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Politik

So spricht Trump

Janin Istenits
4. März 2017

Mit seinen Reden und Tweets sorgt Donald Trump immer wieder für Aufsehen. Linguistinnen untersuchen seinen Sprachstil und verraten im Interview, warum er so erfolgreich ist.

USA Donald Trump vor dem US-Kongress in Washington
Bild: picture-alliance/AP Photo/J. Lo Scalzo

Sprache verrät viel über den Charakter eines Menschen. Das gilt auch für Politiker wie Donald Trump. Sprachwissenschaftlerinnen aus den USA und Deutschland geben Einblicke in die Bedeutung seiner Worte.

Interessiert sich für Trumps Sprache: Linguistin Elisabeth WehlingBild: privat

Elisabeth Wehling verbrachte den Abend von Trumps erster Rede vor dem US-Kongress in ihrem Büro in Kalifornien. Für die Berkeley-Linguistin ist das Teil ihrer Arbeitszeit, sie untersucht die Sprache der Politik. Donald Trumps Sprachstil ist für sie ein spannendes Thema. Der Politiker liefert täglich neuen Stoff für Analysen. Nach seiner Rede bejubeln die Medien seinen neuen Ton, sie sieht genauer hin. Dabei findet sie inhaltlich nichts Neues. Nur die Präsentation hat sich geändert: "Man merkt natürlich, dass die Rede vorgeschrieben war. Nicht zufällig wurde ein Video veröffentlicht, in dem Trump beim Üben gezeigt wird."

Solche Proben gehören vor wichtigen Ansprachen dazu. Von Donald Trump war man bisher anderes gewöhnt. Elisabeth Wehling hört einen neuen Ton, erkennt aber die gleiche Botschaft: "Seine Bilder sind immer noch sehr intensiv. Sie stehen für seine erzkonservative Denkweise." Blut, Krieg und die Witwe eines gefallenen Soldaten - Symbole, mit denen Trump bewegen will.

"Umfrage" per Twitter

Donald Trump weiß, wie seine Worte wirken. Das setzt er gezielt ein, nicht nur in Reden, sondern auch in Tweets. Alles geplant, meint Wehling. Trump benutze Tweets und lenke so von seiner Politik ab. Gleichzeitig schaffe er Bilder in den Köpfen der Menschen. Diese landeten direkt und ungefiltert bei seinen Lesern. Ganz nebenbei frage er sie nach ihrer Meinung: "Er schreibt einen Tweet, stellt eine krasse These in den Raum und schaut, wie die Leute reagieren."

Seine Fans erreicht der US-Präsident über Twitter. Sie teilen seine Tweets und wiederholen so seine sprachlichen Bilder. Wenn seine Gegner das nachmachen, kann es gefährlich werden. Sie schreiben über "Fake News" und wiederholen seine Aussagen. "Donald Trump ist ein erfahrener Geschäftsmann. Er weiß, wie seine Ideen hängen bleiben", so Wehling. Das sei ein großer Fehler der Presse, die seine Aussagen verurteile, aber trotzdem verbreite.

Ein neuer Stil

Mit seiner Sprache will Trump Gefühle beim Publikum wecken. Die Sprachwissenschaftlerin Jean K. Gordon verglich die Worte in Reden Trumps mit denen Clintons und Obamas. Sie fand heraus, dass Trumps Reden am häufigsten negative Begriffe enthalten. Seine Ansprache vor dem Kongress war viel positiver. Man erkennt eine neue Strategie Trumps und seines Teams.

Trumps Tweets und spontane Reden sind für seine Anhänger glaubwürdig. Er verwendet kurze Sätze, einfache Wörter und verständliche Bilder. Das war auch vor den Wahlen seine Strategie - und er war erfolgreich. Jetzt wird er dafür kritisiert: "Donald Trumps Rede vor dem Memorial in Langley und seine Ansprache beim "National Prayer Breakfast" waren katastrophal", so Theresa Heyd, Linguistin an der Universität Duisburg-Essen.

Dass Trump auch anders kann, das zeigte er zuletzt. Nach aggressiv und ungehalten kommt ruhig und geordnet. Den Hype um seinen neuen Ton hält Elisabeth Wehling aber für übertrieben: "Es ist völlig egal, ob er rüpelhaft oder ruhig spricht. Worauf es wirklich ankommt, sind die Inhalte, und die sind gleich geblieben."

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