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Wie entsteht ein Tsunami?

30. Juli 2025

Nach dem Erdbeben vor der russischen Halbinsel Kamtschatka herrschte Tsunami-Alarm. Aber wie genau entstehen solche Flutwellen, und was macht sie so gefährlich?

Holzschnitt einer großen Welle, darunter ein Boot, im Hintergrund der Berg Fuji
"Die große Welle vor Kanagawa", Farbholzschnitt des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai (1830-1832) Bild: Google Art Project/wikipedia

Am 30. Juli hat ein starkes Erdbeben den Meeresboden östlich der russischen Halbinsel Kamtschatka erschüttert. Mit einer Stärke von 8,8 war das Beben laut der US-Erdbebenwarte USGS das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima im Jahr 2011.

Für mehrere Pazifikregionen wurden Tsunamiwarnungen ausgegeben. In einigen Küstengebieten kam es zu Überflutungen, in anderen blieb die Welle aus.

Das Bild des Tsunami-Warnsystems der Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde der USA (NOAA) zeigt Tsunami-Warnungen (rot), Hinweise (orange), Beobachtungen (gelb) und Bedrohungen (lila).Bild: NOAA/AFP

Das Wort "Tsunami" stammt aus dem Japanischen und bedeutet "große Welle im Hafen". Der Name soll entstanden sein, weil japanische Fischer, die weit draußen auf einem scheinbar ruhigen Meer unterwegs waren, bei der Heimkehr völlig zerstörte Dörfer vorfanden. Genau dieses Phänomen macht einen Tsunami auch aus - und hängt mit seiner Entwicklung zusammen. 

Wie entstehen Tsunamis? 

Die Riesenwellen können entstehen, wenn Erdbeben, Erdrutsche, Vulkanausbrüche, Nuklearexplosionen oder auch Meteoriteneinschläge den Meeresboden erschüttern. Im Gegensatz zu normalen Wellen - die durch Wind oder Strömungen entstehen - gerät bei einem Tsunami die gesamte Wassersäule in Bewegung. Diese erstreckt sich über die gesamte Wassertiefe von der Oberfläche bis zum Meeresboden, was in der Tiefsee mehrere Kilometer betragen kann.

Die enorme Kraft von Tsunami-Wellen zeigt sich auch daran, dass Tiefseefische aus Wassertiefen um 1000 Meter an der Oberfläche erscheinen können.

Fast unbemerkt an die Küste

Tsunamis können sich mit bis zu 900 Kilometern pro Stunde ausbreiten und so binnen kurzer Zeit ganze Ozeane durchqueren. Auf hoher See ist diese Welle gewöhnlich aber nicht höher als zwei oder drei Meter und wird wegen ihrer großen Wellenlänge von Schiffen oft gar nicht bemerkt. Solange ein Tsunami also den tiefen Ozean durchquert, beträgt die Entfernung von Wellenkamm zu Wellenkamm 150 Kilometer oder mehr.

In flachen Küstengewässern und engen Buchten nimmt die Geschwindigkeit der Welle aber ab: Sie läuft zu enormen Höhen von bis zu 40 Metern auf und kann ganze Landstriche verwüsten.

Die Küstenform beeinflusst die Gestalt des Tsunamis weiter. Entweder kommt es zu mehreren schnell ansteigenden und wieder fallenden Fluten, zu einer Serie sich brechender Wellen oder in seltenen Fällen zu einer einzigen mächtigen Flutwelle mit einer steilen, sich brechenden Front. Wellenberge mit einer Höhe von bis zu 30 Metern entwickeln dabei eine unvorstellbare zerstörerische Kraft, oft bis weit ins Hinterland.

Tsunamis sind keine Seltenheit

Das höchste Tsunami-Risiko besteht wegen der großen Aktivität der Erdkruste rings um den Pazifik. Frühwarndienste versuchen mit Sensorbojen, Computern und Satelliten betroffene Gebiete rechtzeitig vor möglichen Riesenwellen zu warnen. 

Eine der höchsten Wellen wurde am 27. August 1883 vom Ausbruch des Vulkans Krakatau ausgelöst: Etwa 30 Meter hoch brandete der Tsunami damals an die Küsten von Java und Sumatra, mehr als 36.000 Menschen kamen ums Leben.

1946 löste ein Erdbeben auf den Aleuten einen Tsunami aus: In Alaska kamen dabei fünf Menschen ums Leben, Stunden später auf Hawaii weitere 159. 1992 starben im östlichen Indonesien mehr als 2000 Menschen, als eine Insel kurzfristig ganz in den Wassermassen versank. Im Juli 1998 riss eine Flutwelle nach einem Beben vor Papua-Neuguinea mehr als 1200 Menschen in den Tod.

Bei einer schweren Tsunami-Katastrophe am 26. Dezember 2004 in Südostasien kamen mehr als 230.000 Menschen ums Leben. Die riesige Flutwelle, die durch ein Beben der Stärke 9,1 ausgelöst worden war, überrollte große Küstenabschnitte von Indonesien, Thailand, und Malaysia sowie Küstenabschnitte in Sri Lanka und Südindien.

Im März 2011 kam es vor der japanischen Küste zu einem schweren Erdbeben, das einen Tsunami auslöste bei dem über 18.000 Menschen umkamen und fast eine halbe Million Menschen ihre Wohnungen und Häuser verloren. Der Tsunami war auch Auslöser der Atomkatastrophe von Fukushima.

Hannah Fuchs Multimedia-Reporterin und Redakteurin mit Fokus auf Technik, digitalen Themen und Psychologie.
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