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Autobauer vor der Trump-Ära

10. Januar 2017

Auf der Auto Show in Detroit dominieren schwere Geländewagen die Messehallen. Die Manager betonen kurz vor der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten die Bedeutung des freien Handels. Und VW holt die Vergangenheit ein.

Texas Donald Trump winkt aus Fahrzeug
Bild: Getty Images/M. Busch

Der künftige US-Präsident Donald Trump mischt weiter die Autobranche auf - gleichzeitig tun sich für Volkswagen im Abgasskandal neue juristische Probleme auf. Während der Konzern zwar noch in dieser Woche auf einer wichtigen Baustelle in den USA vorankommen könnte, müssen nach der Festnahme eines leitenden VW-Angestellten weitere Manager vor rechtlichen Konsequenzen zittern. Beide Themen liefern auf der Automesse in Detroit reichlich Gesprächsstoff. Die US-Justiz wirft der VW-Konzernspitze Vertuschungen in dem Skandal vor.

Noch wenige Monate vor dem Auffliegen der Affäre im Herbst 2015 hätten Manager von Volkswagen bei Mitarbeitern die Verheimlichung der Abgas-Manipulationen abgesegnet, heißt es in einer am Montag vom zuständigen US-Gericht in Detroit veröffentlichten Anklage gegen einen leitenden VW-Angestellten. Dieser war am vergangenen Samstag in Miami festgenommen worden. Dem Mann wird eine Beteiligung an der massenhaften Fälschung von Abgaswerten bei Hunderttausenden Dieselwagen und Irreführung der US-Behörden vorgeworfen. Er erschien am Montagnachmittag erstmals vor Gericht. Der Richter ordnete an, dass der Mann in Gewahrsam bleibt.  

Vertuschungsvorwürfe gegen VW-Manager

Der VW-Manager gehörte laut Klageschrift zu einer Gruppe von Mitarbeitern, die das Management bei einem Treffen am 27. Juli 2015 über die Risiken des Betrugs informierten. Statt die Aufklärung des Falls gegenüber den bereits unter Hochdruck gegen VW ermittelnden US-Behörden anzuordnen, habe die Konzernführung autorisiert, die Tricksereien weiter unter den Teppich zu kehren. Ähnliche Verdächtigungen hatte es schon zuvor gegeben, doch nun werden sie von Zeugen untermauert. Ein Sprecher des Konzerns wollte sich nicht zu den neuen Anschuldigungen äußern.

Mit dem neuen Volkswagen Tiguan Allspace will VW auf dem US-Markt punktenBild: Volkswagen

VW wird damit erneut von seiner Vergangenheit eingeholt. Noch in dieser Woche könnte der Autobauer bei der Bewältigung des Skandals allerdings zumindest an anderer Stelle vorankommen und einen Milliardenvergleich mit dem US-Justizministerium unter Dach und Fach bringen. Damit würden strafrechtliche Ermittlungen gegen den Konzern - nicht gegen einzelne Manager - beigelegt werden. Die damit verbundene Strafzahlung dürfte dem "Wall Street Journal" zufolge bei mehreren Milliarden Dollar liegen.

VW hatte im September 2015 nach Vorwürfen der US-Umweltbehörden eingeräumt, in großem Stil bei Abgastests manipuliert zu haben. Mit Klägern und Behörden hatte Volkswagen bereits einen Milliardenvergleich zur Beilegung zivilrechtlicher Verfahren erzielt. Um auf dem US-Markt wieder voranzukommen, stellte die Konzern-Kernmarke VW zu Beginn der Messe in Detroit eine längere Variante des sportlichen Geländewagen (SUV) Tiguan vor. VW will damit vom SUV-Boom in den USA profitieren, dem nach China zweitgrößten Automarkt der Welt. BMW zeigte den neuen 5er und läutete damit den Generationswechsel bei dem Modell der oberen Mittelklasse ein, Mercedes präsentierte das Coupé der neuen E-Klasse. Bei den Oberklasse-Autobauern laufen die Geschäfte auch in den USA gut.

Trump und das Strafzoll-Gespenst

Milliardeninvestitionen in den USA geplant: Toyota-Chef Akio Toyoda in Detroit Bild: Reuters/M. Blinch

Für Unsicherheiten sorgt aber die Politik des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. Mögliche Barrieren im grenzüberschreitenden Handel mit Autos haben die Branche aufgeschreckt. Trump hat vor allem Mexiko ins Visier genommen und das nordamerikanische Freihandelsabkommen Nafta. Er kündigte an, Politik für die US-Industrie zu machen und Jobs ins Land zu holen. Trump hatte mehrere Großkonzerne wie General Motors und Toyota angegriffen, weil sie seiner Meinung nach zu viele Autos für den US-Markt in Mexiko bauen. Insbesondere drohte er mit hohen Strafzöllen. Diese würden auch die deutsche Autoindustrie hart treffen, die ebenfalls in Mexiko Fahrzeuge für den Export in die USA produziert.

Toyota-Chef Akio Toyoda teilte mit, in den kommenden fünf Jahren zehn Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Euro) in den USA investieren zu wollen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Die Ankündigung sei aber keine Reaktion auf Trumps Äußerungen, sondern vielmehr Teil der Konzernstrategie, hieß es. Die deutschen Konzerne äußerten sich eher vorsichtig zu Trump. "Wir warten auf Fakten", sagte etwa Daimler-Chef Dieter Zetsche mit Blick auf den Start der neuen US-Regierung. Trump wird am 20. Januar in sein Amt eingeführt. Die Automesse in Detroit läuft bis zum 22. Januar.

tko/ul (dpa)

 

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