Erdbeben vor Russland: Tsunami-Entwarnung für Kamtschatka
Veröffentlicht 30. Juli 2025Zuletzt aktualisiert 30. Juli 2025
Mehrere Meter hohe Tsunamiwellen trafen nach Angaben der russischen Katastrophenschutzbehörde auf Küstenabschnitte der Halbinsel Kamtschatka. Die stärkste Welle sei fünf Meter hoch gewesen, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Rettungsdienste.
Tsunami-Warnung gilt nicht mehr für Kamtschatka
Die Hafenstadt Sewero-Kurilsk wurde überflutet. 2000 Einwohner seien in Sicherheit gebracht worden. Ein in russischen Onlinediensten veröffentlichtes Video zeigt Gebäude, die im Wasser stehen. Staatliche Medien berichteten, mehrere Menschen seien verletzt worden, jedoch niemand schwer. Russische Wissenschaftler erklärten, es sei das stärkste Beben in der Region seit 1952. Nach dem schweren Beben vor der russischen fernöstlichen Halbinsel Kamtschatka hat das Zivilschutzministerium die Tsunami-Warnung inzwischen aber wieder aufgehoben.
Die US-Erdbebenwarte (USGS) hatte die Stärke des Bebens vor der Küste der dünn besiedelten russischen Halbinsel Kamtschatka zunächst mit 8,0 angegeben und später auf 8,8 hochgestuft. Die Erdstöße ereigneten sich laut USGS Mittwochfrüh rund 136 Kilometer von der Stadt Petropawlowsk-Kamtschatski, der Regionalhauptstadt von Kamtschatka, entfernt. Das Epizentrum lag in einer Tiefe von 19,3 Kilometern. Auf das starke Beben folgten mindestens sechs Nachbeben, eines davon hatte die Stärke 6,9 - ein anderes 6,3.
In Petropawlowsk-Kamtschatski rannten nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass verängstigte Menschen barfuß ins Freie. Autos rutschten über wackelnde Straßen, ein Kindergarten-Gebäude wurde schwer beschädigt. Zeitweise sei das Strom- und Telefonnetz zusammengebrochen.
Japan: Warnung vor drei Meter hohen Tsunamiwellen
An Japans Pazifikküste schlug inzwischen eine mehr als ein Meter hohe Flutwelle auf. In einem Hafen der nordöstlichen Präfektur Iwate sei eine 1,30 Meter hohe Welle registriert worden, berichteten lokale Medien. An der Küste anderer Präfekturen wurden Flutwellen von bis zu 80 Zentimetern beobachtet.
Die Behörden hatten Warnungen vor einem bis zu drei Meter hohen Tsunami ausgegeben. Sie galten für die gesamte Nord- und Ostküste. Insgesamt 900.000 Menschen wurden aufgefordert, sich umgehend in Sicherheit zu bringen.
Der Betreiber des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima ließ die Anlage räumen. "Wir haben alle Arbeiter und Angestellten evakuiert", sagte eine Sprecherin des Betreibers Tepco. In dem Kernkraftwerk seien bislang keine Auffälligkeiten festgestellt worden, fügte sie hinzu.
Das am Meer gelegene AKW Fukushima war kurz nach einem schweren Seebeben am 11. März 2011 von einer fast 15 Meter hohen Tsunamiwelle getroffen worden. Das Kühlsystem des Kraftwerks fiel aus, in drei der sechs Reaktoren kam es zur Kernschmelze. Es war das schlimmste Atomunglück seit der Katastrophe von Tschernobyl 1986.
Hawaii: Großer Tsunami nicht erwartet
Das staatliche Tsunami-Frühwarnzentrum der USA gab für den Bundesstaat Hawaii inzwischen leichte Entwarnung. Ein größerer Tsunami werde wohl nicht kommen, erklärten die Experten. Zuvor hatten sie von Wellen von bis zu drei Meter Höhe gesprochen, die die Küsten der Tausende Kilometer vom Epizentrum entfernten Inselgruppe erreichen könnten.
Anwohner waren aufgefordert worden, die gefährdeten Gebiete sofort zu verlassen oder in mindestens zehnstöckigen Gebäuden Schutz zu suchen. Stunden später erreichten höhere Wellen Küstenabschnitte von Hawaii. Größere Schäden wurden nach Behörden-Angaben bisher nicht bekannt.
Das US-Tsunamizentrum gab zudem Warnungen für die Westküste Nordamerikas und Kalifornien heraus. Entsprechende Tsunami-Warnungen gab es ferner für die Philippinen, Indonesien, Taiwan, Australien und Neuseeland.
Sorge auch in Lateinamerika
Auch mehrere Länder Lateinamerikas warnten vor möglichen Tsunami-Wellen. In Mexiko rief das Tsunami-Warnzentrum der Marine die Bevölkerung dazu auf, den Stränden an der Pazifikküste fernzubleiben. Boote und Schiffe sollten nicht auslaufen. In Ecuador warnten die Behörden, dass Flutwellen die bekannten Galápagos-Inselgruppe erreichen könnten. Der Archipel, der wegen seiner einzigartigen Tier- und Pflanzenwelt zum UNESCO-Welterbe zählt, liegt rund 1000 Kilometer vor der Küste des südamerikanischen Landes.
Mit seiner Stärke von 8,8 war das Erdbeben laut US-Experten das weltweit stärkste seit der Katastrophe von Fukushima 2011. Bei der Halbinsel Kamtschatka treffen die pazifische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aufeinander. Die Region gilt damit als eine der weltweit erdbebenreichsten Zonen.
Höchster aktiver Vulkan Eurasiens spukt Lava
Wenige Stunden nach dem schweren Erdbeben vor der Küste ist auf Kamtschatka ist auch der höchste Vulkan auf Russlands fernöstlicher Halbinsel ausgebrochen. Am Kegel des 4750 Meter hohen Kljutschewskoj sei ein starkes Glühen zu beobachten, teilten Geophysiker von der Russischen Akademie der Wissenschaften mit. An einer Flanke laufe Lava herab, Explosionen seien zu hören.
Der Berg, auch bekannt als Kljutschewskaja Sopka, liegt etwa 400 Kilometer nördlich der Regionalhauptstadt Petropawlowsk-Kamtschatski. Er gilt als der höchste aktive Vulkan Eurasiens und gehört zum Pazifischen Feuerring. Die Region ist eine der seismisch aktivsten Zonen der Erde.
se/sth/haz/AR/ie (dpa, afp, rtr, ap, cnn)
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