Trumps Zoll-Pause lässt weltweit Aktienkurse emporschnellen
Veröffentlicht 10. April 2025Zuletzt aktualisiert 10. April 2025
Die Börsen in Europa haben sich nach dem Zurückrudern von US-Präsident Donald Trump bei seinen Zöllen für die meisten Länder der Welt deutlich erholt. Der Deutsche Leitindex DAX sprang zu Handelsbeginn um fast acht Prozent nach oben, die Börse in Paris legte um knapp 6,5 Prozent zu und in London kletterte die Kurse um fast sechs Prozent.
Zuvor hatten schon die asiatischen Börsen mit einem kräftigen Plus geschlossen. Der japanische Nikkei-Index notierte zum Handelsende mit einem Plus von 9,12 Prozent, der breiter gefasste Topix legte um 8,09 Prozent zu. In Südkorea stand der Kospi-Index an der Börse in Seoul zu Handelsschluss bei einem Plus von 6,60 Prozent, die Börse in Sydney lag bei Plus 4,54 Prozent.
Börsenerholung selbst in China
Der Effekt von Trumps Verkündung war sogar in China zu spüren, das als einziges Land von der Pause bei den Zöllen ausgenommen ist. In Hongkong kletterte der Index Hang Seng um 2,69 Prozent, der chinesische SSE Composite Index stieg um 1,29 Prozent.
Einen starken Kurssprung gab es bereits zuvor bei den Aktienkursen in den USA: An der New Yorker Wall Street schlossen die drei wichtigsten Indizes am Mittwoch deutlich im Plus: Der Dow Jones stieg um 7,9 Prozent. Der S&P500 erzielte Gewinne von 9,5 Prozent und der Technologie-Index Nasdaq gewann 12,2 Prozent. Die Ölpreise an der US-Börse stiegen um mehr als vier Prozent an.
Trump hatte mit der Ankündigung hoher Zölle auf fast alle Einfuhren in der vergangenen Woche weltweit eine Talfahrt bei den Aktienkursen ausgelöst. Nach heftigen Turbulenzen an Börsen und Finanzmärkten änderte der US-Präsident am Mittwoch seinen Kurs und setzte gerade erst in Kraft getretene Zusatzzölle für 90 Tage aus. Für die meisten Staaten soll aber weiter ein allgemeiner Importzoll von zehn Prozent gelten. Die Zölle für Waren aus China erhöhte Trump hingegen noch weiter - auf nun 125 Prozent.
EU setzt Gegenzölle aus
Die EU-Kommission setzte inzwischen auch ihre Gegenzölle auf US-Produkte aus. Die erst am Mittwoch von den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union abgesegneten Vergeltungszölle würden "für 90 Tage auf Eis gelegt", teilte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit. "Wir wollen Verhandlungen eine Chance geben", begründete sie das Vorgehen in Brüssel. Die Aussetzung der US-Zölle sei ein wichtiger Schritt, um die Weltwirtschaft zu stabilisieren. "Klare, vorhersehbare Bedingungen sind von elementarer Bedeutung, damit Handel und Lieferketten funktionieren." Von der Leyen wiederholte zugleich das Angebot der EU, gegenseitig alle Zölle auf bestimmte Industriegüter abzuschaffen.
Die EU-Staaten hatten erst am Mittwoch eine Liste von US-Waren abgesegnet, auf die in den kommenden Wochen nach und nach Zölle erhoben werden sollen. Damit reagierte die EU jedoch auf Trumps Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte, die bereits seit Mitte März in Kraft sind und weiter gelten.
China verringert Import von US-Filmen
China greift im Zollstreit mit den USA auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen: Die Pekinger Filmaufsichtsbehörde werde die Zahl der importierten US-Filme "moderat reduzieren", berichtete der Staatssender CCTV. Die "unrechtmäßige" Verhängung von Zöllen durch die US-Regierung gegenüber China werde "unweigerlich die Beliebtheit amerikanischer Filme beim heimischen Publikum weiter verringern", zitierte CCTV einen Sprecher der Behörde. Stattdessen sollen vermehrt Filme aus aller Welt gezeigt werden.
Am Dienstag waren die chinesischen Vergeltungszölle auf US-Importe offiziell in Kraft getreten. Für die Einfuhr von US-Produkten in die Volksrepublik gilt nun ein Zusatzzoll von 84 Prozent.
sti/AR (afp, dpa, rtr)