Trumps Nahostreise: Golfstaaten hoffen auf gute Geschäfte
13. Mai 2025
Ein symbolisches Geschenk hat US-Präsident Donald Trump bereits im Gepäck, wenn er am Dienstag (13.05.2025) zur ersten offiziellen Auslandsreise seiner zweiten Amtszeit aufbricht. Der Trip führt ihn - wie schon 2017 bei seiner ersten Präsidentschaft - zunächst nach Saudi-Arabien, es folgen Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE).
Trumps Gastgeschenk besteht aus Worten: Laut US-Quellen hat der Präsident angekündigt, den Persischen Golf künftig als "Arabischen Golf" oder "Golf von Arabien" zu bezeichnen. Zwar kann Trump den Namen nicht offiziell verbindlich für jedermann ändern. Dennoch ist die Symbolik bedeutsam. Denn arabische Nationen drängen seit langem auf eine Namensänderung. Der Iran hingegen betont seine eigenen historischen Verbindungen zum Golf.
Deal ohne Israel angestrebt?
Politische, vor allem aber auch wirtschaftliche, Fragen stehen für den US-Präsidenten am Golf auf der Agenda. "Jeder der drei Golfstaaten - Saudi-Arabien, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) - ist für Trump mit eigenen politischen Prioritäten verbunden", sagt Burcu Ozcelik vom Londoner Thinktank Royal United Services Institute (RUSI). So benötigten die Saudis ausländische Direktinvestitionen, um die Ziele ihres wirtschaftlichen Modernisierungsprogramms "Vision 2030" zu erreichen. "Riad möchte sich die Chancen, die sich die Vereinigten Arabischen Emirate durch den Beitritt zu den Abraham-Abkommen [dem von den USA vermittelten Normalisierungsabkommen zwischen Israel und einer Reihe arabischer Länder, Red.] gesichert haben, nicht entgehen lassen", so Ozcelik zur DW.
Israel und Saudi-Arabien standen dem Vernehmen nach bereits kurz vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Doch dann kam der blutige Angriff der von westlichen und weiteren Staaten als Terrorgruppe eingestuften Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der folgende Krieg mit zehntausenden Toten im Gazastreifen und brachte die Annäherung zum Stoppen.
Das seinerzeit von den USA vorbereitete Abkommen zwischen Jerusalem und Riad war eigentlich eher ein trilaterales Abkommen, da die USA NATO-ähnliche Sicherheitsgarantien für Saudi-Arabien und Unterstützung für ein saudisches ziviles Atomprogramm zugesichert hätten.
Den israelischen Premier Benjamin Netanjahu wird Trump auf seiner Reise aller Voraussicht nach aber nicht treffen. Und eine Neuauflage des Abkommens zwischen Saudi-Arabien und Israel scheint derzeit auch sonst kaum vorstellbar. Die Saudis selbst haben dafür mehrfach öffentlich sichtbare Schritte hin zu einem palästinensischen Staat zur Bedingung gemacht, Israel lehnt dies - zumindest derzeit und bis auf Weiteres - strikt ab. "Das Königreich kann nicht von seiner roten Linie, einem glaubwürdigen Weg zu einem palästinensischen Staat, abweichen ", meint Ozcelik.
Diplomatischen Quellen in Washington zufolge bestand der saudische Außenminister Prinz Faisal bin Farhan bei seinem Besuch im Weißen Haus im April darauf, Israel während Trumps Besuch nicht auf die Tagesordnung zu setzen.
"Um eine unangenehme Situation zu vermeiden, setzt Saudi-Arabien auf geschäftliche Angelegenheiten", meint denn auch Emily Tasinato, Golfregion-Expertin am Think Tank European Council on Foreign Relations (ECFR). Gleichzeitig gebe es Anzeichen dafür, dass Riad und die Trump-Regierung andere Aspekte des seinerzeit geplanten Mega-Deals vorantrieben - unabhängig vom Normalisierungsprozess zwischen Saudi-Arabien und Israel.
Ein Aspekt betreffe das saudische zivile Atomprogramm. "Trump scheint nun bereit, über eine Zusammenarbeit zu sprechen, ohne dass das Königreich diplomatische Beziehungen zu Israel aufnehmen muss", so Tasinato. "Ein weiterer betrifft die Verteidigung. Denn dafür ist ein Abkommen mit Israel nicht erforderlich."
Auch Sanam Vakil vom Londoner Thinktank Chatham House glaubt, dass der Konflikt zwischen Israel und Gaza während Trumps bevorstehender Reise eher in den Hintergrund treten wird. "Die arabischen Länder erwarten von Trumps Besuch ein stärkeres wirtschaftliches Engagement. Der Besuch wird sich außerdem auf die Förderung der regionalen Sicherheitszusammenarbeit im Rahmen eines Treffens des Golf-Kooperationsrats konzentrieren."
"Wirtschaft als Schlüsselfaktor"
"Ich sehe die Wirtschaft als Schlüsselfaktor bei Trumps Golfreise", sagt Tasinato. "Man kann davon ausgehen, dass mehrere Führungskräfte von US-Rüstungsunternehmen Trump auf seiner Reise begleiten werden." Riad, Doha und Abu Dhabi hätten bereits vor Trumps Besuch erhebliche US-Investitionen zugesagt. "Die saudische Führung strebt Investitionen und Partnerschaften mit amerikanischen Unternehmen an und hat über vier Jahre Handels- und Investitionsmittel in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar (533 Milliarden Euro) angeboten."
Gleiches gelte für die VAE. "Sie wollen in den nächsten zehn Jahren 1,4 Billionen US-Dollar (1,26 Billionen Euro) in den USA investieren, mit Schwerpunkt auf Infrastrukturen für Künstliche Intelligenz und Halbleiter", fügte sie hinzu.
Darüber hinaus wurden mehrere US-Deals über den Verkauf von Flugzeugen und Raketen an GCC-Staaten angekündigt.
Trump kündigt Überraschung an
Trump stellte kürzlich zudem eine "sehr, sehr große Ankündigung" im Verlauf seiner Nahostreise in Aussicht. "Es wird eine der wichtigsten Ankündigungen seit vielen Jahren zu einem bestimmten Thema sein, einem sehr wichtigen Thema", erklärte er vor einigen Tagen - ohne Näheres preiszugeben.
Die Ankündigung könnte sich auf die immer noch in Gaza festgehaltenen Hamas-Geiseln, ein mögliches Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran oder der vom Iran unterstützten Huthi-Miliz im Jemen beziehen, vermuten Experten.
Tatsächlich könnte wieder Bewegung in die Geiselfrage kommen: Zu Beginn dieser Woche hat die Hamas angekündigt, eine weitere Geisel mit US-Staatsbürgerschaft freizulassen.
Tasinato hält es jedoch für wahrscheinlicher, dass sich die Ankündigung entweder auf das Atomabkommen zwischen den USA und dem Iran oder auf die jemenitische Huthi-Miliz bezieht. Diese haben gerade einem von Oman vermittelten Waffenstillstand mit den USA zugestimmt, in dessen Rahmen sie ihre Angriffe auf die Schifffahrt im Roten Meer, nicht aber auf Israel, einstellen.
Mehreren Quellen zufolge hat der Iran die Waffenstillstandsverhandlungen der USA mit den Huthi unterstützend begleitet. Dies könnte auf die Bereitschaft des Iran deuten, ein Atomabkommen mit den USA zu unterzeichnen. Dieses wiederum könnte zu einer Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen den Iran führen und auch die Möglichkeit eines israelischen Militärschlags gegen das Land abwenden.
Aus dem Englischen adaptiert von Kersten Knipp.