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Politik

Tschechien experimentiert mit Nowitschok

4. Mai 2018

Russlands Ex-Doppelagent Skripal ist laut britischen Angaben mit Nowitschok vergiftet worden. Jetzt räumt Tschechiens Präsident Zeman ein, dass sein Land 2017 einen Kampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe hergestellt hat.

Milos Zeman tschechischer Präsident
Der tschechische Präsident Milos Zeman hat brisante Informationen (Archivbild) Bild: picture-alliance/dpa/K. Sulova

Das Experiment hat im November stattgefunden, in einem militärischen Forschungsinstitut in Brünn (Brno), der zweitgrößten tschechischen Stadt, wie Präsident Milos Zeman im Fernsehsender Barrandov bekannt gab. "Wir wissen wo, wir wissen wann, also wäre es Heuchelei, so zu tun, als ob nichts geschehen wäre", erklärte der 73 Jahre alte Staatschef weiter. Er berief sich auf einen neuen Bericht des tschechischen Militärnachrichtendienstes. Das Nowitschok-Nervengift wurde demnach zu Forschungszwecken synthetisiert. "Die Menge des hergestellten Gifts war angeblich klein, und es wurde nach den Versuchen vernichtet", sagte Zeman.

Nur wenige Labore experimentieren mit diesen Kampfstoffen

Ein Nervengift aus der Nowitschok-Klasse war laut britischer Regierung bei dem Anschlag auf den Ex-Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter im englischen Salisbury Anfang März verwendet worden. Zeman zufolge dürfte es sich um den Stoff A-234 gehandelt haben, während in Tschechien an der Substanz A-230 geforscht worden sei. Nach Einschätzung von Fachleuten sind nur wenige Labore in der Welt in der Lage, mit derart gefährlichen Nervenkampfstoffen zu arbeiten.

Die britische Premierministerin Theresa May macht Russland für den Anschlag auf Skripal verantwortlich. Das Außenministerium in Moskau weist dies vehement zurück und unterstellt seinerseits Tschechien, Großbritannien, der Slowakei und Schweden, als mögliche Herkunftsländer des verwendeten Kampfstoffs in Frage zu kommen. Dem widersprach Tschechiens Regierungschef Andrej Babis von der populistischen ANO-Partei bislang energisch. Der Fall führte zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen dem Kreml und westlichen Staaten, in deren Folge die Länder russisches Botschaftspersonal auswiesen. Auch Tschechien verwies aus Solidarität mit Großbritannien drei russische Diplomaten des Landes.

Experten am Tatort in Salisbury, wo Sergej Skripal und seine Tochter Julia vergiftet wurden Bild: Reuters/P. Nicholls

Tschechien betreibt NATO-Zentrum zur Abwehr von ABC-Waffen 

Im südmährischen Vyskov (Wischau) betreibt Tschechien ein NATO-Kompetenzzentrum zur Abwehr von ABC-Waffen, also atomaren, biologischen und chemischen Kampfstoffen. Das Land gehört seit 1999 der transatlantischen Allianz an. Die internationale Chemiewaffenkonvention verbietet unter anderem die Entwicklung und den Besitz chemischer Waffen, schließt aber die Forschung zu Abwehrzwecken nicht aus, solange bestimmte Bedingungen und Meldepflichten erfüllt sind.

se/as (dpa, ap)

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