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Politik

Langzeitherrscher Déby ist tot: Staatskrise im Tschad

20. April 2021

Der mehr als 30 Jahre im Tschad herrschende Idriss Déby soll bereits am Wochenende bei Gefechten mit Rebellen gestorben sein. Sein Sohn, ein General, soll zunächst die Lücke an der Staatsspitze füllen.

Tschad N'Djamena 2020 | Präsident Idriss Deby Itno
Bild: Blaise Dariustone/DW

Tschads Langzeitherrscher Idriss Déby Itno ist tot. Das gab ein Militärsprecher im Staatsfernsehsender bekannt. Der Staatschef sei bei Zusammenstößen mit einer Rebellengruppe an der Front gestorben. Die Kämpfe hätten am Wochenende im Norden des Landes stattgefunden. Déby wurde 68 Jahre alt.

Sein Sohn, Vier-Sterne-General Mahamat Déby Itno, sei zum Übergangsstaatschef bestimmt worden, so der Sprecher weiter. Er verkündete auch die Auflösung des Parlaments und der Regierung, versprach zugleich aber "freie und demokratische" Neuwahlen nach einer 18-monatigen Übergangsphase. 

FACT-Rebellen wollten Déby stürzen

In den vergangenen Tagen hatten sich die tschadische Armee und Rebellen heftige Kämpfe geliefert. Die Rebellenkoalition FACT war am 11. April von Libyen aus in das Land eingedrungen, offenbar mit dem Ziel, Déby zu stürzen. Militärangaben zufolge wurden mehrere hundert Kämpfer getötet, als sie auf die Hauptstadt N'Djamena vorrücken wollten.

1990 war Déby durch einen Putsch an die Macht gekommen, seitdem regierte er den Tschad, der zu den ärmsten Staaten der Welt gehört, zunehmend autokratisch. Erst am Montag hatte die Wahlkommission des zentralafrikanisches Landes erklärt, Déby habe sich bei der Wahl am 11. April mit knapp 80 Prozent der Stimmen durchgesetzt und gehe damit in seine sechste Amtszeit.

Erbfolge: Débys Sohn, General Mahamat Kaka (37), soll übergangsweise die Führung des Tschad übernehmenBild: Marco Longari/AFP/Getty Images

Auswärtiges Amt warnt

Nach dem plötzlichen Tod des Präsidenten und der Machtübernahme durch die Armee im Tschad hat das Auswärtige Amt alle deutschen Staatsbürger "dringend" aufgerufen, das zentralafrikanische Land zu verlassen. Zudem wurde in einem aktualisierten Reisehinweis vor Reisen in den Tschad gewarnt. Es sei "mit politischer Instabilität und bewaffneten Auseinandersetzungen" zu rechnen.

"Wir fordern alle deutschen Staatsangehörigen dringend auf, Tschad umgehend mit Linienflügen zu verlassen", erklärte das Auswärtige Amt auf seiner Internetseite. Bis zur Ausreise sollten Betroffene einen sicheren Ort aufsuchen. "Meiden Sie Demonstrationen und sonstige Menschenansammlungen weiträumig. Halten Sie sich von Armeekräften und bewaffneten Gruppen fern." Es sei geplant, die Botschaft in den kommenden Tagen zu schließen, erklärte das Amt weiter. "Somit ist ab dann keine konsularische Unterstützung vor Ort mehr möglich."

"Rückschlag bei Stabilisierung der Sahel-Region"

Nach einer ersten Einschätzung von Thomas Schiller, dem Leiter des Regionalprogramms Sahel der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bamako, wird Débys Tod negative Konsequenzen für den Kampf gegen den Terror im Sahel haben. In einem Interview der Deutschen Welle sagte Schiller: "Der Tod von Präsident Déby, angeblich gefallen an der Front im Kampf gegen Rebellengruppen im Tschad, ist ein weiterer Rückschlag mit Blick auf die Stabilisierung der gesamten Sahel-Region." Der Putsch in Mali, die chaotischen Zustände nach den Wahlen im Niger und nun Débys Tod im Tschad führten dazu, dass es "immer schwieriger werden wird, die gesamte Region stabil zu bekommen".

Der Tschad-Experte Seidick Abba kritisierte die Ernennung von Mahamat Déby Itno zum Nachfolger seines Vaters. "Das ist ein Putsch!", sagte Abba der Deutschen Welle. "Es haben gerade erst Wahlen stattgefunden - wenn auch fragwürdige, umstrittene Wahlen. Aber wenn Präsident Déby stirbt, muss die Verfassung angewendet werden, selbst wenn sie schlecht ist." Es gebe einen verfassungsmäßigen Mechanismus, der vorgesehen ist und der hätte funktionieren müssen. "Die Tatsache, dass die Armee beschlossen hat, die Macht zu übernehmen und den Sohn von Déby zu dessen Nachfolger zu ernennen, ist ein echter Staatsstreich!"

Nach Ansicht des Experten ist der Tod von Langzeit-Präsident Idriss Déby Itno zugleich eine Chance auf einen Neuanfang nach rund 30-jähriger Herrschaft. Er sagte der DW: "Meiner Meinung nach hat der Tschad jetzt die Möglichkeit, nach den Déby-Jahren ein neues Kapitel aufzuschlagen und sich für einen Dialog zu engagieren. Ich habe gehört, dass die Militärs dafür offen sein sollen - um den Übergang zu gestalten."

sti/kle (DW, afp, dpa, rtr, epd)

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