Trumps Zölle: USA und Indien keine besten Freunde mehr
5. August 2025
Der Druck von US-Präsident Donald Trump auf Indien, seine Ölimporte aus Russland zu stoppen und die Sanktionen gegen den Iran einzuhalten, belasten die Beziehungen zwischen Washington und Neu-Delhi. Die strategische Partnerschaft, die seit Jahrzehnten besteht, gerät in Gefahr.
Da die Handelsgespräche auch nach mehreren Verhandlungsrunden noch immer nicht vorangekommen sind, hat Trump Zölle in Höhe von 25 Prozent auf indische Exporte in die USA verhängt. Sie sind am 1. August in Kraft getreten. Am Montag drohte er mit einer "erheblichen" Erhöhung.
Indien ließ mit einer Replik nicht auf sich warten und erklärte, die Zölle seien "ungerechtfertigt und unangemessen". Das Land werde "alle notwendigen Maßnahmen" ergreifen, um seine "nationalen Interessen und seine wirtschaftliche Sicherheit" zu schützen.
Das Klima zwischen USA und Indien verschlechtert sich
Nachdem US-Präsident Trump Indien in der vergangenen Woche noch als "Freund" bezeichnet hatte, verschärfte er am Montag (4.8.) seinen Ton und sagte, der indischen Regierung sei es "egal, wie viele Menschen in der Ukraine von der russischen Kriegsmaschinerie getötet werden". Sie finanziere die russischen Kriegsaktivtäten in der Ukraine durch den Kauf von russischem Öl.
Die scharfe Rhetorik zeigt deutlich, wie die Beziehungen zwischen Indien und den USA ins Wanken geraten. Diese haben sich bereits in den letzten Monaten verschlechtert, trotz der zu Schau gestellten persönlichen Nähe und symbolischer Freundschaft, als sich Premierminister Narendra Modi Anfang des Jahres in Washington mit Präsident Trump traf.
Kommodore Uday Bhaskar, ein Experte für Sicherheit und strategische Angelegenheiten, glaubt aber, dass Indien trotz Trumps "einschüchternder" Herangehensweise dennoch "keine Konfrontation" sucht.
"Die USA haben sich jedoch dafür entschieden, Handelszölle einseitig und aggressiv als Waffe einzusetzen. Das ist Einschüchterung. Und ja: Das Vertrauen in Washington ist gering und die Enttäuschung groß", sagt Bhaskar im Gespräch mit der DW.
Indien wird sich nicht "einschüchtern lassen"
Indien werde sich aber nicht von "Zöllen, Wutanfällen oder Drohungen" einschüchtern lassen, meint Amitabh Mattoo, Dekan der School of International Studies an der Jawaharlal Nehru University in Delhi.
"Unsere Beziehungen zu Russland und dem Iran spiegeln souveräne Entscheidungen wider, keinen Trotz. Wir betreiben kein Geschäft der Beschwichtigung oder eines der Provokation. Strategische Autonomie bedeutet, sich gemäß unseren Bedingungen zu engagieren, die transparent, selbstbewusst und von Ruhe geprägt sind. Lassen Sie uns Lärm nicht mit Strategie verwechseln", sagt Mattoo im Gespräch mit der DW.
USA geht auf Tuchfühlung mit Pakistan
Der Abkühlung der Beziehungen zwischen Washington und Neu-Delhi fällt mit Trumps Bemühungen um engere Beziehungen zu Indiens Nachbarn Pakistan zusammen.
Die beiden rivalisierenden Atommächte lieferten sich kürzlich einen viertägigen Konflikt, der laut Trump dank der Vermittlung der USA beendet wurde - eine Behauptung, die Indiens Premier Narendra Modi zurückwies.
Die USA und Pakistan unterzeichneten im vergangenen Monat ein Abkommen, welches vorsieht, dass Washington die Ölreserven des südasiatischen Landes erschließt - im Gegenzug zu niedrigeren Zollsätzen auf pakistanische Exporte in die USA.
Indien rührt nicht an Partnerschaft mit Russland
Indien ist nach Angaben der finnischen Denkfabrik Centre for Research on Energy and Clean Air aktuell der größte Abnehmer von russischem Rohöl.
Etwa 35 bis 40 Prozent der indischen Ölimporte stammen aus Russland. Vor Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine 2021 betrug der Anteil lediglich drei Prozent.
Später hat der Westen Russland mit Sanktionen belegt, darunter Einfuhrverbot vom russischen Öl. Indien hat sich den westlichen Ölembargo gegen Russland nicht angeschlossen.
Hochrangige indische Beamte und das Außenministerium haben wiederholt erklärt, dass Indiens "stabile und bewährte Partnerschaft" mit Russland nicht verhandelbar sei und keinem Druck von außen ausgesetzt sein werde.
Trump rechtfertigte die Zölle nun auch mit dem Hinweis auf den fortdauernden Handel Indiens mit dem Iran, der ebenfalls von westlichen Sanktionen wegen der nuklearen Ambitionen betroffen ist.
Shanthie Mariet D'Souza, Präsidentin des unabhängigen Forschungsforums Mantraya, sagte, die amerikanische Politik scheint "ein Ausdruck von Trumps Frustration" zu sein, den Ukraine-Krieg nicht beenden und den Iran nicht effektiv unter Druck setzen zu können. "Trumps Politik kollidiert direkt mit Indiens Politik der strategischen Autonomie."
D'Souza äußerte daher Zweifel daran, dass Trumps aggressives Vorgehen zur Lösung der Situation beitragen werde. Der US-Präsident riskiere, mit Indien einen willigen und vertrauenswürdigen Partner zu verprellen.
Aus dem Englischen adaptiert von Florian Weigand