindruckt von seinem Lebenslauf. Während eines Telefonats vor den Gesprächen in Kuala Lumpur näherten die beiden Staatschefs sich weiter an.

Auch Lula äußerte sich positiv über Trump. "Ich muss gestehen, dass das Treffen mit Trump überraschend gut verlaufen ist", erklärte ervor der internationalen Presse. Trump und er seien bereit dafür zu sorgen, "dass die 200-jährige Beziehung zwischen Brasilien und den USA aufrechterhalten wird." 

Nach dem Treffen zwischen Trump und Lula verkündete US-Finanzminister Scott Bessent zudem, dass auch mit China die Vorbereitungen- für einen Handelsvertragweit fortgeschritten seien. Trump und Chinas Präsident Xi Jinping würden die Verhandlungen bei ihrem geplanten Treffen am 30. Oktober in Südkorea abschließen.

Vorgesehen ist laut Bessent ein Aussetzen der für den 1. November angekündigten zusätzlichen US-Zölle in Höhe von 100 Prozent auf chinesische Einfuhren sowie die Aufhebung einiger Exportbeschränkungen gegenüber China. Im Gegenzug könnte Peking die Ausfuhrbeschränkungen für Seltene Erden aufheben und erneut Soja aus den USA einführen.

China hatte seit Mai dieses Jahres nach Angaben des US-amerikanischen Agrarministeriums keine einzige Sojabohne mehr aus den USA gekauft. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Sojaimporte aus den USA nach China noch auf knapp 13 Milliarden US-Dollar. Stattdessen orderte Peking Soja aus Brasilien und Argentinien.

Die Kehrtwende der Trump-Administration löste sowohl bei den Sojafarmern in den USA als auch bei der Agroindustrie in Brasilien Erleichterung aus. So erklärte Brasiliens Rat der Kaffeeexporteure Brasiliens (Cecafé), dass er den Dialog zwischen Trump und Lula begrüße. Nun warte man auf "konkrete Ergebnisse".